Expedition "Uhrwerk Ozean"
Fabian Schmidt27. Juni 2016"Uhrwerk Ozean": Den Meereswirbeln auf der Spur
In einer einzigartigen konzertierten Aktion machen Ozeanographen aus Deutschland und den USA Wirbelströmungen in der Ostsee sichtbar. Dabei sind sie auf dem Wasser und in der Luft unterwegs - sogar mit einem Zeppelin.
Ruhige Fahrt über stillem Meer
Auf den ersten Blick sieht es so aus als ob der Zeppelin, der hier für das Helmholtz-Zentrum für Küstenforschung in Geesthacht unterwegs ist, über einer homogenen Wassermasse hinweg gleitet. In Wirklichkeit ist unter dem Luftschiff aber allerhand in Bewegung.
Wie ist das Wasser wirklich aufgebaut?
Seit einer Woche läuft die Expedition des Zeppelins - und so sieht das erste Ergebnis in Farbe aus: ein Spiralwirbel mit einem Durchmesser von gut drei Kilometern südlich der dänischen Insel Bornholm. Die Strömungswirbel, die die Forscher suchen, haben der Expedition auch ihren Namen gegeben. Denn die vielen kleinen Wirbel wirken zusammen wie die Zahnräder eines Uhrwerks.
Bester Überblick dank Zeppelin
Die Expedition führt Burkard Baschek, Leiter des Bereichs "Operationelle Systeme" am Institut für Küstenforschung. Hier betrachtet er mit einem Kollegen Bilder von Spezialkameras, die unten am Zeppelin befestigt sind. Es gibt eine hochsensible Infrarotkamera und eine Thermalkamera, die Temperaturunterschiede erkennt.
Verstärkung aus der Luft
Der Zeppelin wird zudem noch durch einen Motorsegler begleitet. Die Piloten Nicolas Huhn (links) und Martin Theis (rechts) kommen von der Technischen Fachhochschule Aachen. Der Motorsegler hat die Aufgabe, mit einer Infrarotkamera das Untersuchungsgebiet noch vor dem Start des Zeppelins abzufliegen.
Pfadfinder für die Wirbel-Jagd
Er spürt die gesuchten Wirbel auf und unterrichtet dann den Zeppelin sowie die drei Forschungsschiffe über den Einsatzort. Die haben dann die Aufgabe, das Suchgebiet detailgenau zu vermessen.
Unterstützung auch von See
Der Zeppelin wird von drei Schiffen begleitet: Diese beiden gehören zum Helmholtz-Institut Geesthacht. Hinten das Forschungsschiff "Ludwig Prandl" und vorne ein kleines hochseegängiges Schnellboot namens "Eddy".
Ohne Kooperation kein Erfolg
So eine komplexe Forschungsmission lässt sich nur gemeinsam bewerkstelligen. Deshalb schickte das Leibniz-Institut für Ostseeforschung IOW in Warnemünde als Partner sein Forschungsschiff "Elisabeth Mann Borgese" mit auf die Reise.
Sensoren liefern Daten
Zu den Kameraufnahmen des Zeppelins kommen zahlreiche weitere Datenquellen hinzu. Verschiedenste Messinstrumente und Sensoren sind im Einsatz. Hier bereitet ein Forscher eine Treibboje vor. Sie liefert Strömungsdaten.
Und ab ins Wasser
Von der Ludwig Prantl aus werden die Treibbojen ins Wasser geworfen. Sie übertragen die gemessenen Daten über Wassertemperatur- und Qualität per Satellit an die Forscher.
Der Fisch an der Leine
Der sogenannte "Schleppfisch" wird nicht gefangen, sondern nur an einer Leine hinter dem Forschungsschiff hergezogen. Es ist eine treibende Platte voller Sensoren, die unter anderem die Dichte des Wassers, den Sauerstoffgehalt und die Algenkonzentration misst.
Schnellboot für mobile Einsätze
Das kleine Schnellboot Eddy hat auch ein ganzes Arsenal an Sensorinstrumenten an Bord. Darunter ist ein Gerät, das akustische Doppler-Strömungs-Profile (ADCP) erstellt. Das kann man sich vorstellen wie ein Regenradar unter Wasser, das anstelle des Niederschlags Plankton wahrnimmt und grafisch darstellt. So lassen sich Rückschlüsse auf die Strömung ziehen. Anstelle von Radarwellen nutzt ADCP Töne.
Eine ganze Kette von Sensoren
Forscher bringen von Eddy eine Schleppkette aus. Dabei handelt es sich um zehn Tiefensensoren, die Temperatur, Salzgehalt, Sauerstoffkonzentration und Chlorophyll messen. Am unteren Ende ist ein sogenannter Depressor angebracht, der das untere Kettenende auch bei Fahrtgeschwindigkeiten von zehn Knoten noch in einer Tiefe von 40 Metern hält.
Noch eine Woche Wirbel-Suche
All das ist aber nur eine kleine Auswahl der Messinstrumente. An Bord beider Forschungsschiffe sind ganze Schränke voller Sensoren untergebracht. Und dazu kommen Unterwasser-Gleiter und vollautonome Schwarmroboter. Noch bis zum 4. Juli werden Daten gesammelt, dann beginnt die trockene Auswertung im Labor.