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KonflikteUkraine

Ukraine-Krieg: "Ein weiterer Angriff der Monster"

23. Juli 2023

Die Ukraine meldet eine neue russische Angriffswelle auf die Schwarzmeer-Hafenstadt Odessa. In Polen geht ein Zentrum zur Instandsetzung von Panzern in Betrieb. Aktuelle Nachrichten im Überblick.

Ukraine-Krieg - Odessa
Schwer beschädigt: die Anfang des 19. Jahrhunderts geweihte Verklärungskathedrale von OdessaBild: Libkos/AP/dpa/picture alliance

 

Das Wichtigste in Kürze:

  • Hafenstadt Odessa erneut unter Beschuss
  • Ukraine bestätigt Angriff auf Halbinsel Krim
  • Lukaschenko trifft Putin in St. Petersburg
  • Stoltenberg sichert Selenskyj Unterstützung zu
  • Panzer-Reparaturzentrum in Gliwice nun in Betrieb

 

"Odessa: ein weiterer nächtlicher Angriff der Monster", erklärte Oleh Kiper, Gouverneur der südukrainischen Region Odessa über den Kurznachrichtendienst Telegram. Und er teilte mit: "Leider haben wir einen Zivilisten, der getötet wurde." Nach Kipers Angaben entstand auch Sachschaden an "ziviler Infrastruktur, Wohngebäuden und religiösen Einrichtungen". Schwer beschädigt wurde auch die größte orthodoxe Kirche der Stadt Odessa, die sogenannte Verklärungskathedrale. 

Ukraine bestätigt Angriff auf Halbinsel Krim

Das ukrainische Militär hat einen Angriff auf die 2014 von Russland annektierte Halbinsel Krim bestätigt. Der Angriff am Samstag habe auf "militärische Einrichtungen" gezielt und sei von den ukrainischen Streitkräften ausgeführt worden, hieß es aus Armeekreisen. Weitere Einzelheiten wurden nicht genannt.

Der von Moskau eingesetzte Krim-Gouverneur Sergej Aksjonow hatte zuvor mitgeteilt, dass durch einen ukrainischen Drohnenangriff ein Munitionslager explodiert sei. Danach habe man in der Region Krasnogwardeiskoje eine Evakuierung im Umkreis von fünf Kilometern um das Lager beschlossen. Laut Aksjonow wurde nach dem Angriff der Zugverkehr auf der Krim vorübergehend unterbrochen.

Straßensperre in der Nähe des attackierten MunitionslagersBild: STRINGER/AFP

Die ukrainische Armee hatte Anfang Juni eine Gegenoffensive zur Rückeroberung von Russland besetzter Gebiete gestartet. Dabei gab sie auch das Ziel aus, die Krim wieder unter ihre Kontrolle zu bringen. Über die Halbinsel verläuft ein Großteil des Nachschubs der russischen Besatzungstruppen im Süden der Ukraine. Erst Anfang der Woche war die 19 Kilometer lange Brücke vom russischen Festland auf die Krim durch eine Attacke beschädigt worden.

Lukaschenko trifft Putin in St. Petersburg

Erstmals seit dem Aufstand der Söldnertruppe Wagner hat Russlands Präsident Wladimir Putin den belarussischen Machthaber Alexander Lukaschenko getroffen. Ein von Lukaschenkos Pressedienst veröffentlichtes Video zeigt die beiden langjährigen Staatschefs, wie sie vor gemeinsamen Gesprächen im Konstantinpalast in St. Petersburg eintreffen. Der russische Präsident Putin erklärte während des Treffens gegenüber der Nachrichtenagentur Tass, die Gegenoffensive der Ukraine zur Rückeroberung besetzten Gebiets sei "gescheitert". 
Die Gespräche mit Lukaschenko sollten zwei Tage lang dauern, fügte Putin gegenüber Tass an. Putin und der belarussische Machthaber sind enge Verbündete. Lukaschenko hatte Ende des vergangenen Monats vermittelt, um den Aufstand der Wagner-Söldner in Russland zu beenden. Die Kämpfer der Gruppe hatten mit einem Aufstand am 24. Juni versucht, die russische Militärführung mit einem Marsch auf Moskau zu stürzen. Dieser wurde nach russischen Angaben durch Vermittlung Lukaschenkos nach wenigen Stunden beendet.

Der belarussische Machthaber Alexander Lukaschenko trifft Wladimir Putin im Konstantin-Palast in St. PetersburgBild: Alexander Demianchuk/TASS/dpa/picture alliance

Stoltenberg sichert Selenskyj Unterstützung zu

NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg hat Russlands Rückzug aus dem internationalen Abkommen für Getreideexporte über das Schwarze Meer heftig kritisiert. "Wir verurteilen Moskaus Versuch, Nahrungsmittel als Waffe einzusetzen, auf Schärfste", teilte er nach einem Telefonat mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj mit. Die Verbündeten stünden der Ukraine so lange wie nötig zur Seite, versicherte Stoltenberg. Das von Russland angegriffene Land sei der NATO nach dem jüngsten Gipfel des Bündnisses so nahe wie nie.

Auch Selenskyj drängte auf die Weiterführung der Getreideexporte über das Schwarze Meer. "Jede Destabilisierung in dieser Region und die Störung unserer Exportrouten bringt Probleme mit entsprechenden Folgen für alle Menschen auf der Welt mit sich", sagte er in seiner Videoansprache am Samstagabend. Der Anstieg der Lebensmittelpreise sei das kleinste Problem dabei.

Trafen sich vor anderthalb Wochen beim NATO-Gipfel persönlich: Wolodymyr Selenskyj (l.) und Jens StoltenbergBild: Mindaugas Kulbis/AP Photo/picture alliance

Mit Stoltenberg habe er Schritte zur Beseitigung der Seeblockade und zur Sicherstellung des Getreidekorridors besprochen, berichtete Selenskyj. Eine Sitzung des gerade gegründeten Ukraine-NATO-Rats könne dabei helfen, die Sicherheitskrise im Schwarzen Meer zu überwinden, meinte der Staatschef. Das Gremium werde in der kommenden Woche auf Botschafterebene über die Lage beraten, teilte die NATO mit. Die Sitzung sei auf Wunsch von Selenskyj angesetzt worden.

Russland hatte das Getreideabkommen am vergangenen Montag auslaufen lassen. Der Kreml setzte damit seine Blockade ukrainischer Häfen wieder in Kraft und drohte Schiffen auf dem Weg zu diesen Häfen mit Angriffen. Die Vereinbarung hatte es der Ukraine seit vergangenem Sommer ermöglicht, trotz des russischen Angriffskriegs fast 33 Millionen Tonnen Getreide und andere Lebensmittel ins Ausland zu exportieren.

Streumunition trifft auch Kriegsreporter   

Russland hat den Westen für den Tod eines russischen Journalisten in der Ukraine "voll mitverantwortlich" gemacht. Bei dem Angriff handle es sich um ein "abscheuliches und vorsätzliches Verbrechen", das von der Ukraine und ihren westlichen Unterstützern begangen worden sei, erklärte das Außenministerium in Moskau. Es kündigte eine entsprechende "Antwort" an. Die Verantwortlichen für dieses "brutale Massaker" würden "unvermeidlich die Strafe erhalten, die sie verdienen" - auch jene, die die Streumunition an die Ukraine geliefert hätten.

Zuvor hatte die russische Armee mitgeteilt, dass bei einem ukrainischen Angriff in der südukrainischen Region Saporischschja der für die staatliche russische Nachrichtenagentur Ria Nowosti arbeitende Reporter Rostislaw Schurawljow getötet worden sei. Laut Ria Nowosti wurden drei weitere Journalisten verletzt. Das russische Militär warf der Ukraine vor, bei diesem Angriff Streumunition eingesetzt zu haben.

Bei Dreharbeiten im Osten der Ukraine war am Samstag Ievgen Shylko, ein Kameramann der Deutschen Welle, durch russische Streumunition verletzt worden. DW-Korrespondent Mathias Bölinger und ein Sicherheitsbegleiter überstanden den Angriff im Donbass unverletzt.

Berichtet für die DW aus der Ukraine: Mathias Bölinger (Archivfoto)Bild: DW

DW-Intendant Peter Limbourg nahm den Vorfall zum Anlass, um auf die schwierige Arbeit der im Kriegsgebiet tätigen Journalisten hinzuweisen. "Diese riskieren täglich ihr Leben, um über den russischen Angriffskrieg zu berichten - Ihnen gebührt mein größter Respekt und Dank", erklärte Limbourg.

Panzer-Reparaturzentrum in Gliwice nun in Betrieb

Polen hat nach eigenen Angaben ein Zentrum zur Instandsetzung von Panzern aus der Ukraine eröffnet. Die Einrichtung in der Stadt Gliwice (Gleiwitz) im Süden des Landes habe den Betrieb aufgenommen, twitterte Verteidigungsminister Mariusz Blaszczak. Die ersten beiden Kampfpanzer vom deutschen Typ Leopard seien dort eingetroffen. 

Polen lässt russische Tennisspielerin nicht einreisen

Der russischen Tennisspielerin Vera Swonarewa ist die Einreise nach Polen verwehrt worden. Die Doppel-Partnerin der Deutschen Laura Siegemund hatte nach Angaben des polnischen Innenministeriums versucht, mit einem von Frankreich ausgestellten Visum von Belgrad aus nach Warschau zu kommen, wo sie an einem WTA-Turnier teilnehmen wollte. Swonarewa wurde demnach am Flughafen der polnischen Hauptstadt gestoppt. Die 38-Jährige musste im Transitbereich bleiben und flog später in die montenegrinische Hauptstadt Podgorica weiter.

Swonarewa steht in Polen auf einer Liste "unerwünschter Personen", die im Zusammenhang mit dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine zusammengestellt wurde. Polen lasse keine Menschen ins Land, "welche die Handlungen Russlands und von Belarus unterstützen", hieß es aus Warschau.

nob/pg/wa/mak (dpa, afp, rtr, DW)

Dieser Artikel wird am Tag seines Erscheinens fortlaufend aktualisiert. Meldungen aus Kriegsgebieten lassen sich nicht unabhängig überprüfen.

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