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Politik

Aktuell: Kiew sieht hohe russische Verluste in Bachmut

5. März 2023

Das russische Militär erleidet nach Angaben aus Kiew bei der Schlacht um die ostukrainische Stadt Bachmut enorm hohe Verluste. Von mehreren hundert Toten täglich ist die Rede. Der Überblick.

Ukraine | Ukrainischer Soldat in Bachmut
Ein ukrainischer Soldat am Rande der Stadt BachmutBild: John Moore/Getty Images

Das Wichtigste in Kürze:

  • Hohe Verluste in Bachmut
  • Lettland rechnet mit Lieferung von Kampfjets
  • Selenskyj will mehr Kooperation mit der EU

 

Der ukrainische Verteidigungsminister Oleksij Resnikow sieht beim seit Monaten anhaltenden Kampf um die Stadt Bachmut massive Verluste auf russischer Seite. "Die Verluste der Russen belaufen sich jeden Tag auf bis zu 500 Gefallene und Verletzte", sagte Resnikow der "Bild am Sonntag". Die russischen Soldaten seien lediglich "Kanonenfutter" in der von Moskau genutzten "Taktik des Fleischwolfs".

Schwere Kämpfe seit Monaten

Unabhängig lassen sich die Angaben zu den Verlustzahlen nicht überprüfen. Allerdings ist die Stadt seit Monaten schwer umkämpft. In der Region ist vor allem die Söldnereinheit Wagner aktiv. Deren Chef, der als kremlnah geltende Oligarch Jewgeni Prigoschin, hat in der Vergangenheit in russischen Gefängnissen Männer für die Truppe rekrutiert. Gerade unter diesen Gefangenen sollen Berichten zufolge die Verluste extrem hoch sein.

Die Menschenrechtsorganisation "Russland hinter Gittern" hatte zuletzt davon gesprochen, dass von den 50.000 in Gefängnissen angeworbenen Söldnern nur noch 10.000 an der Front seien. Der Rest sei gefallen, verwundet, gefangen genommen worden oder desertiert. Laut Resnikow ist Bachmut "für die Russen ein symbolischer Ort", weshalb die Anstrengungen für die Einnahme der Stadt so bedeutend seien.

Auch Kiew spricht von Symbolik

Dabei bedeute selbst deren Eroberung nichts für den weiteren Verlauf der Kämpfe im Donbass, sagte der ukrainische Verteidigungsminister der Zeitung. In der Vergangenheit hatte allerdings auch die Führung in Kiew Bachmut eine hohe symbolische Bedeutung verliehen. Präsident Wolodymyr Selenskyj sprach unter anderem von der "Festung Bachmut", die nicht aufgegeben werde.

In Bachmut lebten noch vor kurzem 70.000 Menschen, jetzt sind nur noch 5000 Zivilisten dortBild: Aris Messinis/AFP/Getty Images

Heute sind die Töne gemäßigter. Der Fall der Stadt wird inzwischen als Möglichkeit in Betracht gezogen. Allerdings will die Ukraine so lange wie möglich an den Stellungen festhalten, auch weil die russischen Truppen beim Anrennen dagegen viel Zeit und Kraft verlieren.

Kiew: Russische Truppen setzen Angriffe auf Bachmut fort

Das russische Militär hat auch am Sonntag seine Anstrengungen zur Eroberung von Bachmut fortgesetzt. "Sie (die russischen Truppen) hören nicht auf, gegen Bachmut und die umliegenden Siedlungen anzustürmen", teilte der ukrainische Generalstab in Kiew in seinem Lagebericht am Abend mit.

Zahlreiche Siedlungen rund um Bachmut seien mit Mörsern und Artillerie beschossen worden. Die Generalität in Kiew machte keine Angaben zu eventuellen Geländegewinnen oder -verlusten. 

Lettland erwartet Lieferung von Kampfjets

Lettlands Regierungschef Krisjanis Karins rechnet nach eigenen Angaben mit einer Lieferung von Kampfjets durch westliche Staaten an die Ukraine. "Die Lieferung von Kampfflugzeugen ist nur noch eine Frage der Zeit", sagte Karins dem "Spiegel". "Wenn die Ukrainer Kampfflugzeuge benötigen, sollten sie sie bekommen", ergänzte der Mitte-Rechts-Politiker. Deutschland forderte Karins auf, mehr für die Verteidigung Europas zu tun. Deutschlands Industrie habe "beste Voraussetzungen, um Europas Verteidigung zu stärken".

Lettlands Premierminister Krisjanis Karins (l.) zusammen mit Kanzler Olaf ScholzBild: Tobias Schwarz/AFP/Getty Images

Zudem solle Berlin der Forderung Litauens nachkommen, eine kampffähige Brigade dauerhaft an der NATO-Ostflanke in Litauen zu stationieren. "Der Überfall auf die Ukraine hat gezeigt: Im Ernstfall kommt es auf Minuten an", sagte Karins. "Einsatzbereite Brigaden in jedem baltischen Staat" wären Karins zufolge eine "glaubwürdige Abschreckung gegenüber Russland". Die NATO-Staaten sollten Karins zufolge zudem ambitioniertere Ziele bei ihren Verteidigungsausgaben setzen. Mit Blick auf das derzeit angestrebte Ziel von zwei Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung sagte Lettlands Regierungschef: "Wir sollten bereits jetzt über ein neues Ziel reden, 2,5 Prozent zum Beispiel."

Selenskyj will Kooperation mit der EU ausbauen

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj will die Kooperation mit den europäischen Institutionen im laufenden Jahr deutlich ausbauen. "Die Aufgabe besteht darin, aktiv alles für die Mitgliedschaft unseres Landes in der Europäischen Union vorzubereiten, die Waffenlieferungen an die Ukraine zu erhöhen und die Sanktionen gegen Russland zu verstärken", sagte der 45-Jährige am Samstag in seiner täglichen Videobotschaft. Dazu habe er auch ein Treffen mit EU-Parlamentspräsidentin Roberta Metsola gehabt.

EU-Parlamentspräsidentin Metsola und Präsident Selenskyj bei ihrem Treffen in Kiew am 4. MärzBild: UKRAINIAN PRESIDENTIAL PRESS SERVICE/REUTERS

Selenskyj hatte zuletzt immer wieder Tempo für Beitrittsverhandlungen mit der EU gemacht. Metsola war seinen Angaben nach eine der hochrangigen Teilnehmerinnen an der juristischen Konferenz "United for Justice" in der westukrainischen Stadt Lwiw. Dort sei es nicht nur um die Aufklärung russischer Verbrechen, sondern auch um die Rehabilitation für die Opfer der Gewalt gegangen, sagte Selenskyj.

Diese müssten die Chance bekommen, in ihr normales Leben zurückzukehren. Daneben berichtete der Präsident über einen Kongress der Lokal- und Regionalverwaltungen der Ukraine. Hauptthemen seien Sicherheit, Energie, Sozialschutz, Finanzfragen und der Kampf gegen Korruption gewesen. Parallel habe auch die Regierung ein Programm zur Korruptionsbekämpfung verabschiedet.

Dieser Artikel wird am Tag seines Erscheinens fortlaufend aktualisiert. Meldungen aus den Kampfgebieten lassen sich nicht unabhängig überprüfen

haz/bru/pg/sti (dpa, afp)

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