"Wir haben den Ausgabepreis unserer Aktien festgelegt." Mit dieser Kurznachricht kündigte Twitter seinen Börsengang an. In einer angehängten Erklärung wurden dann die Einzelheiten und der Preis aufgeführt.

Erst sieben Jahre ist der Kurznachrichtendienst alt. Doch schon schwingt sich das erfolgreiche Unternehmen, dessen Markenzeichen der kleine blaue Zwitschervogel ist, in neue Höhen auf: 70 Millionen Aktien zu je 26 US-Dollar sollen an diesem Donnerstag ausgegeben werden.

Damit könnte der Börsengang 1,8 Milliarden US-Dollar (1,3 Milliarden Euro) in die Twitter-Kassen spülen. Rechnet man die sogenannte Mehrzuteilungsoption hinzu - das sind Extra-Aktien, die bei entsprechender Nachfrage auf den Markt kommen - sind es sogar 2,1 Milliarden Dollar.

Starker Start erwartet

Durch den Börsengang erhöht sich der Wert des Unternehmens auf rund 14 Milliarden Dollar. Nach Ansicht von Analysten ist das ein stolzer Preis für ein so junges Unternehmen, das zudem Verluste schreibt.

Trotzdem sind die Analysten angesichts der roten Zahlen nicht verunsichert: "Ich gehe davon aus, dass Twitter in den kommenden ein bis zwei Jahren stärker wächst als Facebook", prophezeit Daniel Knapp vom Marktforscher IHS.

Der Start von Twitter an der Börse ist das am stärksten beachtete Debüt eines Unternehmens seit dem Börsengang von Facebook vor eineinhalb Jahren. Damals hatten Banken den Preis vor dem Start in die Höhe getrieben, an der Börse stürzten die Papiere danach jedoch schnell ab.

Dieses Schicksal erwarten die Börsianer für die Twitter-Aktie nicht. Sie rechnen für den ersten Tag im Handel mit einem leichten Anstieg. Die Jahresprognosen sehen die Twitter-Aktie zwischen 29 und 54 Dollar.

Auch dass der Preis der Twitter-Aktie von ursprünglich erwarteten 23 bis 25 Dollar jetzt auf 26 Dollar erhöht wurde, spricht aus Sicht der Experten für ein starkes Interesse von Investorenseite und damit gegen einen Absturz nach dem Start.

Vorbild Facebook

Zwar lassen sich im Zusammenhang mit dem Gang an die Börse einige Ähnlichkeiten feststellen, aber letztlich kämpfen Twitter und Facebook zur Zeit doch noch in unterschiedlichen Gewichtsklassen: Während das Online-Netzwerk vor seinem Sprung aufs Parkett bei einem Umsatz von 3,7 Milliarden Dollar einen Jahresgewinn von einer Milliarde Dollar verzeichnete, muss sich Twitter im vergangenen Jahr bei Erlösen von rund 317 Millionen und einem Defizit von fast 80 Millionen Dollar tief in der Verlustzone.

Außerdem ist Facebook in punkto Nutzerzahlen meilenweit vor Twitter: 1,2 Milliarden Menschen nutzen das Online-Portal, aber nur 200 Millionen haben sich für den Kurznachrichtendienst registriert.

In einem anderen Punkt hat Twitter aus dem verpatzten Börsenstaat von Facebook gelernt: Anders als der schier übermächtige Kontrahent wählte man überraschenderweise nicht die rein elektronische Technologiebörse Nasdaq als Handelsplatz, sondern die traditionsreiche New Yorker Börse.

mak/gmf (rtr, dpa)