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Uganda schickt Truppen in den Südsudan

Simone Schlindwein11. Januar 2014

Ugandas Regierung hat eingestanden, dass ihre Armee in den Südsudan einmarschiert ist. Es geht um Sicherheits- ebenso wie Wirtschaftsinteressen. Doch der Schritt ist ein Risiko für die ganze Region.

Südsudanesische Flüchtlinge an der Grenze zu Uganda Foto: DW/Schlindwein
Bild: DW/S. Schlindwein

Dutzende Lastwagen reihen sich am Ufer des Elugu-Flusses, der Uganda vom Südsudan trennt. Normalerweise herrscht in der kleinen Grenzstadt Nimule geschäftiges Treiben. Ugandische Händler und Lkw-Fahrer tummeln sich hier in den Bars, wartend, bis die Zollangelegenheiten geregelt sind.

Doch seit drei Wochen hat sich etwas verändert. Die Händler sind verschwunden. Die Lastwagenfahrer transportieren nicht mehr wie gewohnt Handelsgüter und Lebensmittel, sondern Flüchtlinge und militärisches Gerät. Beladen mit jeweils einem Kampfpanzer kommen die Schwertransporter nur mit Schrittgeschwindigkeit voran. Die Überlandstraße von Ugandas Hauptstadt Kampala zum Grenzposten Nimule wird gerade erst asphaltiert. Mehrere Tage schon sind die Lkws unterwegs, bis die Kolonne mit Panzern und Containern mit militärischem Gerät die Grenze zum Südsudan erreicht.

Mehrere Tausend Flüchtlinge kommen täglich aus dem Südsudan nach UgandaBild: DW/S. Schlindwein

Evakuierung oder Kampfeinsatz?

Bislang hatte Ugandas Regierung erklärt, sie habe ihre Truppen nur geschickt, um mehrere tausend eigene Staatsbürger aus dem Südsudan zu evakuieren. Doch so recht hat das hier an der Grenze niemand geglaubt. Gerüchte gingen um, ugandische Kampfflugzeuge hätten Rebellenstellungen bombardiert. Ugandas Spezialkräfte würden in Südsudans Hauptstadt Juba strategische Einrichtungen wie den Flughafen und den Präsidentenpalast sichern. Am Freitag (10.01.2014) hat Ugandas Regierung nun den massiven Einsatz ihrer Soldaten bestätigt, "um den friedlichen Ablauf der Verhandlungen zu garantieren“, wie es der Regierungssprecher formuliert.

In entgegengesetzter Richtung zu Panzern und Soldaten überqueren täglich Tausende Flüchtlinge aus dem Südsudan den Grenzfluss nach Uganda. Die meisten waren tagelang zu Fuß unterwegs. So wie Philip Akau, ein 19-jähriger Flüchtling aus der Stadt Bor. Auch er habe ugandische Soldaten im Südsudan gesehen, berichtet er: "Viele Lastwagen mit ugandischen Soldaten sind uns entgegengekommen. Wohin sie fuhren, weiß ich nicht."

Ugandas Präsident Yoweri Museveni (l.) und Südsudans Staatschef Salva Kiir sind seit langem enge VerbündeteBild: Tony Karumba/AFP/Getty Images

Wirtschaftsinteressen verteidigen

Die Handelsstraße nach Juba zu sichern, das ist möglicherweise ein Hauptinteresse von Ugandas Regierung. Für die ugandische Wirtschaft ist der Südsudan der größte Absatzmarkt jenseits der eigenen Grenzen. Fast jede Tomate, jede Kartoffel, jede Bohne, jedes Ei, das in Südsudan konsumiert wird, kommt aus Uganda. Die Regierung erwirtschaftet täglich über 2 Millionen Dollar Steuereinnahmen aus dem Export in den Südsudan. Schätzungsweise 20.000 ugandische Gastarbeiter arbeiten in Juba und schicken regelmäßig Geld nach Hause. Die ugandische Elite hat in Juba in Immobilien und Firmen investiert.

Uganda gilt schon lange als großer Bruder des jungen Nachbarlandes. Präsident Yoweri Museveni hatte den Unabhängigkeitskrieg der Südsudanesen gegen die Regierung im Norden aktiv unterstützt, auch militärisch. Dafür hat Uganda nach der Unabhängigkeit seiner Verbündeten 2011 lukrative Wirtschaftsbeziehungen gewonnen. Diese sind jetzt durch den Bürgerkrieg in Gefahr. Und auch Ugandas Sicherheit ist gefährdet. Zumindest befürchtet das die Regierung.

Uganda grenzt an die Kriesenregionen Südsudan und Ostkongo

Flüchtlinge als Sicherheitsrisiko

Offiziell haben sich über 23.000 Flüchtlinge bislang nach Uganda gerettet. Tatsächlich sind es wahrscheinlich vier oder fünf Mal so viele. Die meisten haben Unterschlupf bei Verwandten gefunden und sind nicht registriert.

Ugandas Polizei versuche, so weit wie möglich die Gepäckstücke der Flüchtlinge zu kontrollieren, erklärt Ibrahim Ratib von Ugandas Flüchtlingsbehörde: „Wir machen uns Sorgen. Die Flüchtlinge kommen mit jeder Menge militärischen Gegenständen in ihrem Gepäck. Vor allem Waffen, Munition und Uniformen“, sagt er. Noch sei Uganda aber militärisch nicht direkt bedroht. Noch konzentrieren sich die Kämpfe auf den Norden des Südsudan weit weg von der Grenze.

Der südsudanesische Rebellenführer Riek Machar hat Ugandas Präsidenten Yoweri Museveni bereits mit Vergeltung gedroht, falls dieser sich direkt in den Konflikt einmische. Dies ist nun geschehen. Das Eingreifen Ugandas in Südsudan könnte daher zum Sicherheitsrisiko für die ganze Region werden.

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