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KonflikteUkraine

Ukraine: Atomkraftwerk Saporischschja wieder am Stromnetz

22. Mai 2023

Das von Russland besetzte Atomkraftwerk Saporischschja ist wieder ans Stromnetz angeschlossen. Die Wagner-Söldner wollen bis zum 1. Juni aus Bachmut abrücken. Ein Nachrichtenüberblick.

Ukraine | AKW Saporischschja
Das AKW Saporischschja ist seit März 2022 in russischer HandBild: Erik Romanenko/TASS/dpa/picture alliance

 

Das Wichtigste in Kürze:

  • AKW Saporischschja wieder an Stromversorgung
  • Schüsse in russischer Grenzregion Belgorod
  • Söldnertruppe Wagner kündigt Abzug aus Bachmut bis zum 1. Juni an
  • Moskau nennt G7-Beschlüsse russlandfeindlich

Das von Russland besetzte südukrainische Atomkraftwerk Saporischschja ist wieder ans Stromnetz angeschlossen worden. "Ukrenerho hat alle Anstrengungen unternommen, um die Stromversorgung des Kernkraftwerks aus dem ukrainischen Stromnetz wiederherzustellen", teilte der ukrainische Stromnetzbetreiber mit.

Eine Hochspannungsleitung war zuvor durch Beschuss beschädigt worden. Die Kühlungssysteme mussten infolgedessen mit Dieselgeneratoren betrieben werden. Das größte Atomkraftwerk Europas im Gebiet Saporischschja ist im Zuge der russischen Invasion Anfang März 2022 unter Moskauer Kontrolle geraten. Artillerieduelle um das Kraftwerksgelände hatten im vergangenen Sommer Sorge vor einer Atomkatastrophe ausgelöst.

Die sechs Blöcke mit einer Gesamtnettoleistung von 5700 Megawatt sind deswegen heruntergefahren worden und werden nur noch gekühlt. Die Ukraine hofft, im Zuge ihrer lange erwarteten Gegenoffensive die Kontrolle über das Kraftwerk zurückzuerlangen.

Beschuss in russischer Grenzregion

In der russischen Grenzregion Belgorod nahe der Ukraine sind nach offiziellen Angaben zwei Menschen durch Beschuss verletzt worden. Ein Mann und eine Frau seien nach Minenexplosionen ins Krankenhaus eingeliefert worden, teilte der Gouverneur der Region, Wjatscheslaw Gladkow auf seinem Telegram-Kanal mit. Die Frau werde auf der Intensivstation behandelt.

Diese Wohnhäuser in Belgorod mussten schon im April geräumt werdenBild: Pavel Kolyadin/TASS/dpa/picture alliance

"Ein Spionage- und Sabotagetrupp ist in das Gebiet des Landkreises Graiworon eingedrungen", teilte Gladkow außerdem mit. Der Kreml bestätigte die Information. Laut Kremlsprecher Dmitri Peskow wurde der "Sabotagetrupp" bekämpft. Er ergänzte, das ukrainische Vorgehen solle von der militärischen Lage in der ostukrainischen Stadt Bachmut "ablenken"

Wagner-Söldner wollen Bachmut verlassen

Während die Kämpfe um die ostukrainische Stadt Bachmut nach ukrainischen Angaben weiter anhalten, hat der Chef der russischen Söldnertruppe Wagner den baldigen Rückzug seiner Kämpfer von dort angekündigt. "Wagner wird Artjemowsk zwischen dem 25. Mai und dem 1. Juni verlassen", gab Jewgeni Prigoschin unter Verwendung des sowjetischen Namens von Bachmut bekannt. Die Söldner würden die Stadt an die russische Armee übergeben.

Das von der "Gruppe Wagner" verbreitete Bild soll russische Söldner in Bachmut zeigenBild: Prigozhin Press Service/dpa/picture alliance

Sowohl die Söldnertruppe Wagner als auch die russische Armee hatten am Wochenende die Einnahme von Bachmut für sich in Anspruch genommen - Kiew bestritt dies allerdings und sagte, die eigene Armee kontrolliere noch einen kleinen Teil der ostukrainischen Stadt und kämpfe dort weiter.

Trotz der Versuche russischer Kräfte, "die Kontrolle über die ganze Stadt zu erlangen", verteidigten ukrainische Einheiten weiterhin "mehrere Gebäude und eine Reihe von Befestigungen im südwestlichen Teil Bachmuts", sagte der Sprecher des Ostkommandos der ukrainischen Armee, Serhij Tscherewatyj, im Fernsehen. 

Verletzte nach russischen Angriffen im Gebiet Dnipropetrowsk

Mit Drohnen und Marschflugkörpern haben russische Truppen die ukrainische Region Dnipropetrowsk im zentralen Osten des Landes angegriffen. Acht Menschen seien verletzt worden, drei von ihnen müssten im Krankenhaus behandelt werden, teilte der Gouverneur der Region, Serghij Lyssak, mit.

Die Flugabwehr habe 15 Drohnen und vier Marschflugkörper abgeschossen, sagte er. Lyssak veröffentlichte Fotos von schwer beschädigten Wohnhäusern, anderen Gebäuden und Autos.

Selenskyj würdigt G7-Treffen

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat sich nach Abschluss des G7-Gipfels in Japan zufrieden gezeigt. "Das Thema Ukraine stand im Mittelpunkt, der Respekt gegenüber allen Ukrainern war besonders", sagte Selenskyj in einer Videoansprache. Als Beleg für die internationale Unterstützung führte er Treffen mit anderen Staats- und Regierungschefs bei dem Gipfel in Hiroshima an.

Kurz vor der Rückreise nach Kiew: Wolodymyr Selenskyj im FlugzeugBild: www.president.gov.ua

Die Begegnung mit US-Präsident Joe Biden habe "wie immer" zur Stärkung der Ukraine geführt, erklärte Selenskyj, der sein Video im Flugzeug kurz vor dem Abflug Richtung Kiew aufnahm. Biden hatte beim Gipfel die Freigabe eines weiteren Hilfspakets für die Ukraine über 375 Milliarden Dollar bekanntgegeben. Auch hatte er den Weg freigemacht, F-16-Kampfjets an die Ukraine zu liefern - im Rahmen einer Koalition mehrerer Verbündeter. Das Projekt wird von Großbritannien, Frankreich, Belgien, Dänemark und Portugal mitgetragen.

Überaus begehrt: Kampfjet vom Typ F-16 (Archiv)Bild: U.S. Air Force/Staff Sgt. Siuta B. Ika via ABACA/picture alliance

Zunächst sollen ukrainische Piloten ausgebildet werden. Später soll entschieden werden, wann und wie viele Flugzeuge geliefert werden und wer sie zur Verfügung stellt. Er habe eine "pauschale Zusage von Selenskyj", die F-16 nicht zu nutzen, um "in russisches geografisches Territorium" vorzustoßen, sagte Biden bei seiner Abschlusspressekonferenz.

Lula spielt Nicht-Treffen mit Selenskyj beim G7-Gipfel herunter

Der brasilianische Präsident Luiz Inácio Lula da Silva hat die Bedeutung des nicht zustande  gekommenen Vier-Augen-Gesprächs mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj beim G7-Gipfel in Japan in der Öffentlichkeit relativiert. "Die Sache ist ganz einfach", sagte Lula auf einer Pressekonferenz. Zunächst sei von ein einer Verspätung die Rede gewesen. Selenskyj "tauchte nicht auf", so Lula. "Offensichtlich hatte er Termine und er konnte nicht kommen."

Lula ergänzte, er sehe derzeit keinen Sinn darin, Selenskyj zu treffen. Weder Selenskyj noch Russlands Präsident Wladimir Putin schienen Frieden zu wollen. "Im Moment sind beide davon überzeugt, dass sie den Krieg gewinnen werden."

Brasiliens Präsident Lula da Silva während einer Arbeitssitzung in Hiroshima Bild: UPI Photo/IMAGO

Der brasilianische Präsident drängt im Ukraine-Krieg auf Friedensgespräche und hat sein Land zusammen mit anderen "neutralen" Staaten wie China und Indonesien als Vermittler vorgeschlagen. Für Kritik sorgte Lula im vergangenen Monat, als er die USA beschuldigte, den Krieg zu "fördern". Die Vereinigten Staaten wiesen den Vorwurf zurück.

Zuvor hatte Selenskyj auf die Frage, ob er enttäuscht sei, dass er Lula nicht getroffen habe, laut englischer Übersetzung geantwortet, er glaube, dass Lula enttäuscht sei.

Moskau moniert G7-Beschlüsse

Russland hat die Beschlüsse des G7-Gipfels der führenden demokratischen Industrienationen kritisiert. Dessen wichtigstes Ergebnis sei eine "Ansammlung von Erklärungen, die mit Passagen antirussischen und antichinesischen Charakters angefüllt sind", erklärte das Außenministerium in Moskau. Die Entscheidungen der Siebener-Gruppe (USA, Großbritannien, Frankreich, Kanada, Italien, Japan und Deutschland) zielten auf die Vertiefung der Trennlinien in der internationalen Politik.

Die Moskauer Führung warf den G7 zum wiederholten Male auch vor, eine "umfassende Konfrontation" mit Russland zu suchen. Die westlichen Sanktionen seien ebenso Teil eines "hybriden Kriegs" wie Waffenlieferungen an die Ukraine.

Neue Militärhilfen und Sanktionen im Gespräch

Die Außenminister der EU-Staaten kommen an diesem Montag in Brüssel zusammen, um über weitere Militärhilfen für die Ukraine zu beraten. Zuletzt blockierte Ungarn die Freigabe weiterer Gelder, weil die Ukraine die größte ungarische Bank OTP kürzlich als Kriegssponsor eingestuft hatte. Die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock will sich für eine Ausweitung von Mehrheitsentscheidungen der Europäischen Union stark machen, um solche Blockaden künftig zu verhindern. Bisher müssen alle Entscheidungen in der Außenpolitik einstimmig fallen.

Viel gefragte Ministerin: Annalena Baerbock in Brüssel (Archiv)Bild: Virginia Mayo/AP/picture alliance

Weiteres Gesprächsthema dürften neue mögliche Sanktionen gegen Russland sein. Einen Vorschlag für ein elftes Sanktionspaket hatte die EU-Kommission Anfang des Monats vorgelegt. Der Schwerpunkt des Pakets liege darin, die Umgehung bereits erlassener Strafmaßnahmen zu bekämpfen, erklärte Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen.

Frau verstört Beobachter in Cannes

Beim Filmfestival im französischen Cannes hat sich eine in den Farben der ukrainischen Flagge gekleidete Frau auf dem roten Teppich mit Kunstblut beschmiert. Sicherheitskräfte schritten ein und führten sie ab, wie Reporter berichteten. Das Motiv der Frau wurde nicht bekannt.

haz/uh/wa/ack/se/AR (dpa, afp, rtr, ap)

Dieser Artikel wird am Tag seines Erscheinens fortlaufend aktualisiert. Meldungen aus den Kampfgebieten lassen sich nicht unabhängig überprüfen.

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