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Turkmenisches Erdgas gegen chinesische Investitionen

19. Juli 2007

China und Turkmenistan haben ein neues Erdgasabkommen geschlossen. Peking ist an sicheren Lieferungen und Turkmenistan an Investitionen interessiert. Experten rechnen aber mit Problemen bei der Umsetzung des Abkommens.

Steigende Nachfrage nach ErdgasBild: AP

Der turkmenische Präsident Gurbanguly Berdymuhammedow hat am 17. Juli während eines Besuchs in Peking mit dem chinesischen Präsidenten Hu Jintao ein langfristiges Erdgasabkommen zwischen der chinesischen staatlichen Eröl- und Erdgas-Gesellschaft "China National Petroleum Corporation" und dem turkmenischen staatlichen Erdgaskonzern "Turkmengas" vereinbart. Einzelheiten wurden nicht bekannt gegeben. Aussichtsreiche Erdgasabkommen wurden zwischen Peking und Aschgabad noch unter der ehemaligen Staatsführung, unter Präsident Saparmurat Nijasow, geschlossen. Und Aschgabad will seine Partner jetzt davon überzeugen, dass die mit der Vorgängerregierung getroffenen Vereinbarungen von der heutigen Führung des Landes eingehalten werden.

Zweifel an turkmenischen Erdgas-Ressourcen

Wird aber Turkmenistan genug Erdgas für all diejenigen haben, denen es zugesagt wurde? Im Gespräch mit der Deutschen Welle sagte Jurij Fedorow, Experte des Chatham House, dem Royal Institute of International Affairs in London, genau das sei die wichtigste Frage: "Der ehemalige Staatschef Turkmenistans erklärte kurz vor seinem Tode, das Land verfüge über 22 bis 24 Trillionen Kubikmeter Erdgas. Das ist eine fantastische Zahl! Später teilte er zudem die Entdeckung des gigantischen Vorkommens ‚Südjolotan‘ mit, in dem Erdgasvorräte von sieben Trillionen Kubikmeter vermutet würden."

Der Experte des Chatham House betonte, das Problem sei, dass keine der Zahlen von unabhängigen Studien, auch von keinen ausländischen Experten bestätigt sei: "Das sorgt bei vielen für Zweifel, darunter auch in Russland bei Gasprom. Es gibt keine konkreten Nachweise." Andererseits bestünden mehr oder weniger begründete Vermutungen, dass im turkmenischen Schelf des Kaspischen Meeres große Vorräte lagern. Aber auch diese Vorräte müssten noch von unabhängiger Seite genauer untersucht werden, meint Fedorow. Ihm stimmt der Experte der Berliner Stiftung Wissenschaft und Politik, Roland Götz, zu: "Die Frage ist berechtigt, sind die Prognosen Turkmenistans wirklich zuverlässig? Niemand von außerhalb weiß das."

Wird Russland das Nachsehen haben?

Heute werden in Turkmenistan etwa 60 Milliarden Kubikmeter Erdgas pro Jahr gefördert. Etwa 40 Milliarden davon gingen an Russland, so Fedorow vom Royal Institute of International Affairs. "Über Russland wird ein bedeutender Teil dieses Erdgases an die Ukraine geliefert", erläuterte er und fügte hinzu, dass ein kleiner Anteil des turkmenischen Erdgasexports in den Iran gehe.

Wenn Turkmenistan tatsächlich ab dem Jahr 2009 etwa 30 Milliarden Kubikmeter Erdgas an China liefern wird, dann könnte das nur zu Lasten des Anteils der Lieferungen gehen, die in Richtung Russland fließen, meint der Experte des Chatham House. Fedorow betonte: "Es ergibt sich ein kompliziertes Interessensgeflecht zwischen Turkmenistan, Russland und China. Natürlich ist eine optimistischere Variante möglich, wenn Turkmenistan die Erdgasförderung deutlich erhöht, aber genau das ist zu bezweifeln."

Turkmenistan will unabhängig bleiben

Roland Götz von der Stiftung Wissenschaft und Politik sagte im Gespräch mit der Deutschen Welle, Russland habe mit Turkmenistan einen bereits laufenden 25-Jahres-Vertrag, der eine Steigerung der turkmenischen Erdgas-Exporte nach Russland von jetzt etwa zehn Milliarden Kubikmeter auf bis zu 90 Milliarden Kubikmeter pro Jahr bis zum Jahr 2028 vorsehe. "Gasprom wird sicherlich darauf bestehen, dass die geschlossenen Vereinbarungen, also steigende Gaslieferungen nach Russland, auch eingehalten werden", meint der deutsche Experte. Das werde den größeren Teil der turkmenischen Exporte absorbieren.

China hat durch seine stark wachsende Wirtschaft einen erheblichen Bedarf an Erdöl- und Erdgaseinfuhren. "Das Gas, das nach China geht, ist nur ein Drittel dieser Menge, die in Zukunft nach Russland gehen wird", sagte Götz. Ihm zufolge will sich Turkmenistan nicht von einer einzigen ausländischen Macht abhängig machen: "Ich glaube, dass die Beziehungen zu Russland immer noch die stärksten bleiben werden, China dann aber an die zweite Stelle treten wird. Da gibt es eine gewisse Konkurrenz mit Russland. Die Beziehungen nach Westen und Süden werden erst an dritter Stelle kommen."

Hoher Bedarf an Investitionen

Die künftige Erdgasförderung in Turkmenistan hängt von künftigen Investitionen in den Energiesektor des Landes ab. "Es werden große Investitionen benötigt", mahnte der Chatham House-Experte Fedorow und fügte hinzu: "Gerade hier ergibt sich eine interessante Situation. Die heutige Führung Turkmenistans ist bereit, folgendes zuzusagen: Wenn ihr beachtliche Ressourcen in die Erforschung und Erschließung sowie künftige Förderung investiert, aber auch in den Bau von Erdgasleitungen, dann sind wir bereit, mit euch zusammenzuarbeiten." Erfolge seien mit dieser Politik aber bislang noch nicht erzielt worden, sagte Fedorow.

Daria Bryantseva
DW-RADIO/Russisch, 18.7.2007, Fokus Ost-Südost

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