Pharaone, Mumien, Pyramiden - seit jeher sind Menschen von der Geschichte des Alten Ägypten fasziniert. In der Grande Halle de la Villette in Paris sind ab sofort beeindruckende Originale aus Tutanchamuns Grab zu sehen.
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Für die alten Ägypter führte die Reise ins Jenseits durch eine Unterwelt mit vielen Türen und Toren, die von Schlangen, Krokodilen und anderen Kreaturen bewacht wurden. In der Pariser Schau "Tutanchamun. Der Schatz des Pharaos" begleitet der Besucher Tutanchamun durch zwölf nachgebildete Türen ins Jenseits. Hinter jeder von ihr tut sich ein Ausstellungsraum auf, in dem die kostbaren Beigaben wie Schmuck, mit Blattgold verzierte Statuen und Gefäße aus Keramik im Halbdunkel glänzen.
Seidenfaden und Blattgold
Insgesamt präsentiert die an diesem Samstag eröffnete Ausstellung in der Grande Halle de la Villette 150 Originalstücke, von denen 60 zum ersten Mal außerhalb von Ägypten zu sehen sind. Darunter eine der beiden lebensgroßen Skulpturen, die mehr als 3000 Jahre über das prunkvoll ausgestattete Grab des Pharaos wachten. Oder: mit Seidenfaden bestickte Leinenhandschuhe und ein mit Blattgold verziertes Holzbett.
Auf diese Weise wolle man die Entdeckung des Tutanchamun-Grabes vor 100 Jahren feiern, so der Kurator und Ägyptologe Tarik al-Awadi. Bis der runde Geburtstag da ist, dauert es allerdings noch ein wenig. Der britische Archäologe Howard Carter hatte die Ruhestätte des Kind-Pharaos 1922 gefunden und ist dabei auf über 5000 Objekte gestoßen. Acht weitere Stationen
Für die Zukunft konserviert: Tutanchamuns Grab
Vor 100 Jahren entdeckte Howard Carter Tutanchamuns Grab. Bis heute ruht die Mumie des Pharaos noch im Tal der Könige. Wertvolle Grabbeigaben sind demnächst im neuen Großen Ägyptischen Museum nahe Gizeh zu bestaunen.
Bild: Hannes Magerstaedt/Getty Images
Replikate aus Blattgold
Prächtige Särge und Unmengen an Gold fanden sich in Tutanchamuns Grabkammer. Täuschend echt sehen die hier abgebildeten Särge aus, es handelt sich jedoch nur um Kopien der Originale. Um die Grabkammern des Pharaos maßstabsgetreu zu zeigen, wurden über 1000 Objekte nachgebildet.
Bild: Semmel Concerts GmbH
Das Original
Die Originalfundstücke sind im 20. Jahrhundert oft auf Wanderschaft gegangen. Sie wurden unter anderem in den USA, Japan, Russland und dem damaligen West-Deutschland ausgestellt. Heute greift man auf Replikate zurück, um die Originale zu schonen. Wer den echten Sarkophag Tutanchamuns samt Totenmaske sehen möchte, muss nach Kairo reisen und das Ägyptische Museum besuchen.
Bild: Bildarchiv Steffens/akg/picture-alliance
Das Grab im Tal der Könige
Tutanchamuns Mumie wiederum liegt bis heute an dem Ort, wo sie einst von seinen Untertanen gebettet wurde und wo Carter sie entdeckte: im "Tal der Könige" in der Nähe der Stadt Luxor. Bei Restaurierungsarbeiten im Jahr 2019 wurde in der Grabkammer eine neue Plattform installiert, von der die Besucher einen hervorragenden Blick auf den Sarkophag und die Wandmalerereien haben.
Bild: Getty Images/AFP/M. El-Sahed
Ungeschützt ausgestellt
Ganz ohne Sarkophag, nur in Leinen gehüllt, war der mumifizierte Leichnam Tutanchamuns zeitweise zu sehen. Hier liegt er in einem unterirdischen, klimatisierten Raum. Das Ziel der Restaurierungen war auch, Feuchtigkeitsschwankungen und Staub, die durch die Besucherinnen und Besucher hereingetragen werden, in Zukunft besser von der Mumie fernzuhalten.
Bild: Reuters/M.A. El Ghany
Gebettet für die Ewigkeit
Tutanchamuns Mumie ist die einzige der altägyptischen Könige, die sich noch im Tal der Könige befindet. Die wissenschaftliche Bezeichnung für sein Grab lautet KV62, wobei KV für King's Valley (Tal der Könige) steht.
Bild: Reuters/M. Abd El Ghany
Weibliche Gesellschaft
An den Wänden der Grabkammern illustrieren prächtige Malereien das Leben und den Tod Tutanchamuns. Diese Damen leisten dem Kindkönig in seiner Grabkammer seit Jahrtausenden Gesellschaft. Auch die Wandmalereien wurden bei den Restaurierungsarbeiten vor drei Jahren akribisch gereinigt.
Bild: Reuters/M. Abd El Ghany
Den Tiergott an der Seite
Diese Zeichnung erstrahlt seit der Restaurierung ebenfalls in neuem Glanz. Der Pavian, oder auch Hundskopfaffe genannt, war im alten Ägypten ein heiliges Tier. Er galt als sehr intelligent und sollte Schülern als eifriges Vorbild dienen. Ob der junge Pharao auch im Jenseits weiter lernen sollte?
Bild: Reuters/M. Abd El Ghany
Tief unter der Erde
Die alten Ägypter legten die Grabkammern ihrer Pharaonen tief versteckt unter der Erde an, um sie vor Grabräubern zu schützen. Im Falle von Tutanchamun hatten sie damit lange Erfolg. Über 3000 Jahre ruhte er in Frieden. Jetzt laufen Touristenscharen durch die unterirdischen Gänge.
Bild: Getty Images/AFP/M. El-Sahed
Der Entdecker
Es war der Ägyptologe Howard Carter, der die Grabkammer Tutanchamuns am 4. November 1922 im Tal der Könige entdeckte. Doch bevor er sie öffnete, telegrafierte er an seinen Geldgeber Lord Carnarvon: "Habe endlich wunderbare Entdeckung im Tal gemacht. Prächtiges Grab mit intakten Siegeln. Bis zu Ihrer Ankunft wieder zugeschüttet. Gratulation."
Bild: piemags/IMAGO
Zu viele Touristen
Zahi Hawass, früherer Generalsekretär der ägyptischen Altertümerverwaltung und Initiator der Restaurierungsarbeiten, spricht sich dafür aus, das Grab zu schließen und stattdessen eine Kopie für Besucher anzufertigen. "Denn wenn wir hier weiter Massentourismus zulassen", ist er überzeugt, "wird das Grab keine 500 Jahre mehr überstehen."
Bild: Getty Images/AFP/M. El-Sahed
Ein neuer Palast für Tutanchamun
2002 wurde der Grundstein für das größte archäologische Museum der Welt legt. Eigentlich sollte es schon längst fertig sein, doch die Arbeiten verzögerten sich. So kann die geplante Eröffnung samt großer Feierlichkeiten am 4. November - dem Tag, als Tutanchamus Grab entdeckt wurde - nicht stattfinden. In Zukunft sollen hier alle Grabbeigaben des Pharaos gezeigt werden - nur seine Mumie nicht.
Bild: Balkis Press/ABACA/picture alliance
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Die Organisatoren der Schau rechnen mit einem Massenandrang: 130.000 Tickets wurden bereits im Vorfeld der Eröffnung verkauft. Wenn die Ausstellung Mitte September zu Ende sein wird, werden wahrscheinlich weit mehr als eine Million Besucher da gewesen sein. Die vorherige Pariser Tutanchamun-Ausstellung - sie fand 1967 statt - wurde damals sogar um 70 Tage verlängert, so groß war der Andrang.
Die Wanderausstellung, die mit Paris zum ersten Mal Halt in Europa macht, war vergangenes Jahr in Los Angeles gestartet. London und Sydney sowie sechs weitere, noch unbekannte Orte werden ebenfalls bespielt. Wie es aussieht, wird es in Deutschland keine Schau geben, da klassische Museen für eine Ausstellung in diesem Umfang wegen ihrer Raumaufteilung nicht einfach zu bespielen seien, so die Organisatoren der Tournee.
Im Anschluss an ihre lange Reise sollen die Artefakte im Grand Egyptian Museum (GEM) nahe Giseh ihren Platz finden. Mit einer Fläche von 60.000 Quadratmetern wird es nach seiner Fertigstellung das größte Museum sein, das dem antiken Ägypten gewidmet ist.
bb/fab (dpa, AFP)
Berühmte Mumien und ihre Geschichte
Ob Moorleichen, ägyptischer Pharao oder mongolischer Krieger: Nach jedem Mumienfund ranken sich Gerüchte um Herkunft und Todesursache. und manchmal glauben Forscher sogar, einen Alien entdeckt zu haben.
Bild: Reuters/M. abd el Ghany
Altägyptische Mumienmaske
In einer der ältesten und bedeutendsten Totenstädte Ägyptens fanden die Forscher aus Tübingen diese vergoldete Maske. Sie lag in einem beschädigten Holzsarg in Sakkara und ist mehr als 2.500 Jahre alt. Sie soll einem altägyptischen Priester aus der 26. Dynastie gehört haben. Auffallend sind die großen Augen.
Bild: Reuters/M. abd el Ghany
Ata
Liegt hier ein Außerirdischer? Diese Frage stellen sich viele, als der Körper 2003 in der chilenischen Atacama-Wüste gefunden wurde. Tatsächlich beschäftigte sich sogar ein Dokumentarfilm mit dem möglichen Alienfund. Aber die Gestalt war ein Mensch; anhand der Größe von nur 15 Zentimetern gehen die Forscher von einem frühgeborenen Fötus mit diversen Knochen- und Schädelfehlbildungen aus.
Bild: picture-alliance/dpa/Bhattacharya S et al./COLD SPRING HARBOR LABORATORY
Tutanchamun
1922 entdeckte der britische Ägyptologe Howard Carter im Tal der Könige in einem nahezu ungeplünderten Grab die Mumie des Pharaos Tutanchamun. Jahrzehntelang spekulierten Forscher, ob der Kindskönig ermordet wurde - bis eine Untersuchung im Computertomographen 2005 mehrere Brüche nachwies, die nahelegten, dass Tutanchamun an den Folgen eines Jagdunfalls starb.
Bild: picture-alliance/dpa/epa/AP/B. Curtis
Rosalia Lombardo
Seit fast 100 Jahren liegt Rosalia in der Kapuzinergruft in Palermo, sie starb kurz vor ihrem zweiten Geburtstag an der Spanischen Grippe. Das Mädchen sieht aus, als schlafe es nur und gilt als schönste Mumie der Welt. Ihr Einbalsamierer überlieferte der Nachwelt nicht, wie es ihm gelang, ihr Antlitz derart zu erhalten. Aber Forscher fanden heraus, dass Alfredo Salafia Formaldehyd nutzte.
In Palermo ist aber nicht nur die schönste Mumie der Welt zu sehen, sondern auch Schauriges: In den Katakomben des Kapuzinerklosters ließen sich die besser Betuchten früher in ihren Kleidern bestatten. Als die Ordensbrüder um 1600 feststellten, dass die Leichname kaum verwest waren, stellte man sie an den Wänden auf, wo sie heute besichtigt werden können.
Bild: picture-alliance/dpa/H. Brix
Ötzi
1991 entdeckte ein Ehepaar aus Nürnberg beim Wandern eine Gletschermumie in den Ötztaler Alpen (daher der Name). Im Jahr 2000 untersuchten Wissenschaftler die durch natürliche Gefriertrocknung konservierten Überreste des Steinzeitmanns, um die Todesursache zu klären. Vermutlich starb der zwischen 3359 und 3105 v. Chr. geborene Mann durch eine Pfeilattacke.
Bild: AP
Skythen-Krieger
Nur etwa halb so alt wie Ötzi ist dieser 2003 von einem internationalen Forschungsteam in der Mongolei entdeckten Skythen-Krieger. Das indoeuropäische Reitervolk lebte in den weiten Steppen Eurasiens. Diese durch Eis konservierte Mumie war in einen Pelz aus Murmeltierfell und Filzstiefel gekleidet.
1900 von einem Torfstecher entdeckt, ist der Mann von Neu Versen die berühmteste der bis heute in Niedersachsen entdeckten 60 Moorleichen. Durch die Inhaltsstoffe des Moores färbten sich die Haare des Leichnams im Laufe von rund 1700 Jahren rot, was ihm Spitznamen "Der rote Franz" einbrachte. Die Humussäure des Moores hatte den Körper konserviert.
Bild: cc-by-Axel Hindemith
Die Detmolder Kindermumie
Diese Babymumie stammt aus Peru. Benannt ist sie allerdings nach dem Lippischen Landesmuseum in Detmold, das sie 1987 zur fachgerechten Konservierung erhalten hatte. Das Kind, das an einem Herzfehler starb, ist eine der ältesten Mumien der Welt: mit über 6500 Jahren ist sie sogar älter als Tutanchamun und Ötzi.