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Tunesien: Essebsi wird Präsident

21. Dezember 2014

Der 88-Jährige Politiker Essebsi hat die ersten demokratischen Präsidentenwahlen in Tunesien gewonnen.Das teilte die Wahlkommission in Tunis mit.

Der Favorit bei der Präsidentschaftsstichwahl in Tunesien, Beji Caid Essebsi (Foto: Reuters/A. Mili)
Bild: Reuters/A. Mili

Danach erhielt der Politikveteran Béji Caïd Essebsi in der Stichwahl 55,68 Prozent der Stimmen, sein Herausforderer Moncef Marzouki kam auf 44,3 Prozent.

Essebsi gehört der anti-islamistischen und neoliberal ausgerichteten Partei Nidaa Tounès an, die als stärkste Kraft aus der Parlamentswahl im Oktober hervorgegangen war. Sie gilt als Sammelbecken auch der alten Staatselite. Der 69 Jahre alte Marzouki war für den sozialdemokratischen Kongress für die Republik (CPR) angetreten. Der Bürgerrechtler war Anfang 2012 mit Unterstützung der islamistischen Partei Ennahda zum Übergangspräsidenten gewählt worden.Mit der Präsidentenwahl ist der nach der "Jasminrevolution" vor fast vier Jahren eingeleitete Weg Tunesiens in die Demokratie abgeschlossen.

Essebsi gilt als ausgleichende Vaterfigur, als ein Patriarch, und er spielt diese Rolle gern: Der 88-jährige wird schon als der neue Präsident Tunesiens gehandelt. Im ersten Wahlgang mit 27 Kandidaten hatte Sieger Essebsi etwa sechs Prozentpunkte Vorsprung.

Der Jurist Essebsi sieht sich als Erbe des Staatsgründers Habib Bourguiba, der das Land nach der Unabhängigkeit von Frankreich 1956 autoritär regierte, zugleich aber zum Beispiel die Polygamie aufhob, Mann und Frau gleichstellte. Essebsi war einst Berater Bourguibas und hatte unter ihm verschiedene Ministerposten. Tunesier müssten wählen, mahnte er: Rechtsstaat und Fortschritt oder Salafisten und Dschihadisten.

Tunesien gilt als das Geburtsland des sogenannten Arabischen Frühlings. Nach dem Sturz Ben Alis begannen in Ägypten, Libyen, Syrien und anderen Ländern Massenproteste. Die Tunesier haben seitdem vieles erreicht: Trotz mehrerer politischer Krisen gibt es inzwischen eine neue Verfassung, ein neues Parlament und bald wohl auch den ersten demokratisch gewählten Präsidenten.

Überschattet wurde die Stichwahl von Terrordrohungen islamistischer Gruppen. Etwa 100.000 Soldaten und Polizisten waren im Einsatz.

sti/SC/pg (dpa, afpe, rtre)

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