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KonflikteUkraine

Ukraine aktuell: Getreideabkommen verlängert

18. März 2023

Die Türkei kann einen diplomatischen Erfolg verbuchen. Bundeskanzler Scholz begrüßt den Haftbefehl des Internationalen Strafgerichtshofs gegen den russischen Präsidenten Putin. Nachrichten im Überblick.

Türkei I Getreidefrachter  auf Durchfahrt durch Bosporus
Getreidefrachter bei der Durchfahrt durch den Bosporus (Archivbild)Bild: Yasin Akgul/AFP/Getty Images

 

Das Wichtigste in Kürze:

  • Getreideabkommen für Ukraine verlängert
  • Tödliche Attacke auf Kramatorsk
  • Putin besucht Halbinsel Krim
  • Selenskyj: Putin für Deportationen verantwortlich
  • Republik Moldau dringt auf EU-Beitritt bis 2030
     

Russland und die Ukraine haben sich auf eine Verlängerung des Getreideabkommens geeinigt. Das teilte der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan mit. Unklar ist noch die zeitliche Ausdehnung: Während Ankara auf eine Verlängerung um 120 Tage hofft, bestand Moskau zunächst auf einer Grenze von 60 Tagen und verknüpfte dies mit eigenen Forderungen. So klagt der Kreml, westliche Sanktionen behinderten die Ausfuhr russischer Lebens- und Düngemittel, und pocht auf Erleichterungen bei Bankzahlungen, Transportlogistik und Versicherungen. Zudem will Russland seine zurzeit nicht betriebene Pipeline für Ammoniak durch die Ukraine wieder nutzen.

Ohne eine Einigung wäre das Abkommen an diesem Sonntag ausgelaufen. Die Vereinbarung zur Schwarzmeer-Getreideinitiative war unter Vermittlung der Vereinten Nationen und der Türkei im Juli zustande gekommen. Sie sieht eine Freigabe der ukrainischen Häfen und einen Korridor im Schwarzen Meer für den Getreideexport vor. Russland hatte nach Beginn seines Angriffskrieges vor gut einem Jahr monatelang ukrainische Getreideausfuhren blockiert. Der Ausfall der Lieferungen nach der russischen Invasion trieb die Lebensmittelpreise weltweit in die Höhe und schürte die Sorge vor einer Hungerkrise in ärmeren Ländern.

Russland bedient sich auf den Feldern

Unterdessen hat Russland erneut Getreide aus den besetzten ukrainischen Gebieten per Schiff aus dem Land geschafft. Über die Hafenstadt Berdjansk am Asowschen Meer sei Weizen ausgeführt worden, teilte der ukrainische Generalstab mit. Der von Moskau eingesetzte Chef des Gebietes Saporischschja, Jewgeni Balizki, hatte zuvor auf Telegram erklärt, es sei geplant, zwei Millionen Tonnen Getreide per Schiff und Eisenbahn aus dem russisch kontrollierten Teil des Gebiets auszuführen. Eine halbe Million Tonnen sei für den Eigenbedarf vorgesehen. Große Teile der Ackerflächen in den Gebieten Saporischschja und Cherson in der Südukraine sind von Russland vor gut einem Jahr erobert worden. Durch die russischen Ausfuhren entgehen der Ukraine wichtige Exporteinnahmen.

Tödliche Attacke auf Kramatorsk

Bei russischen Angriffen auf die Stadt Kramatorsk im Osten der Ukraine sind nach Angaben der örtlichen Behörden mindestens zwei Menschen getötet worden. Acht Menschen seien verletzt worden, drei von ihnen schwer, teilte Bürgermeister Oleksandr Gontscharenko mit. Bei dem Angriff sei Streumunition eingesetzt worden. Mehrere Gebäude seien beschädigt worden.

Kramatorsk war vor dem Krieg eine Großstadt. Sie bildet zusammen mit Slowjansk einen Ballungsraum, wo bis zum Beginn der Kampfhandlungen vor gut einem Jahr rund eine halbe Million Menschen lebten. Es ist das letzte große bewohnte Gebiet im umkämpften Raum Donezk, das unter der Kontrolle Kiews steht.

Russlands Präsident Putin (vorne rechts) während seines Besuchs auf der Krim (Bild der russischen Staatsagentur TASS)Bild: Sevastopol Governor Press Servic/TASS/dpa/picture alliance

Putin besucht Krim

Kremlchef Wladimir Putin ist zum neunten Jahrestag der russischen Annexion der Krim zu einem unangekündigten Besuch auf der Schwarzmeer-Halbinsel eingetroffen. Das Staatsfernsehen verbreitete Bilder, auf denen der Kremlchef bei der Eröffnung einer Kunstschule für Kinder in Sewastopol zu sehen war. Es ist der erste offizielle Besuch des russischen Präsidenten auf der Krim seit 2020. Seit Beginn des von ihm befohlenen Angriffskriegs gegen die Ukraine meidet Putin allgemein frontnahe Gebiete. Ende 2022 testete er immerhin die Befahrbarkeit der Krim-Brücke, die durch einen Anschlag im Herbst schwer beschädigt worden war.

Scholz begrüßt Haftbefehl gegen Putin

Bundeskanzler Olaf Scholz hat den Haftbefehl des Internationalen Strafgerichtshofs (IstGH) gegen den russischen Präsidenten Wladimir Putin begrüßt. "Der Internationale Strafgerichtshof ist die richtige Institution, um Kriegsverbrechen zu untersuchen", sagte Scholz bei einem Besuch in Tokio. Niemand stehe über dem Gesetz. Die Bundesregierung habe immer dafür gesorgt, dass der IStGH die gebührende Bedeutung bekomme.

Das Gericht in Den Haag hatte den Haftbefehl wegen Verschleppung von Kindern erlassen. Nach Angaben der ukrainischen Regierung wurden seit Februar vergangenen Jahres mehr als 16.000 Kinder aus der Ukraine nach Russland oder in russisch kontrollierte Gebiete deportiert. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj beklagt seit langem, dass Kinder durch Umerziehung und Indoktrinierung ihrer ukrainischen Identität beraubt würden.

"Der Internationale Strafgerichtshof ist die richtige Institution": Bundeskanzler Olaf Scholz (Archivbild)Bild: LUIS ROBAYO/AFP

Russland bestreitet hingegen Kriegsverbrechen und betont, die Kinder seien vor dem Krieg in Sicherheit gebracht worden. Der Kreml bezeichnete den IStGH als "bedeutungslos". Man werde nicht mit dem Gericht kooperieren. Russland sei "kein Vertragspartner" des IStGH und habe ihm gegenüber "keine Verpflichtungen".

Selenskyj nennt Entscheidung "historisch"

Der ukrainische Präsident Selenskyj lobte den Haftbefehl gegen Putin als "historische Entscheidung". "Der Anführer eines Terrorstaates" und eine weitere russische Amtsträgerin (Putins Kinderrechtsbeauftragte Maria Alexejewna Lwowa-Belowa, Anm. d. Red.) seien nun offiziell Verdächtige in einem Verfahren wegen Kriegsverbrechen, erklärte er in Kiew.

Möchte Wladimir Putin vor Gericht stellen: Wolodymyr SelenskyjBild: The Presidential Office of Ukraine

"Die Kinder von ihren Familien zu trennen, ihnen jede Möglichkeit des Kontakts mit Angehörigen zu nehmen, sie auf russischem Gebiet zu verstecken und sie in entfernten Regionen zu verteilen - all das ist offensichtlich russische Staatspolitik, es sind staatliche Entscheidungen, es ist das staatliche Böse", sagte der ukrainische Staatschef in einer neuen Videobotschaft. Verantwortlich dafür sei der erste Mann im Staat, Putin.

Buschmann für "konsequente Strafverfolgung"

Der deutsche Justizminister Marco Buschmann hat den Haftbefehl gegen Wladimir Putin als "wichtiges Signal der Entschlossenheit" bezeichnet. Daneben gelte es, auch weiterhin über andere Modelle nachzudenken, "wie wir eine konsequente Strafverfolgung umsetzen, etwa mit einem Sondertribunal zur Verfolgung des Verbrechens des Angriffskrieges", sagte Buschmann dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). Zu diesen Fragen gebe es einen engen Austausch mit den internationalen Partnern und den bereits ermittelnden Institutionen, so etwa am kommenden Montag bei einer Justizminister-Konferenz in London. "Uns alle verbindet der Wille, entschlossen auf die schlimmen Verbrechen in der Ukraine zu reagieren", versicherte Buschmann.

USA: Auch Schweden würde NATO stärken

Die Vereinigten Staaten haben die Zustimmung des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan zu einem NATO-Beitritt Finnlands begrüßt. Zugleich erklärte der nationale Sicherheitsberater der USA, Jake Sullivan: "Wir ermutigen die Türkei, auch Schwedens Beitritts-Protokolle rasch zu ratifizieren." Schweden und Finnland seien "starke, fähige Partner, die die Werte der NATO teilen, das Bündnis stärken und zur europäischen Sicherheit beitragen" würden. Die beiden nordischen Länder sollten "so bald wie möglich" NATO-Mitglieder werden, betonte Sullivan.

Erdogan hatte am Freitag nach monatelangen Verzögerungen grünes Licht für den NATO-Beitritt Finnlands gegeben. Die Türkei blockiert allerdings weiterhin eine Mitgliedschaft Schwedens und fordert von der Regierung in Stockholm ein härteres Vorgehen gegen kurdische Aktivisten im Land, die die Führung in Ankara als Terroristen betrachtet. Dennoch gab sich NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg optimistisch: "Ich bin zuversichtlich, dass Schweden bald aufgenommen wird und ich werde dafür hart arbeiten."

Republik Moldau dringt auf EU-Beitritt bis 2030

MoldausPräsidentin Maia Sandu strebt für ihr Land eine EU-Mitgliedschaft bis zum Jahr 2030 an. "Die EU ist unsere einzige Chance, ein Land aufzubauen, in dem die Bürger über ihr Schicksal entscheiden können", erklärte Sandu in der Hauptstadt Chisinau. Sie warf Russland erneut vor, ihr Land destabilisieren zu wollen. "Aus dem Kreml kommen nur Drohungen und Erpressung" sowie "Krieg, Leid und Armut".

Die kleine Ex-Sowjetrepublik mit 2,6 Millionen Einwohnern hat in den vergangenen Jahren eine pro-westliche Wende vollzogen und damit den Kreml erzürnt. Im Juni 2022 wurde Moldau der Status eines EU-Beitrittskandidaten zugesprochen. In der abtrünnigen Region Transnistrien, einem schmalen Landstreifen an der Grenze zur Ukraine, gibt es eine russischsprachige Bevölkerungsmehrheit. Zudem sind dort rund 1500 Soldaten der russischen Armee stationiert.

Grenzt direkt an die Ukraine: Transnistrien in der Republik Moldau

Großerzbischof sieht Papst als "Schiedsrichter"

Dank Vermittlung des Vatikans sind nach Darstellung des Kiewer Großerzbischofs Tausende Kriegsgefangene wieder freigekommen. Dennoch werde die Neutralität von Papst und Vatikan in der ukrainischen Bevölkerung nicht wirklich akzeptiert, sagte Swjatoslaw Schewtschuk der kroatischen Wochenzeitung "Glas Koncila". In der Ukraine erwarteten alle, dass Franziskus Russland als Angreifer eindeutig verurteile, ergänzte der Großerzbischof: "Aber als Katholiken müssen wir unseren orthodoxen Brüdern, anderen Christen und einfachen Bürgern ständig erklären: Lassen Sie den Heiligen Vater seine Pflicht als oberster Schiedsrichter erfüllen." Denn letztlich profitierten alle davon.

wa/ust/gri/nob/jj/uh (dpa, afp, rtr, kna)

Dieser Artikel wird am Tag seines Erscheinens fortlaufend aktualisiert. Meldungen aus den Kampfgebieten lassen sich nicht unabhängig überprüfen.

Korrekturhinweis: In einer früheren Version des Artikels hieß es, die Türkei hoffe auf eine Verlängerung des Getreideabkommens um zwei Monate. Korrekt ist, dass sich Ankara um eine Verlängerung um 120 Tage, also vier Monate bemühte. Dies wurde korrigiert. Die Redaktion bittet, den Fehler zu entschuldigen.

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