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Uhrmacher: "Wir blicken täglich auf Korea"

Esther Felden9. April 2013

Abwägen und abwarten: Das ist derzeit die Strategie der Deutschen Welthungerhilfe in Nordkorea. Programm-Manager Gerhard Uhrmacher berichtet, wie die Organisation auf die sich verschärfende Krise in Korea reagiert.

Gerhard Uhrmacher, Programm-manager Nordkorea bei der Deutschen Welthungerhilfe. das copyright liegt bei ihm. Bild geliefert von Gerhard Uhrmacher, Programme Manager DPRK, Welthungerhilfe Friedrich-Ebert Strasse 1, D - 53173 Bonn, Phone: +49-228-2288-166 e-mail: Gerhard.Uhrmacher@welthungerhilfe.de für DW/Esther Felden.
Gerhard Uhrmacher Deutsche WelthungerhilfeBild: privat

Deutsche Welle: Herr Uhrmacher, seit über 15 Jahren ist die Deutsche Welthungerhilfe in Nordkorea tätig. Und auch jetzt sind Mitarbeiter von Ihnen vor Ort, erleben die Verschärfung der Krise im Land selbst mit. Mit welchen Gefühlen verfolgen Sie derzeit die Nachrichten aus Korea?

Gerhard Uhrmacher: Wir nehmen die Situation schon sehr ernst. Wir schauen tagtäglich darauf, überprüfen, wie die Lage sich weiterentwickelt und stellen uns die Frage, ob wir handeln und eventuell Sachen einschränken müssen.

Was heißt das konkret: "Sachen einschränken"?

Konkret bedeutet das, dass wir im Moment die Feldbesuche, also die Fahrten in unsere Projektgebiete, erstmal eingestellt haben.  Alle unsere Mitarbeiter sind zurzeit in der Hauptstadt Pjöngjang.

Wann wäre für Sie der Punkt erreicht, an dem Sie sagen: Bis hierhin und nicht weiter? Wir ziehen unsere Leute ab?

Das kann man im Moment noch nicht genau sagen. Wenn tatsächlich offene Kämpfe ausbrechen würden, dann wäre dieser Punkt sicher erreicht, aber davon gehen wir im Moment nicht aus. Nichtsdestotrotz gucken wir ganz genau darauf, was im Land tagtäglich passiert.

Was für ein Signal würde davon - auch an die Adresse des nordkoreanischen Regimes - ausgehen, wenn die Welthungerhilfe sich aus Nordkorea zurückziehen würde?

Ich glaube, unsere Arbeit wird vor Ort auf der Arbeitsebene sehr geschätzt. Von politischer Seite aus würden zunächst wahrscheinlich wenig an Reaktionen kommen. Wir arbeiten im Interesse der Menschen und versuchen, das auch weiter aufrecht zu erhalten. Der Bedarf ist nach wie vor sehr groß, und deswegen setzen wir auch alles daran, unsere Arbeit fortsetzen zu können.

Wie stehen Sie in Kontakt mit Ihren Mitarbeitern vor Ort? Wie oft sprechen Sie mit ihnen?

Regelmäßig. Wir kommunizieren eigentlich täglich über Telefon oder auch schriftlich per Email. Der Kontakt ist gut, völlig unproblematisch.

Und was berichten Ihre Mitarbeiter über die Lage im Land? Wie hat sich die Stimmung oder auch der Alltag innerhalb der vergangenen Monate verändert?

Also unsere Kollegen sagen eigentlich, dass ihre Arbeitsbedingungen und auch die Lebensbedingungen der Bevölkerung nahezu unverändert sind. Die Menschen gehen ihrer Arbeit nach, sind auf dem Feld beschäftigt, und auch die Schulen sind normal geöffnet. Also diesbezüglich merkt man nur ganz wenig an Veränderungen.

Gab es in der Vergangenheit schon mal einen Punkt, an dem die Welthungerhilfe darüber nachgedacht hat, Mitarbeiter aus Nordkorea abzuziehen - beispielsweise nach den ersten beiden Atomtests 2006 und 2009?

Nein, da hat es nie Überlegungen gegeben, das Personal abzuziehen. Das war nicht notwendig, weil die Entwicklungen nie so war, wie sie jetzt ist. Es gab allerdings Ende 2005 eine einschneidende Veränderung. Damals hatte die nordkoreanische Regierung die humanitäre Hilfe für beendet erklärt und viele Organisationen verließen daraufhin das Land. Wir haben das nicht getan, sondern haben neu mit den Behörden verhandelt und dann auch ein neues Modell der Zusammenarbeit gefunden.

Gerhard Uhrmacher ist Programm-Manager Nordkorea bei der Deutschen Welthungerhilfe. Seit 1997 unterhält die Organisation ein Büro in Nordkorea - als einzige deutsche Hilfsorganisation. Sie führt dort derzeit sechs Projekte zur Verbesserung der Nahrungsmittelversorgung, Abwasserentsorgung und Instandhaltung von Landmaschinen durch. Geleitet werden die Projekte von drei deutschen und einem spanischen Mitarbeiter. Daneben beschäftigt die Welthungerhilfe 30 Nordkoreaner.

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