1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Udo Lindenberg im Museum: Die Lederjacke ist noch in Gebrauch

Ulrich Anders4. Mai 2005

Das Bonner Haus der Geschichte ehrt das Urgestein des Deutschrocks Udo Lindenberg - und mit ihm eine Epoche, in der Musik Politik machte. Der Nostalgie ist Hoffnung beigemischt, dass diese Erfahrung nicht einmalig war.

Bild: ATLANTIC AFFAIRS /Tine Acke

"Normalerweise musst du ja das Zeitliche segnen, bevor dir so eine Ausstellung widerfährt. In diesem Fall ist es so: Sie machen es jetzt schon, und das ist praktisch, so kann ich das wenigstens sehen. Und jetzt gehe ich da eben so durch und finde das eine sehr tolle Sache. Sie machen die Sache ja nicht nur für mich, sondern für die ganze Bewegung." Nach einer Odyssee - wie Udo Lindenberg sagt - über jede Bühne im gesamten Bundesgebiet zieht Udo Lindenberg nun an den Rhein nach Bonn.

Als Mittelpunkt der Ausstellung "Keine Panik". Das Haus der Geschichte zeigt nicht das Leben Udos, sondern nur einen Auszug: Den Rocker als glitzernde Gestalt der deutsch-deutschen Beziehungen, wie Ausstellungsdirektor Jürgen Reiche erklärt: "Wir haben uns entschlossen eine Ausstellung zu machen zu Udo, aber keine autobiografische, sondern eine thematische! Wir versuchen mit ihm auf eine Zeitreise zu gehen in die 70er, 80er und 1990er-Jahre, mit seinen Liedern und seinem politischem Engagement."

Staatsfeind der DDR

Udo Lindenbergs Jacke von 1987, die DDR-Staatschef Erich Honecker von ihm geschenkt bekamBild: AP

200 Exponate werden in Bonn gezeigt. Lindenbergs Stasi-Akten, Zeichnungen des Künstlers in Alkohol, so genannte Likörelle, die Schalmei die ihm DDR-Staatsratsvorsitzender Erich Honecker schenkte und natürlich die legendäre Lederjacke, die Lindenberg Honecker überreichte. Und irgendwie könnte man beim Durchwandern der Ausstellung den Eindruck gewinnen, dass der 1946 in Gronau Geborene die Wiedervereinigung Deutschlands allein gestemmt hätte.

"Ich war ja staatlich anerkannter Staatsfeind damals. Ich hatte auch ständig Lokalverbot in der DDR! Also Honecker und die Nasen konnten mit den Sachen auch nicht vernünftig umgehen. Ich sagte: Zieh doch mal die Lederjacke an und geh' damit zum Proletariat und check mal, was die für Sehnsüchte haben. Hat er nicht gemacht! Deshalb konnte er nicht mehr lange im Amt bleiben."

30 Jahre kämpft Udo Lindenberg nun schon für eine bessere Welt. Gegen das Wettrüsten in den 1980ern, für ein vereintes Deutschland bis zur Wende 1989 und gegen rechte Gewalt bis heute. Die Bonner Ausstellung sieht er als Etappe seines Werkes. Ein Rückblick auf alte, geführte Schlachten.

Der Traum von einer Panikpartei

Bild: AP

So körperlich am Ende er auch wirken mag - Alkoholkonsum und Parties haben ihre Spuren hinterlassen - wird er nicht müde, politisch aktiv zu sein und politisch unpopuläre Meinungen zu vertreten. Denn wenn er etwas erreichen will, kennt Lindenberg weder Freund noch Feind. Für ihn zählt der globale Gedanke. Der Kampf für eine bessere Welt.

"Gerade jetzt in diesem Jahr. 60 Jahre Kriegsende. Wir alle kommen aus einem braunen, unglaublich schrecklichem Deutschland, das unermessliches Leid über weite Teile der Welt gezogen hat. Vor dem Hintergrund dieser Geschichte muss dieses Deutschland sehr sehr bunt sein und sehr sehr tolerant."

Der Rocker und sein KanzlerBild: AP

Was Lindenberg gerade zu magisch erscheinen lässt ist seine Art. Udo ist Udo. Immer und unverstellt. Jemand der nicht singen kann aber singt. Jemand der nicht tanzen kann aber tanzend alle zum Tanzen bringt. Und jemand dem politische Korrektheit völlig fremd ist. Udo Lindenberg sieht die Bonner Ausstellung im Haus der Geschichte auch als Chance, der heutigen Jugend zu zeigen, dass man für Ideale aufstehen kann und sich nicht durch Arbeitslosigkeit und dem Gefühl der politischen Ohnmacht lähmen lässt. Sollte er dies mit seinen jetzigen Mitteln nicht erreichen, hat Lindenberg schon das nächste Ass im Ärmel: Die Gründung einer Panikpartei.

"Das ist so eine Phantasie, aber manchmal denke ich, dass wir es einfach machen sollten. Müssen mal sehen, wie sich das in Deutschland so entwickelt, ein paar Ansätze gibt es ja. Keine Soldaten in den Irak, oder den Iran. Diese friedenspolitische Positionen in Europa entwickeln sich jetzt stärker. Und die anderen Sachen müssen wir erst einmal gucken. Die Panikpartei ist auf jeden Fall eine schöne Phantasie."

Die Ausstellung "Keine Panik" läuft noch bis zum 29.5.2005 im Haus der Geschichte in Bonn.

Den nächsten Abschnitt Mehr zum Thema überspringen