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TUT tut was

Marlies Schaum22. September 2002

Die Bundesregierung gibt Zuschüsse bei Anschaffung eines Erdgasautos - doch Tankstellen müssen in Deutschland erst noch gebaut werden.

Bundesumweltminister Jürgen Trittin fährt mit TUTBild: dpa

Alltag in Berlin zur Rush-Hour: Auto reiht sich an Auto reiht sich an Motorrad reiht sich an LKW. Dazwischen kämpfen ein paar Radfahrer, strömen die Fußgänger zu Straßenbahn, U-Bahn und Bussen. Im Sommer kommt es zu Smog und wer sich nach einem langen Tag in der Stadt die Nase putzt sieht unerfreulich Schwarzes.

Nicht nur, dass dies vielen stinkt: Um dem Kyoto-Protokoll der Vereinten Nationen gerecht zu werden, müssen die Treibhausgasemissionen auch im Verkehr drastisch reduziert werden. Das Bundesumweltministerium für Umwelt und Naturschutz setzt seit zwei Jahren unter anderem auf die Initiative TUT - Tausend Umwelttaxis für Berlin. Erdgasbetriebene Taxen, die finanziell gefördert werden.

Eine Anschaffung, die sich lohnt, meint Elke Lohmeyer, selbstständige Taxi-Unternehmerin. Sie ist die Besitzerin des 100. erdgasbetriebenen Taxis in Berlin. Vom Bundesministerium und von den Berliner Gaswerken hat sie einmalig rund 4600 Euro erhalten. Ein fabrikneuer Volvo Kombi ist dann immer noch sehr teuer, so Elke Lohmeyer, aber durch die niedrigen Betriebskosten rentiere sich das auf Dauer.

Günstiger, sauberer, leiser

Ein Kilo Erdgas entspricht in etwa einem Liter Diesel oder Benzin und ist derzeit rund 20 Prozent günstiger. Außerdem ist Erdgas umweltfreundlicher. Im Vergleich zum Benzin- oder Dieselbetrieb werden fast 25 % weniger Kohlendioxid und halb soviel Kohlenmonoxid ausgestoßen. Leiser ist das Auto dann auch. Warum gibt es dann nicht schon längst nur noch erdgasbetriebene Wagen? Neben den höheren Preisen, habe das weitere Gründe, so Ingrid Dannbeck vom Marketing der Berliner Gaswerke. "Die Haken sind natürlich im Moment noch, dass die Tankstellen im Bundesgebiet noch nicht gebaut sind. Und dass die deutschen Hersteller noch nicht so mitziehen, wie wir uns das wünschen. Was Neues aufzubringen kostet Geld und da tut man sich etwas schwer."

Gas als Brückenenergie

Inzwischen wächst das Tankstellenetz. In Berlin kooperieren 12 bereitwillig mit den Berliner Gaswerken, um sich ihren Platz in der Zukunft der Erdgasautos zu sichern. Sieben große Automobilkonzerne stellen jetzt relativ günstige PKWs her. Rein ergasbetrieben oder auch mit einem zusätzlichen Tank für Benzin. Rund 12.000 Erdgasfahrzeuge gibt es in ganz Deutschland, 1,5 Millionen weltweit. In Ländern wie Argentinien und Italien fahren Hunderttausende die umweltverträglicheren Autos, weil der Treibstoff Erdgas da am günstigsten ist. Erdgas sei die Energie für die nähere Zukunft, so Ingrid Dannbeck. "Wir denken, dass es die beste Brückenenergie ist zum Wasserstoff. Manche werden sagen, ja, wieso, Wasserstoff, Brennstoffzellen, ist das nicht noch viel besser. Aber wir haben hiermit eine Technologie, die hier und heute verfügbar ist und wirtschaftlich ist."

Das TUT Projekt soll nicht nur Taxifahrer zum Umstieg auf ein umweltfreundlicheres Gefährt bewegen - längerfristig gesehen sind Privatpersonen die Zielgruppe. Die ersten 100 Anträge zur privaten Förderung liegen den Berliner Gaswerken bereits vor. Kein Wunder, meint Taxibesitzerin Lohmeyer: "Dadurch, dass wir ja auch die Reklame fahren "Ich tanke Erdgas", werde ich auch von vielen angesprochen, die sich dafür interessieren." Und das ist nicht nur im Interesse der Regierung, sondern vor allem der Umwelt.