Tsvangirai verzichtet
22. Juni 2008Der simbabwische Oppositionsführer Morgan Tsvangirai nimmt nicht an der Stichwahl um das Präsidentenamt teil. Der Vorsitzende der Bewegung für Demokratischen Wandel (MDC) gab seine Entscheidung am Sonntag (22.6.2008) auf einer Pressekonferenz in Harare bekannt. Als Grund führte er die Gewalt gegen Oppositionsanhänger an. Die Stichwahl gegen Amtsinhaber Robert Mugabe war für Freitag geplant. Tsvangirai hat die erste Wahlrunde gewonnen, die absolute Mehrheit dem offiziellen Ergebnis zufolge aber verfehlt.
"Welle der Brutalität"
In einer per E-Mail verbreiteten Botschaft erklärte Tsvangirai bereits am Freitag, eine "Welle der Brutalität" habe das Land erfasst. Die Lage in der Hauptstadt spitzte sich unterdessen vor einer geplanten Wahlkampfkundgebung gefährlich zu. Mehrere hundert Gefolgsleute der Regierungspartei ZANU-PF strömten zum Versammlungsort, um die Kundgebung zu verhindern. Bewaffnete Jugendliche errichteten Straßenblockaden, die Anhänger der Opposition fernhalten sollten.
Erst am Samstag war ein von der Polizei verhängtes Verbot der Veranstaltung per Gerichtsbeschluss aufgehoben worden. Unklar war zunächst, ob Tsvangirai bei der Kundgebung auftreten wollte. Tsvangirais Bemühungen, in anderen Landesteilen Wahlkampf zu betreiben, wurden von der Polizei an Straßensperren unterbunden.
85 Tote, Zehntausende Vertriebene
Der um seine Wiederwahl kämpfende Präsident Mugabe bezichtigte die Opposition unterdessen einer Lügenkampagne. Laut einem Bericht der staatlichen Zeitung "The Herald" bezeichnete Mugabe Angaben, wonach MDC-Anhänger niedergeschlagen und misshandelt wurden, als falsch. Die Opposition stelle diese Behauptungen auf, um die Stichwahl am 27. Juni als nicht frei und fair bezeichnen zu können.
Unabhängigen Menschenrechtsgruppen zufolge kamen bei politischer Gewalt vor der Wahl 85 Menschen ums Leben, Zehntausende wurden aus ihren Häusern vertrieben, zumeist Anhänger der Opposition. Der britische Premierminister Gordon Brown verurteilte am Samstag "jene, die die jüngste entsetzliche Eskalation der Gewalt betreiben." Selbst afrikanische Staaten wie Angola, die Mugabe traditionell Mugabe nahestehen, äußern inzwischen Besorgnis. (tos)