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Politik

US-Demokraten: Biden unter Beschuss

13. September 2019

Favoriten haben es mitunter schwer bei den US-Demokraten. Hillary Clinton durfte das erfahren, und auch Joe Biden hat im jetzigen Auswahlverfahren nicht viel Rückenwind: Die "Dems" suchen den Präsidentschaftskandidaten.

USA TV-Debatte der Demokraten | Joe Biden und Julian Castro
Joe Biden und Julian Castro (rechts) Bild: Reuters/M. Blake

Joe Biden ist 76 Jahre alt und hat in seinem politischen Leben schon einiges erlebt. Seit seiner Zeit als Vizepräsident von Barack Obama kennt er das Weiße Haus von innen, und gerne würde er nach den Präsidentenwahlen 2020 da wieder einziehen, diesmal als Chef. Doch davor haben die Götter der Demokratie die Wähler gesetzt, in den USA zuletzt ja eine schwer kalkulierbare Größe. Und außerdem sind da ja noch Bidens Parteifreunde, und die machen dem Mann die Sache nicht leicht. Warum auch: Wollen doch noch andere Präsidentschaftskandidat werden! Erst im kommenden Jahr wird entschieden.

Schon vergessen?

Houston, Texas, eine weitere Runde der Fernsehdebatten der Demokraten, es ist schon die dritte. Biden ist da, umrahmt von seinen ziemlich linken Mitbewerbern, den Senatoren Elizabeth Warren und Bernie Sanders. Einer der wesentlichen Streitpunkte war wieder einmal das Gesundheitssystem. Und da landete der frühere US-Wohnungsbauminister Julian Castro den wichtigsten Wirkungstreffer gegen Biden. Er warf ihm unter anderem vor, seine Position bei einem Detail innerhalb von zwei Minuten komplett geändert zu haben. Castro fragte Biden, ob er etwa vergessen habe, was er zwei Minuten zuvor gesagt habe - was als Seitenhieb auf Bidens Alter zu verstehen war.

Zehn Spitzenkräfte in einer Reihe (von links): Amy Klobuchar, Cory Booker, Pete Buttigieg, Bernie Sanders, Joe Biden, Elizabeth Warren, Kamala Harris, Andrew Yang, Beto O'Rourke und Julian CastroBild: Reuters/J. Bachmann

Auch beim Thema Migrationspolitik war der Favorit erneut Kritik ausgesetzt. Auf die Frage, ob er die Massenabschiebungen in der Amtszeit des damaligen Präsidenten Obama im Nachhinein für einen Fehler halte, sagte Biden, er sei Vize-Präsident und nicht Präsident gewesen. Castro warf seinem Parteikollegen daraufhin vor, er könne sich nicht einerseits für die Obama-Jahre rühmen und andererseits bei unbequemen Themen von damals wegducken. Mit solchen Anwürfen war Biden bereits bei der zweiten Runde der TV-Debatten in Detroit Ende Juli konfrontiert worden. Fazit: Die Zeit in der Obama-Administration ist für Biden längst Fluch und Segen zugleich.

Aus Afghanistan nach Hause

Biden warf seinerseits Sanders und Warren unter anderem vor, ihre Pläne zum Gesundheitssystem seien nicht finanzierbar. Mit Spannung war erwartet worden, ob Warren ihr erstes großes Aufeinandertreffen mit Biden für direkte Attacken nutzen würde. Die 70-Jährige verzichtete darauf jedoch und versuchte vor allem, inhaltliche Unterschiede herauszustellen. Gemeinsam plädierten beide für einen US-Truppenabzug aus Afghanistan. "Wir brauchen diese Soldaten dort nicht. Ich würde sie nach Hause holen", sagte Biden.

Macht sie das Rennen? Elizabeth Warren Bild: Reuters/J. Bachmann

Anders als bei den vorherigen beiden TV-Debatten-Runden gab es diesmal nur einen Abend, an dem alle zehn Demokraten, die sich für die Debatte qualifiziert hatten, gemeinsam auf der Bühne standen. In Houston trafen damit alle Präsidentschaftsanwärter mit den bislang besten Chancen direkt aufeinander. Ob der Amtsinhaber an der Pennsylvania Avenue in Washington die Debatte verfolgt hat, ist nicht überliefert. Es heißt ja von Donald Trump, er sei ein leidenschaftlicher Fernsehzuschauer

ml/ww (dpa, afp, rtr)

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