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KonflikteUkraine

Ukraine: Niederlande und Dänemark sagen F-16-Jets zu

Veröffentlicht 20. August 2023Zuletzt aktualisiert 20. August 2023

Der niederländische Ministerpräsident Mark Rutte hat der Ukraine offiziell die Lieferung von F-16-Kampfjets in Aussicht gestellt. Auch Dänemark will unter gewissen Bedingungen Maschinen liefern. Nachrichten im Überblick.

Niederlande | Wolodymyr Selenskyj besichtigt F-16 Kampfjets
Präsident Wolodymyr Selenskyj (2. von rechts) besichtigt mit Regierungschef Mark Rutte (2. von links) F-16 KampfjetsBild: Piroschka van de Wouw/REUTERS

Das Wichtigste in Kürze:

  • Niederlande und Dänemark sagen Kiew offiziell F-16-Kampfjets zu
  • Ukraine hat mit Ausbildung an F-16-Maschinen begonnen
  • Moskau meldet erneut Drohnenangriff
  • Ukraine kündigt Vergeltung für Angriff auf Tschernihiw an
  • Außenminister Kuleba glaubt an Erfolg der Gegenoffensive

 

"Die Niederlande und Dänemark verpflichten sich, F-16 an die Ukraine zu übergeben, sobald die Bedingungen für einen derartigen Transfer erfüllt sind", sagte der niederländische Ministerpräsident Mark Rutte bei einem Besuch des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj auf einem Luftwaffenstützpunkt im niederländischen Eindhoven. Wie viele F-16-Jets die Niederlande liefern werden, könne er noch nicht sagen, erklärte Rutte. Sein Land besitze 42 Flugzeuge dieses Typs. Er müsse sich zunächst mit den internationalen Partnern abstimmen, bevor eine Entscheidung darüber falle, wie viele der Flieger an Kiew geliefert würden. Selenskyj sagte, die Zahl solle nach der entsprechenden Ausbildung ukrainischer Piloten und Techniker vereinbart werden.

Das Außenministerium in Kopenhagen gab ebenfalls grünes Licht für eine Lieferung. Zu den Bedingungen zähle die Bereitstellung von ausgebildetem und geprüftem ukrainischem Personal. Aus Dänemark sollen 19 Flugzeuge kommen, die ersten sechs um den Jahreswechsel, sagte Regierungschefin Mette Frederiksen. Die USA hatten am Freitag grünes Licht für die Weitergabe von F-16-Kampfjets aus den Niederlanden und Dänemark an die Ukraine gegeben, sobald die Piloten des Landes dafür ausgebildet sind. Präsident Selenskyj sprach in Eindhoven von einem Durchbruch.

Allianz aus elf Ländern

Die Niederlande und Dänemark sind federführend bei den Plänen einer Allianz aus elf Ländern, ukrainische Piloten an den Kampfjets auszubilden. Die Ausbildung sollte in diesem Monat starten und könnte Anfang 2024 abgeschlossen sein.

Im Vorfeld des nicht angekündigten Besuchs in den Niederlanden sagte Selenskyj, bei den Gesprächen gehe es auch darum, einen Friedensgipfel vorzubereiten und den Terrorstaat vor Gericht zu bringen. Die Strafgerichtshof in Den Haag hatte gegen Kremlchef Wladimir Putin, der den Überfall auf die Ukraine am 24. Februar 2022 angeordnet hatte, Haftbefehl wegen Kriegsverbrechen erlassen.

Offensichtlich zufrieden: Wolodymyr Selenskyj und Mark Rutte in EindhovenBild: ROB ENGELAAR/ANP/IMAGO

Nach dem Aufenthalt in den Niederlanden reiste Selenskyj gleich weiter nach Dänemark. Er werde sich mit Ministerpräsidentin Mette Frederiksen, die königliche Familie, Parteivorsitzenden und Vertretern der Wirtschaft treffen, teilte er auf Telegram mit. "Wir arbeiten weiter daran, die Ukraine und unsere Menschen zu stärken", schrieb er. Frederiksen betonte, sie sei überzeugt, dass die starke Unterstützung der Dänen für den ukrainischen Freiheitskampf während des Besuchs deutlich werde.

Am Samstag hatte Selenskyj mit dem schwedischen Ministerpräsidenten Ulf Kristersson über weitere Militärhilfen gesprochen, insbesondere hinsichtlich der gemeinsamen Produktion von leichten Panzern des Typs CV90. Bei dem Treffen betonte der ukrainische Präsident zudem, dass Tests mit ukrainischen Piloten auf schwedischen Gripen-Kampfflugzeugen begonnen hätten. Gemeinsam mit seiner Frau Olena traf Selenskyj auch den schwedischen König Carl XVI. Gustaf und Königin Silvia.

Ukraine hat mit Ausbildung an F-16-Maschinen begonnen

Die geplante Lieferung westlicher F-16-Kampfflugzeuge dürfte noch eine Zeitlang dauern - doch die ukrainischen Piloten werden bereits trainiert. "Die Ausbildung hat schon angefangen", sagte der ukrainische Verteidigungsminister Olexij Resnikow dem Fernsehsender "24 Kanal". Auch Ingenieure und Techniker des von Russland angegriffenen Landes erhalten demnach Schulungen. Wo genau diese stattfinden, sagte Resnikow nicht. 

 

Zur Lieferung von F-16-Maschinen an die Ukraine sowie zur Ausbildung ukrainischer Piloten haben sich Dänemark und die Niederlande bereit erklärt. Da es sich um ein Waffensystem aus den USA handelt, braucht es allerdings die Zustimmung Washingtons. Von der US-Regierung hieß es am vergangenen Donnerstag, man wolle Dänemark und den Niederlanden eine schnelle Weitergabe der F-16 ermöglichen. Trotzdem dürfte es noch mehrere Monate dauern, bis die Flugzeuge tatsächlich geliefert werden können.

Angebliche Drohne legt Moskauer Airports lahm

Die russische Hauptstadt hat offiziellen Angaben zufolge erneut einen Drohnenangriff abgewehrt. Es habe in der Nacht einen Versuch gegeben, eine Drohne über Moskau fliegen zu lassen, teilte Bürgermeister Sergej Sobjanin am frühen Sonntagmorgen auf Telegram mit. Die Luftabwehr habe dies vereitelt, schrieb er weiter. Weitere Details wurden zunächst nicht bekanntgegeben.

Die beiden Moskauer Flughäfen Wnukowo und Domodedowo hatten in der Nacht vorübergehend Starts und Landungen ausgesetzt. Das sagte ein Vertreter der Luftverkehrsdienste der staatlichen russischen Nachrichtenagentur TASS, ohne jedoch zunächst einen Grund für die Aussetzung des Flugbetriebs zu nennen. 

Fünf Verletzte in der Region Kursk

Auch andere Teile Russlands wurden russischen Angaben zufolge in der Nacht ins Visier von Drohnen genommen. Nach Angaben des Gouverneurs der Region Kursk stürzte eine Drohne auf das Dach eines Bahnhofs in der gleichnamigen Stadt im Westen Russlands. Fünf Menschen seien verletzt worden, zum Zeitpunkt des Vorfalls seien 50 Menschen vor Ort gewesen.

Ukrainischer Drohnenangriff auf einen Bahnhof in der westrussischen Stadt KurskBild: @gubernator_46/TELEGRAM/Handout/AFP

In der südlichen russischen Region Rostow wurden nach Angaben des Regionalgouverneurs Wassili Golubew zwei ukrainische Drohnen von der russischen Luftabwehr abgefangen. Es habe keine Opfer oder Schäden gegeben. 

Vergeltung nach Angriff auf Tschernihiw angekündigt

Bei dem russischen Raketenangriff auf die nordukrainische Stadt Tschernihiw sind offiziellen Angaben zufolge mindestens sieben Menschen getötet worden, darunter ein Kind. Weitere 144 Menschen seien durch den Beschuss im belebten Stadtzentrum verletzt worden, sagte Präsident Selenskyj in seiner Videoansprache in der Nacht zum Sonntag. Unter den Verletzten seien 15 Kinder. Der ukrainische Staatschef kündigte zudem Vergeltung an: "Unsere Soldaten werden Russland eine Antwort auf diese Terrorattacke geben", sagte er. 

Einsatzkräfte am Theater in Tschernihiw nach dem russischen RaketenangriffBild: VALENTYN OGIRENKO/REUTERS

Zuvor hatte Selenskyj mitgeteilt, dass unweit des Tschernihiwer Theaters eine Rakete eingeschlagen war. "Es ist ein ganz gewöhnlicher Samstag, den Russland in einen Tag des Schmerzes und des Verlusts verwandelt hat", schrieb er dazu. Außerdem veröffentlichte er ein kurzes Video, in dem Trümmerteile auf dem Bürgersteig zu sehen sind. Ukrainische Medien wiesen zudem darauf hin, dass viele Menschen an diesem Tag ein Erntefest feierten und deshalb gerade auf dem Rückweg aus der Kirche waren, als die Rakete einschlug.

Entsetzen bei den Vereinten Nationen

Nach dem tödlichen Angriff auf Tschernihiw haben Vertreterinnen der Vereinten Nationen das Vorgehen Russlands scharf verurteilt. "Es ist abscheulich, den Hauptplatz einer großen Stadt am Morgen anzugreifen, während die Menschen spazieren und einige in die Kirche gehen, um einen religiösen Tag zu feiern", sagte die UN-Koordinatorin für humanitäre Hilfe in der Ukraine, Denise Brown. "Ich verurteile dieses wiederholte Muster russischer Angriffe auf bewohnte Gebiete in der Ukraine. Angriffe auf Zivilisten oder zivile Objekte sind nach dem humanitären Völkerrecht streng verboten", fügte sie hinzu.

Audrey Azoulay, Generaldirektorin der UNESCO, der Kulturorganisation der Vereinten Nationen, zeigte sich in einem Beitrag in den sozialen Medien "entsetzt" über den Angriff. "Das Theater wurde teilweise zerstört und andere kulturelle und pädagogische Einrichtungen beschädigt. All meine Gedanken sind bei den Opfern", schrieb sie.

"Unser Erfolg wird den Ruf der Zweifler ruinieren"

Der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba hat Spekulationen über ein mögliches Scheitern der schleppend verlaufenden Gegenoffensive gegen die russischen Besatzer zurückgewiesen. "Wir nehmen solche Äußerungen gelassen hin", sagte Kuleba der "Bild"-Zeitung. 

"Nach Ansicht ungenannter Beamter, Generäle und Analysten hätte die Ukraine im Februar 2022 innerhalb von drei bis zehn Tagen aufhören sollen zu existieren", sagte Kuleba mit Blick auf den Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine. "Sie gehen nun davon aus, dass die Ukraine nicht in der Lage sein wird, ihr gesamtes Territorium so schnell zurückzuerobern." Das zeige, "dass selbst Zweifler mit der Zeit hoffnungsvoller werden".

Der ukrainische Außenminister gibt sich zuversichtlichBild: Brendan McDermid//REUTERS

"Was ich damit sagen will, ist, dass die Analysten bei ihren Prognosen und langfristigen Vorhersagen vorsichtiger sein sollten. Wir brauchen nichts zu beweisen", betonte der ukrainische Außenminister. "Unser Erfolg wird die Optimisten belohnen und den Ruf der Zweifler ruinieren."

"Ukraine-Krieg bedroht unsere vernetzte Welt"

Die Digitalminister der führenden Industrie- und Schwellenländer (G20) haben sich bei ihrem Treffen in Indien wegen des Streits über den Ukraine-Krieg nicht auf eine gemeinsame Abschlusserklärung verständigen können. Stattdessen veröffentlichte das Vorsitzland Indien wie schon bei früheren G20-Treffen eine eigene Zusammenfassung der Beratungen.

Die meisten Staaten verurteilten demnach bei dem Treffen in der Stadt Bengaluru den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine erneut aufs Schärfste. Sie forderten einen bedingungslosen Abzug der russischen Truppen von ukrainischem Territorium.

Für Deutschland beim G20-Digitalministertreffen: Volker Wissing (Archivbild)Bild: Reuhl/Fotostand/IMAGO

Dazu sagte Bundesdigitalminister Volker Wissing (FDP): "Gerade beim Thema Cybersicherheit wurde erneut deutlich, dass es keine Rückkehr zur Tagesordnung geben kann. Der russische Angriffskrieg wird auch online geführt und bedroht somit unsere vernetzte Welt." Der Krieg habe aus digitaler Perspektive enorme Auswirkungen sowohl auf Unternehmen als auch auf öffentliche Dienstleistungen.

gri/cw/haz/se/kle/haf (dpa, afp, rtr)

Dieser Artikel wird am Tag seines Erscheinens fortlaufend aktualisiert. Meldungen aus den Kampfgebieten lassen sich nicht unabhängig überprüfen.

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