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Tuberkulose in Zentralasien auf dem Vormarsch

15. Januar 2003

– Internationale Hilfe unablässig

Köln, 15.1.2003, DW-radio/Russisch

Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation ist heute ein Drittel der Weltbevölkerung mit Tuberkulose infiziert. Jährlich sterben an der Krankheit mehr als zwei Millionen Menschen.

Am Dienstag (14.1.) begann in Bischkek eine internationale Konferenz, die den Methoden zur Behandlung von Tuberkulose sowie der Vorbeugung einer weiteren Verbreitung der Krankheit gewidmet ist. Das Forum wird von der amerikanischen Agentur für internationale Entwicklung USAID und dem kirgisischen Gesundheitsministerium veranstaltet. Aus Bischkek berichtet unsere Korrespondentin Saida Jusupchanowa:

An der Konferenz nehmen Experten aus 15 Ländern teil, die führende Einrichtungen und internationale Organisationen zur Bekämpfung von Tuberkulose vertreten. Am ersten Tag der Konferenz stand die Bekämpfung der Tuberkulose in den Ländern Zentralasiens im Mittelpunkt, wo sich in den vergangenen Jahren die epidemiologische Situation verschlechtert hat. Den Konferenzteilnehmern wurde nahegelegt, in allen Staaten Zentralasiens ein einheitliches Programm zur Bekämpfung der Tuberkulose umzusetzen. In Kasachstan wird ein entsprechendes Programm, das von der Weltgesundheitsorganisation erarbeitet wurde, bereits umgesetzt. Es enthält mehrere Punkte: Feststellung der Tuberkulose-Fälle, kurze stationäre Behandlung der Kranken, regelmäßige Versorgung medizinischer Einrichtungen mit Medikamenten sowie Überwachung der Lage. Wie ein Teilnehmer der Konferenz erklärte, hat das Programm bereits zu einem merklichen Rückgang der Todesfälle unter den Tuberkulose-Kranken in den Ländern geführt, in denen diese Krankheit besonders weit verbreitet ist.

In Kirgisistan nehmen Tuberkuloseerkrankungen, auch die, die tödlich verlaufen, mit jedem Tag zu. Ein Großteil der Todesfälle ist unter der arbeitsfähigen Bevölkerung zu finden. Aber auch unter Kindern und Jugendlichen nehmen Erkrankungen zu. Nach inoffiziellen Angaben sind im Lande derzeit etwa 15 000 Menschen an Tuberkulose erkrankt. Hinzu kommt, dass ein Drittel der Menschen, die chronisch an Tuberkulose erkrankt sind, in Kirgisistan immer noch nicht geheilt werden können, da sie an einer spezifischen Tuberkuloseform leiden, die mit alten Medikamenten nicht zu heilen ist. Der Leiter des staatlichen Tuberkulose-Forschungsinstituts, Professor Awtandil Alischerow, teilte mit, dass der neue Virus erst vor kurzem im Lande aufgetaucht sei. Bekämpfen könne man ihn nur mit den neusten Medikamenten, die sich die Kirgisen jedoch nicht leisten könnten. Eine entsprechende Behandlung kostet umgerechnet 7000 US-Dollar. Bei der Bekämpfung der Tuberkulose wird Kirgisistan von der amerikanischen Agentur für internationale Entwicklung, USAID, sowie von der deutschen Bundesregierung, die dem Lande vor einem Jahr fünf Millionen D-Mark für die Behandlung und Diagnostizierung der Krankheit gewährt hat, stark unterstützt. In diesem Jahr will Deutschland Kirgisistan weitere zwei Millionen Euro zu diesem Zweck bereitzustellen.

Vor wenigen Tagen hat die tadschikische Regierung ein Programm zur Bekämpfung der Tuberkulose im Lande für die Jahre 2003 bis 2010 verabschiedet. Es berichtet Nigora Buchari-sade:

Das Programm sieht vorbeugende und eindämmende Maßnahmen vor, mit denen erreicht werden soll, dass die Erkrankungen im Lande zurückgehen. Mediziner zählen die Tuberkulose zu Krankheiten, die unter schlechten Lebensbedingungen auftreten, deswegen steht die Betreuung sozial schwacher Bevölkerungsschichten, aber auch von Inhaftierten, im Mittelpunkt des Programms. Um die Umsetzung des Programms überwachen zu können, wurde ein Koordinierungskomitee unter Leitung von Vizepremierministerin Nigina Scharopowa gebildet, das die wichtigsten Richtlinien bei der Vorbeugung, Aufdeckung und Behandlung festlegt. Ferner befasst sich das Komitee mit der Beschaffung von Mitteln, darunter auch von haushaltsfremden, die für die Umsetzung des Programms benötigt werden. Statistischen Angaben zufolge wurden in Tadschikistan im vergangenen Jahr etwa 2000 neue Tuberkuloseerkrankungen registriert. Das bedeutet, dass sich im Durchschnitt monatlich mehr als 160 Personen mit dieser Krankheit infizieren. Die Tendenz ist steigend: 2002 nahm im Vergleich zum Vorjahr die Zahl der Erkrankten um 25 Prozent zu.

Über die Maßnahmen, die zur Bekämpfung der Tuberkulose in Usbekistan ergriffen werden, berichtet unser Korrespondent in Taschkent Jurij Tschernogajew:

Als "tödliche Infektion Nr.1 in Usbekistan" bezeichnete die Tuberkulose der Leiter der Hauptverwaltung für Behandlung und Prophylaxe beim Gesundheitsministerium des Landes, Farhad Ilhamow. Diese ernsten Worte eines der wichtigsten Mediziner des Landes sind durchaus begründet. Sogar im Gebiet Taschkent, wo der Entwicklungsstand des Gesundheitswesens mit dem in entlegenen Bezirken des Landes nicht vergleichbar ist, haben die Tuberkuloseerkrankungen innerhalb eines Jahres um 20 Prozent zugenommen. In der Peripherie, beispielsweise am Ufer des Aralsees, hat die Tuberkulose dem stellvertretenden usbekischen Gesundheitsminister Marat Hadschibekow zufolge bereits das Ausmaß einer Epidemie erreicht. Dort sterben an Tuberkulose jährlich 2000 Menschen. Hinzu kommt, dass heute im Lande die Krankheit verstärkt unter jungen Menschen vorkommt. Es ist keine Krankheit alter Menschen mehr. Die Erkrankungen unter Männern liegen um das 1,5-Fache höher als unter Frauen. In Usbekistan gibt es ein staatliches Programm zur Bekämpfung der Tuberkulose, das sich stark auf internationale Hilfe stützt. Deutschland stellte Medikamente und Gerät im Werte von drei Millionen Euro zu Verfügung. Umgerechnet 80 000 US-Dollar stellte die Türkei für den Kauf medizinischen Geräts bereit. Einst galt das heiße und trockene Klima Usbekistans als gut für Tuberkulosekranke. Experten hoffen, dass man mit Hilfe der Natur und ausländischer Unterstützung die Krankheit in den Griff bekommt. (MO)