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KonflikteUkraine

Ukraine: Putin will nach Nordkorea reisen

14. September 2023

Im Ukraine-Krieg greift Russland auf Waffenlieferungen anderer Staaten zurück. Präsident Putin sieht Chancen für eine Rüstungskooperation mit Nordkorea. Er nahm eine Einladung dorthin an. Unser Überblick.

Russland | Kim Jong Un und Vladimir Putin am Kosmodrom Wostotschny
Russlands Präsident Wladimir Putin (rechts) und Nordkoreas Machthaber Kim Jong UnBild: Mikhail Metzel/Russian President Press Office/dpa/picture alliance

 

Das Wichtigste in Kürze:

  • Kremlchef Putin plant Besuch in Nordkorea
  • Russland weist zwei US-Diplomaten aus
  • Explosionen auf der Krim nach Drohnenangriff gemeldet
  • Wieder Drohnen-Trümmer in Rumänien gefunden
  • Bulgarien hebt Einfuhrverbot für ukrainisches Getreide auf

 

Russland und Nordkorea wollen ihre Beziehungen nach dem jüngsten Gipfeltreffen in Wostotschny mit weiteren Gesprächen auf nordkoreanischem Boden festigen. Kim Jong Un habe Wladimir Putin während der Gespräche in Russland nach Nordkorea eingeladen, meldet die staatliche nordkoreanische Nachrichtenagentur KCNA. Putin habe die Einladung angenommen.

Kim äußerte demnach seine Bereitschaft, stabile und zukunftsorientierte Beziehungen für die nächsten 100 Jahre zu fördern. Beide Seiten hätten vereinbart, angesichts der "militärischen Bedrohungen, Provokationen und Tyrannei der Imperialisten" die strategische und taktische Zusammenarbeit weiter zu verstärken. Das Treffen am Mittwoch im Fernen Osten Russlands habe die bilateralen Beziehungen auf eine neue Ebene gehoben.

Nordkoreas Machthaber Kim zu Besuch bei Putin

02:16

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Nach Einschätzungen aus Washington könnten die Gespräche zu Waffenlieferungen Nordkoreas an Russland führen. Moskau habe es auf Nordkoreas Artilleriegeschosse abgesehen, sagte An Chan-il, Direktor des Internationalen Instituts für Nordkorea-Studien. Sollten nordkoreanische Mehrfachraketenwerfer und andere Artilleriegeschosse in großen Mengen an Russland geliefert werden, könnte dies nach seiner Einschätzung "einen erheblichen Einfluss auf den Krieg in der Ukraine haben."

Moskau erklärt US-Diplomaten zu unerwünschten Personen

Russland hat nach offiziellen Angaben zwei Mitarbeiter der US-Botschaft ausgewiesen. Der erste und der zweite Sekretär müssten innerhalb von sieben Tagen das Land verlassen, teilte das Außenministerium in Moskau mit. Zur Begründung heißt es, die beiden Diplomaten hätten einen russischen Bürger angeworben, um an geheime Informationen zu gelangen. Wegen des Falls wurde US-Botschafterin Lynne Tracy einbestellt.

Ende August hatte der russische Geheimdienst FSB einen russischen Ex-Mitarbeiter des US-Konsulats in Wladiwostok festgenommen. Die Behörden werfen dem Mann vor, Informationen unter anderem über den Verlauf des Ukraine-Kriegs gesammelt und an die US-Botschaft weitergegeben zu haben. Der Verdächtige sitzt seither in Haft. Der Vorfall droht das ohnehin äußerst gespannte Verhältnis zwischen Russland und den USA weiter zu belasten.

Anfang des Jahres hatte der russische Geheimdienst zudem den US-Korrespondenten Evan Gershkovich festgenommen und ihm ebenfalls Spionage vorgeworfen. Der Journalist des "Wall Street Journals", der die Vorwürfe zurückweist, ist seit Ende März inhaftiert. Moskau hat in der Vergangenheit immer wieder festgenommene Ausländer als Faustpfand eingesetzt, um eigene Agenten auszutauschen, die in westlichen Staaten im Gefängnis saßen.

Sechsjähriger Junge in Cherson getötet

Die russische Armee hat in der Nacht zu Donnerstag erneut mehrere Regionen der Ukraine angegriffen. Dabei starb nach Angaben der Staatsanwaltschaft in der südlichen Region Cherson ein sechsjähriger Junge, während sein 13-jähriger Bruder schwer verletzt wurde. Drei Nachbarn, die zu Hilfe eilten, wurden ebenfalls verletzt - darunter eine 18-Jährige. Seit Beginn der russischen Invasion hat die Generalstaatsanwaltschaft 504 Fälle dokumentiert, bei denen ukrainische Kinder durch Angriffe getötet wurden. Tatsächlich liege die Zahl getöteter Mädchen und Jungen aber höher, heißt es.

Auch andere Regionen der Ukraine gerieten in der Nacht unter Beschuss. Insgesamt habe Russland innerhalb der vergangenen 24 Stunden neun Regionen mit Artillerie, Drohnen und anderen Waffensystemen angegriffen, berichtete das ukrainische Militär. 138 Ortschaften und 74 Infrastrukturobjekte kamen demnach unter Feuer. Die ukrainische Luftverteidigung hat dabei nach eigenen Angaben 17 der 22 von Russland eingesetzten Kamikaze-Drohnen abgeschossen.

Explosionen auf Krim nach Drohnenangriff gemeldet

Die von Russland annektierte Krim ist laut Medienberichten im Zuge eines Drohnenangriffs nahe der Großstadt Jewpatorija von schweren Explosionen erschüttert worden. "Vermutlich gab es einen Einschlag auf einem Stützpunkt der Flugabwehr zwischen den Stadtteilen Molotschnoe und Ujutnoje", berichtete der oppositionelle Telegram-Kanal Crimeanwind. Das russische Militär hat den Treffer bislang nicht bestätigt, sondern lediglich den Abschuss von elf Drohnen gemeldet. Anwohner hatten in den Nachtstunden die Explosionen gefilmt. Auf den Bildern und Videos ist aus großer Entfernung eine hohe Feuersäule am dunklen Himmel zu erkennen. Jewpatorija liegt an der Westküste der Krim und gilt als Kurort. Die Pressesprecherin der Heeresstelle Süd in der ukrainischen Armee, Natalja Humenjuk, sagte, in der Gegend befänden sich auch mehrere Militärobjekte. Diese seien ins Visier genommen worden. Die Krim ist wichtig für den Nachschub der russischen Invasionstruppen.

Darüber hinaus wurde nach russischen Angaben die "Sergej Kotow", ein Patrouillenboot der Schwarzmeerflotte, von Wasserdrohnen attackiert. Alle fünf angreifenden unbemannten Wasserfahrzeuge seien zerstört worden, teilte das Verteidigungsministerium in Moskau mit.

Russland hat die Ukraine nach Angaben des ukrainischen Militärs in der Nacht erneut mit Drohnen beschossen. 17 von 22 russischen Drohnen seien abgefangen worden, die Gebiete im Süden, Norden und in der Landesmitte angegriffen hätten, teilte die ukrainische Luftwaffe im Kurznachrichtendienst Telegram mit. Dabei habe es sich um Kamikaze-Drohnen des iranischen Typs Schahed gehandelt.

 Wieder Drohnen-Trümmer in Rumänien

Im NATO-Land Rumänien sind erneut Trümmer einer mutmaßlich russischen Drohne gefunden worden. Wie die Allianz mitteilte, informierte der rumänische NATO-Botschafter die Verbündeten. Die entdeckten Drohnenteile ähneln demnach den Drohnen, die vom russischen Militär eingesetzt werden. Es deute aber nichts auf einen gezielten Angriff Russlands auf das Territorium des NATO-Mitglieds hin, betonte der Sprecher der Allianz, Dylan White.

In der vergangenen Woche hatten rumänische Soldaten bereits nahe dem Dorf Plauru unweit der Grenze zur Ukraine Drohnentrümmer entdeckt. Rumäniens Präsident Klaus Iohannis beriet in einem Telefonat mit NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg über die Vorfälle. Am Sonntag legte Bukarest offiziell Protest in Moskau ein.

NATO-Sprecher Dylan White (Archivbild)Bild: F. Garrido-Ramirez/NATO | CC BY-NC-ND 2.0

Ukrainische Donauhäfen nahe der Grenze zu Rumänien sind seit der Aufkündigung des Getreideabkommens durch Russland im Juli zu wichtigen Exporthäfen für ukrainisches Getreide geworden. Das Abkommen hatte der Ukraine trotz des Krieges den Transport von Getreide über das Schwarze Meer ermöglicht. Seit der Aufkündigung des Abkommens greift die russische Armee verstärkt die ukrainische Hafeninfrastruktur am Schwarzen Meer und an der Donau an.

Russland spricht von Schäden an Militärschiffen

Nach dem Angriff auf den Hafen von Sewastopol gibt es widersprüchliche Angaben über das Ausmaß der Zerstörung am Stützpunkt der russischen Schwarzmeerflotte. Andrij Jussow vom ukrainischen Militärgeheimdienst bezeichnete die Schäden an einem großen russischen Landungsschiff und einem U-Boot in einem Fernsehkommentar als "beträchtlich". "Wir können jetzt sagen, dass (die Schiffe) höchstwahrscheinlich nicht mehr zu reparieren sind."

Das Verteidigungsministerium in Moskau bestätigte zwar Schäden an zwei Militärschiffen. Diese würden aber vollständig repariert und wieder in Dienst gestellt, hieß es.

Ukrainischer Angriff auf die russische Flotte

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Bei den beiden Schiffen handelt es sich einem ukrainischen Militärexperten zufolge um das Landungsschiff "Minsk" der Ropucha-Klasse und das Angriffs-U-Boot der Kilo-Klasse "Rostow am Don", das Kalibr-Marschflugkörper tragen kann. "Es trägt sechs Torpedos oder vier Kalibr-Raketen in einer Salve. Wir können also davon ausgehen, dass Russland jetzt vier Kalibr-Raketen verloren hat", sagte Wolodymyr Zablotskij dem Nachrichtensender RBK. Auch ein Raketenwerfer sei zumindest teilweise für mehrere Monate nicht einsetzbar. 

Bulgarien hebt Einfuhrverbot für ukrainisches Getreide auf

Die pro-westliche Mehrheit im bulgarischen Parlament hat die Aufhebung des gegenwärtigen Einfuhrstopps für Getreide aus der Ukraine beschlossen. Für die entsprechende Vorlage stimmten 124 von 240 Abgeordneten, wie die Nachrichtenagentur BTA meldet. Acht Volksvertreter enthielten sich der Stimme. Die EU hat es mehreren osteuropäischen Mitgliedsstaaten erlaubt, ihre Märkte durch ein Verbot der Einfuhr billigen ukrainischen Getreides zu schützen. Die befristete Genehmigung läuft an diesem Freitag ab.

Ein Lastwagen lädt Getreide in einer ukrainischen Lagerhalle ab (Archivbild)Bild: Andrew Kravchenko/AP Photo/picture alliance

Mit der Entscheidung setzt sich Bulgarien von Ländern wie Polen und Ungarn ab, die den Einfuhrstopp unbedingt beibehalten wollen. Der Budapester Landwirtschaftsminister Istvan Nagy hatte am Mittwoch angekündigt, dass Ungarn die Einfuhrsperre für Weizen, Mais, Raps und Sonnenblumen aus der Ukraine in eigenstaatlicher Kompetenz verhängen werde, falls die EU-Kommission ihre Genehmigung nicht verlängert.

Kiew und Berlin vereinbaren Partnerschaft

Berlin und Kiew gehen eine Städtepartnerschaft ein. Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner und sein Kiewer Amtskollege Vitali Klitschko unterzeichneten im Roten Rathaus eine entsprechende Erklärung. Berlin sieht die neue Partnerschaft als Zeichen der Solidarität mit der Ukraine. Die deutsche Hauptstadt hat laut Senatskanzlei nunmehr 18 Partnerstädte.  Auch Tel Aviv soll bald dazukommen. Die 1991 vereinbarte Städtepartnerschaft mit Moskau ruht wegen des Krieges bis auf Weiteres.

Im Roten Rathaus (rechts) wurde die Städtepartnerschaft zwischen Berlin und Kiew besiegelt (Archivbild)Bild: Daniel Kalker/picture alliance/dpa

haz/wa/kle/sti/jj/uh (dpa, afp, rtr, ap)

Dieser Artikel wird am Tag seines Erscheinens fortlaufend aktualisiert. Meldungen aus den Kampfgebieten lassen sich nicht unabhängig überprüfen. 

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