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KonflikteUkraine

Ukraine-Krieg: Neuer Drohnenangriff auf Moskau

24. Juli 2023

Erneut sind zwei Drohnen in den Luftraum über der russische Hauptstadt Moskau eingedrungen. Die UNESCO ist bestürzt über den russischen Beschuss der Hafenstadt Odessa. Unser Nachrichtenüberblick.

Russland Situation in der Moskauer Komsomolsky-Prospekt-Straße nach Drohnenangriff
Russische Polizisten sperren ein Gebäude auf der Komsomolski-Allee ab Bild: Valery Sharifulin/TASS/dpa/picture alliance

Das Wichtigste in Kürze:

  • Russland meldet Drohnenangriff auf Hauptstadt Moskau
  • Getreidehalle bei russischem Angriff auf Region Odessa zerstört
  • UNESCO-Chefin "tief bestürzt" über Angriffe auf Odessa
  • Putin segnet Erhöhung des Reservistenalters um fünf Jahre ab
  • Viele Gefechte bei Donezk und Kupjansk

 

Die russische Hauptstadt Moskau ist nach Angaben des russischen Verteidigungsministeriums in der Nacht zum Montag Ziel eines ukrainischen Drohnenangriffs gewesen. Die Luftabwehrsysteme hätten den Angriff vereitelt, zwei ukrainische Drohnen seien abgefangen und zerstört worden, teilte das Verteidigungsministerium auf Telegram mit. Es bezeichnete den Vorfall als "terroristischen Angriff". Es habe keine Verletzten gegeben. Bürgermeister Sergei Sobjanin sagte hingegen, es seien zwei unbewohnte Gebäude getroffen wurden. Es habe aber keine "ernsthafte Zerstörungen" gegeben. 

Staatliche Nachrichtenagenturen melden, dass auf der Komsomolski-Allee, rund zwei Kilometer vom Verteidigungsministerium entfernt, Drohnenfragmente gefunden worden seien. Auf der Lichatschow-Allee im Süden Moskaus sei ein Geschäftszentrum beschädigt worden. Beide Straßen wurden gesperrt. Der Fernsehsender des Verteidigungsministeriums veröffentlichte ein kurzes Video, das ein beschädigtes Hochhaus mit fehlenden Fenstern in den oberen Stockwerken zeigt. Andere russische Telegram-Kanäle, die mit russischen Sicherheitskräften in Verbindung gebracht werden, zeigten Aufnahmen von Glas- und Betontrümmern auf der Komsomolski-Allee.

Bereits Anfang Juli waren über dem Gebiet Moskaus nach Angaben des russischen Verteidigungsministeriums Drohnen abgeschossen worden. Das Verteidigungsministerium machte auch damals die Ukraine für die Attacke verantwortlich. Auch im Mai hatte es Drohnenangriffe auf die Hauptstadt Moskau gegeben. Dabei wurden damals nach Angaben der Behörden Häuser beschädigt und bei einem Angriff Ende Mai auch Menschen verletzt. Seit Wochen schon häufen sich Attacken auch in Russland - meist in der unmittelbaren Grenzregion zur Ukraine. Die Ukraine bekennt sich fast nie zu Angriffen innerhalb Russlands oder auf russisch besetztem Territorium der Ukraine.

Drohnen schlagen in Munitionsdepot auf der Krim ein

Russland meldet erneut einen ukrainischen Luftangriff auf die annektierte Halbinsel Krim. Dabei sei ein Munitionsdepot in der Stadt Dschankoi getroffen worden, teilte der von Russland eingesetzte Gouverneur, Sergej Axjonow, mit. Auch ein Wohngebäude in der Region sei beschädigt worden. Die Luftabwehr habe elf Drohnen abgefangen. Es ist unklar, ob das Munitionslager direkt von einer Drohne oder von herabfallenden Trümmern getroffen wurde. Bei Dschankoi liegt ein russischer Luftwaffenstützpunkt. Nach ukrainischen Angaben ist das Gebiet zum größten russischen Militärstützpunkt auf der Krim geworden. Erst am Samstag hatte Russland einen ukrainischen Drohnenangriff auf die Krim gemeldet.

Rauchwolke über dem angegriffenen Munitionsdepot auf der KrimBild: Viktor Korotayev/Kommersant Publishing House/AP/dpa/picture alliance

Getreidehalle bei russischem Angriff auf Region Odessa zerstört

Durch einen russischen Drohnenangriff auf die Hafeninfrastruktur in der ukrainischen Region Odessa ist eine Getreidehalle vernichtet worden. Zudem wurden in der Nacht zum Montag Lagertanks beschädigt, wie die ukrainische Armee auf Telegram mitteilte. Vier Arbeiter sollen verletzt worden sein. Die Flugabwehr konnte drei Drohnen des iranischen Typs Schahed-136 abschießen. Seit dem Auslaufen des Abkommens zum Export ukrainischen Getreides aus Schwarzmeerhäfen vergangene Woche Montag hatte Russland ukrainischen Angaben zufolge wiederholt die Hafenstädte Odessa und Mykolajiw angegriffen. Erst in der Nacht zum Sonntag hatten die ukrainischen Behörden einen Angriff auf Odessa gemeldet.

Präsident Selenskyj dankt für Anteilnahme

Nach den russischen Angriffen auf die Hafenstadt Odessa hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj Worte der Dankbarkeit an die eigene Bevölkerung und internationale Verbündete gerichtet. "Ich danke allen, die bei Odessa sind", sagte Selenskyj in seiner allabendlichen Videoansprache und würdigte die Leistungen der freiwilligen Retter, Ärzte und lokaler Behörden der Stadt im Süden des Landes. "Es ist sehr wichtig, einander und unserer Stadt zu helfen!", fügte er hinzu. 

Wolodymyr Selenskyj in seiner Videobotschaft am SonntagabendBild: president.gov.ua

Selenskyj fand am Sonntagabend auch lobende Worte für NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg und die schnelle Reaktion des neuen NATO-Ukraine-Rats. Stoltenberg berief auf Bitte der Ukraine für Mittwoch ein Treffen des neuen Rats ein. Diese neue Struktur zur Zusammenarbeit der NATO und der Ukraine war beim jüngsten NATO-Gipfel in Vilnius etabliert worden.

NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg (l.), hier im Gespräch mit US-Präsident Joe BidenBild: Kacper Pempel/Reuters

Odessa wieder unter Beschuss

Russland hatte die ukrainische Millionenstadt Odessa am Schwarzen Meer am Wochenende erneut massiv angegriffen. Dabei wurde nach ukrainischen Angaben in der Nacht zum Sonntag mindestens ein Mensch getötet, mehr als 20 weitere wurden verletzt. Getroffen wurde auch die als Weltkulturerbe eingestufte Altstadt und die orthodoxe Verklärungskathedrale.

Der Angriff löste zahlreiche internationale Reaktionen aus. Die EU verurteilte die Angriffe auf die Hafenstadt, über die bis vor kurzem noch Getreide ausgeführt wurde, als Kriegsverbrechen. Papst Franziskus schloss Odessa in ein Gebet für den Frieden ein. Ihre Anteilnahme drückten auch Vertreter der USA, Großbritanniens, Italiens und Frankreichs aus. "Es ist herzzerreißend, die Szenen der Zerstörung in Odessa zu verfolgen", twitterte Moldaus Präsidentin Maia Sandu.

UNESCO-Chefin "tief bestürzt"

Auch die UNESCO verurteilte den russischen Luftangriff auf die ukrainische Hafenstadt Odessa, bei der auch die zum Weltkulturerbe gehörende Altstadt getroffen wurde, scharf. In einer in Paris veröffentlichten Erklärung zeigte sich die UN-Kulturorganisation "tief bestürzt" über den Beschuss, der "mehrere Kulturstätten" getroffen habe. UNESCO-Chefin Audrey Azoulay bezeichnete den Angriff als "Eskalation der Gewalt gegen (das) Kulturerbe der Ukraine". 

Auch die Kathedrale in Odessa wurde unter Beschuss genommenBild: Jae C. Hong/AP/picture alliance

Gefechte bei Donezk und Kupjansk

Die ukrainische Armee ist nach Angaben des Generalstabs bei ihrer Gegenoffensive auf schwere russische Gegenwehr im Osten des Landes gestoßen. Im allabendlichen Lagebericht des Generalstabs war von fortlaufenden russischen Angriffen zwischen Donezk im Osten und Kupjansk in der nordöstlichen Region Charkiw die Rede.

Entlang einer Frontlänge von rund 230 Kilometern fanden demnach während der vergangenen 24 Stunden 27 Gefechte statt. Dabei sei von russischer Seite verstärkt Artillerie und Luftwaffe eingesetzt worden, hieß es weiter. Mehr als 60 Ortschaften in dem Frontabschnitt sollen unter russischen Raketen- und Artilleriebeschuss geraten sein.

Russland führt seit bald 17 Monaten einen Angriffskrieg gegen das Nachbarland. Derzeit ist eine ukrainische Gegenoffensive in Gang.

Ukraine erobert nach eigenen Angaben 227 Quadratkilometer zurück

Die ukrainischen Truppen haben in etwa sieben Wochen Gegenoffensive nach eigenen Angaben 227 Quadratkilometer Land zurückerobert, das zuvor russisch besetzt war. An den südlichen Abschnitten der Front seien dabei Gebietsgewinne von 192 Quadratkilometer erzielt worden, teilte die stellvertretende Verteidigungsministerin Hanna Maljar mit. Davon seien zwölf Quadratkilometer in der vergangenen Woche befreit worden. Zum Vergleich: 227 Quadratkilometer entsprechen annähernd der Fläche der Stadt Duisburg in Nordrhein-Westfalen.

Im Abschnitt um die russisch kontrollierte Stadt Bachmut eroberten die ukrainischen Soldaten demnach insgesamt 35 Quadratkilometer zurück. In der vergangenen Woche seien dabei im östlichen Gebiet Donezk vier Quadratkilometer dazu gekommen. Solche Angaben der Kriegsparteien lassen sich nicht unabhängig überprüfen. Ukrainischen Militärbeobachtern zufolge kontrolliert Russland einschließlich der 2014 völkerrechtswidrig annektierten Halbinsel Krim noch mehr als 100.000 Quadratkilometer ukrainischen Gebiets.

Putin segnet Erhöhung des Reservistenalters um fünf Jahre ab

Der russische Präsident Wladimir Putin hat angesichts des Angriffskriegs gegen die Ukraine ein Gesetz zur neuen Altersgrenze für Reservisten abgezeichnet. Demnach wird die Höchstgrenze für alle Dienstgrade und Kategorien um fünf Jahre angehoben. Das geht aus einer Mitteilung auf dem offiziellen Portal der russischen Regierung hervor. So können künftig Soldaten, Matrosen und Feldwebel bis zum Alter von maximal 55 Jahren zum Reservedienst eingezogen werden. Die Altersgrenze bei Offizieren bis zum Hauptmann liegt künftig bei 60 Jahren, höhere Offiziere dienen bis zum Alter von 65 Jahren. Generäle können nun sogar bis zum Alter von 70 Jahren wieder reaktiviert werden.

Eingezogene russische Reservisten marschieren in Serpukhow (Archivbild)Bild: Alexander Shcherbak/TASS/dpa/picture alliance

Die Erhöhung des Reservistenalters wurde vor allem im Hinblick auf den Krieg in der Ukraine beschlossen. Bei der Teilmobilmachung im Herbst hat Russland offiziell 300.000 Reservisten für die Front eingezogen. Im Zuge der Mobilmachung traten aber große Probleme zutage. Unter anderem haben sich viele Russen der Mobilmachung durch Flucht ins Ausland entzogen. Zwar bestreitet Moskau offiziell Absichten, eine weitere Mobilmachung durchzuführen. Experten sehen aber angesichts anhaltender Probleme an der Front eine neue Einberufungswelle als wahrscheinlich an.

Russland kann Getreide liefern, sagt Putin

Unterdessen nahm Russlands Präsident Wladimir Putin nochmals Stellung zu dem von ihm aufgekündigten Getreideabkommen. Die Fortsetzung des "Getreideabkommens - das seinen humanitären Zweck nicht rechtfertigte - hat seinen Sinn verloren", wird Putin auf der Website des Kremls zitiert. Um die weltweite Nahrungsmittelkrise zu lindern, erklärt Putin, dass "unser Land in der Lage ist, ukrainisches Getreide sowohl kommerziell als auch kostenlos zu ersetzen, zumal wir auch in diesem Jahr eine Rekordernte erwarten".

Die Ukraine gilt als Kornkammer Europas. Die Ackerböden gehören zu den besten weltweit.Bild: ALEXANDER ERMOCHENKO/REUTERS

Russland werde weiterhin daran arbeiten, die Versorgung Afrikas mit Getreide, Nahrungsmitteln, Dünger und anderen Gütern zu organisieren. "Wir schätzen die gesamte Bandbreite der wirtschaftlichen Beziehungen zu Afrika sehr und werden sie dynamisch weiterentwickeln."

haz/wa/kle/as (dpa, rtr, afp)

Dieser Artikel wird am Tag seines Erscheinens fortlaufend aktualisiert. Meldungen aus Kriegsgebieten lassen sich nicht unabhängig überprüfen.

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