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PolitikEuropa

Aktuell: Russland kauft Waffen von Nordkorea

6. September 2022

Laut Medien will Russland wegen möglicher Lieferengpässe Millionen Geschosse von Nordkorea kaufen. Im Krieg mit der Ukraine sind angeblich mehr als 50.000 russische Soldaten gefallen. Ein Überblick.

Ukraine-Konflikt, BM-27 Mehrfachraketenwerfersystem der russischen Armee im Einsatz
Raketenwerfer der russischen Armee: Westliche Sanktionen haben offenbar zu Lieferengpässen beim Militär geführtBild: IMAGO/SNA

 

Das Wichtigste in Kürze:

  • Bericht: Russland will Millionen Geschosse von Nordkorea kaufen
  • IAEA: Situation am AKW Saporischschja "unhaltbar"
  • Russland erzielt "immer noch Rekorderlöse"
  • Habeck glaubt nicht mehr an Nord Stream 1
  • "Keine Friedenslösung in Sicht"

 

Wegen der westlichen Sanktionen bestellt Russland offenbar Artillerie-Munition und Granaten in Nordkorea. Das berichten die Zeitung "New York Times" und die Nachrichtenagentur AP unter Berufung auf kürzlich freigegebene Informationen des US-Geheimdienstes. Die Käufe zeigten, dass die Sanktionen zu greifen begännen und die Fähigkeit Russlands einschränkten, seine Invasion in der Ukraine aufrechtzuerhalten, werden US-Regierungsvertreter zitiert.

Erst Ende August hatten amerikanische Geheimdienstkreise verlauten lassen, dass von Moskau gekaufte iranische Drohnen in Russland angekommen seien. Diese könnten für den Beschuss von Radaranlagen, Artillerie und anderen militärischen Objekten eingesetzt werden - hätten aber bei ersten Tests zahlreiche Fehlfunktionen gezeigt. 

Mangel an Aufklärungsdrohnen bei russischem Militär

Ein Mangel an Aufklärungsdrohnen erschwert nach Ansicht britischer Geheimdienstexperten zunehmend die Einsätze der russischen Truppen in der Ukraine. Das geht aus einem Update zum Ukraine-Krieg des Verteidigungsministeriums in London hervor. "Angesichts von Verlusten auf dem Schlachtfeld ist es wahrscheinlich, dass Russland Schwierigkeiten hat, seine Bestände an unbemannten Luftfahrzeugen aufrechtzuerhalten", heißt es in der Mitteilung auf Twitter. Das werde verschärft durch die mittels internationaler Sanktionen hervorgerufene Verknappung an Ersatzteilen. Seit Kriegsbeginn veröffentlicht die britische Regierung regelmäßig Geheimdienstinformationen zu dessen Verlauf. Moskau wirft London eine gezielte Desinformationskampagne vor.

Angeblich mehr als 50.000 russische Soldaten im Krieg gefallen

In den mehr als sechs Kriegsmonaten soll die russische Armee laut ukrainischen Angaben mehr als 50.000 Soldaten verloren haben. Es seien 50.150 russische Soldaten getötet worden, teilte der ukrainische Generalstab per Facebook mit. Ebenso will die ukrainische Armee bereits 2077 Panzer, 4484 gepanzerte Fahrzeuge, 236 Flugzeuge und 207 Hubschrauber abgeschossen haben. Es gibt keine unabhängige Bestätigung der Angaben. Das britische Verteidigungsministerium geht dagegen von lediglich etwa 25.000 getöteten russischen Soldaten aus. Russland selbst hat seit langem keine Angaben mehr zu eigenen Gefallenen gemacht. 

IAEA-Direktor Rafael Grossi stellte am Freitag in Wien erste Ergebnisse seiner Ukraine-Mission vorBild: Leonhard Foeger/REUTERS

IAEA: Situation am AKW Saporischschja "unhaltbar"

Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) fordert nach ihrer Besichtigung des ukrainischen Atomkraftwerks Saporischschja dringende Maßnahmen zur Verhinderung eines Atomunfalls. "Die IAEA ist weiterhin schwer besorgt über die Lage", schreibt IAEA-Chef Rafael Grossi in einem Untersuchungsbericht. Die Situation sei "unhaltbar". So seien in Turbinenhallen des größten AKW in Europa Panzerfahrzeuge stationiert. Diese Geräte könnten die Sicherheit der Anlage gefährden.

Zudem stünden die verbliebenen ukrainischen Mitarbeiter, die seit Monaten unter russischer Besatzung ihren Dienst verrichten, unter hohem Stress, wodurch Bedienungsfehler passieren könnten. Die IAEA äußert auch Sorge über Unterbrechungen bei der Stromversorgung der Anlage sowie über mangelhafte Kommunikationseinrichtungen in der Notfallzentrale.

Es sei dringend notwendig, eine nukleare Sicherheitszone rund um das AKW einzurichten. Alle an dem Konflikt beteiligten Seiten müssten sich hierauf verständigen, um noch schwerere Schäden durch Kampfhandlungen und den Austritt von Radioaktivität zu verhindern, heißt es in dem Bericht.

Russische Ölplattform in Usinsk (Archivbild)Bild: Dmitry Lovetsky/AP Photo/picture alliance

Russlands Einnahmen höher als Kriegskosten

Russlands Einnahmen aus fossilen Energieexporten haben in den ersten sechs Monaten des Ukraine-Krieges die Kosten der Invasion deutlich überstiegen. Das in Finnland ansässige Centre for Research on Energy and Clean Air (CREA) errechnete Einnahmen von umgerechnet 158 Milliarden Euro. Dem gegenüber stehen geschätzte Kriegskosten in dem Zeitraum in Höhe von hundert Milliarden Euro.

Russland erziele trotz der zurückgegangenen Ausfuhrmengen "immer noch Rekorderlöse" mit fossilen Brennstoffen, erklärte CREA-Analyst Lauri Myllyvirta. Die Daten zeigten, dass die EU mit 85 Milliarden Euro der größte Abnehmer der Lieferungen war, gefolgt von China mit 35 Milliarden Euro. Innerhalb der EU stand Deutschland mit einem Umfang von 19 Milliarden Euro vorn und war damit gleich hinter China der zweitgrößte Einkäufer von russischen fossilen Energien weltweit.

Habeck glaubt nicht mehr an Nord Stream 1

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck stellt sich darauf ein, dass Russland über die Pipeline Nord Stream 1 kein Gas mehr nach Europa liefern wird. "Es kommt noch ein bisschen Gas über die Ukraine-Pipeline, aber dass Nord Stream 1 wieder aufgemacht wird, gehört nicht zu den Szenarien, von denen ich ausgehe", sagte der Grünen-Politiker im Zweiten Deutschen Fernsehen (ZDF).

"Noch ein bisschen Gas über die Ukraine-Pipeline": Bundeswirtschaftsminister Robert HabeckBild: Kay Nietfeld/dpa/picture alliance

Der russische Staatskonzern Gazprom hat nach einer planmäßigen Wartung der Turbine die Gaslieferungen nach Europa nicht wieder aufgenommen. Begründet wird dies mit angeblich austretendem Öl aus dem Bauteil. Im Westen wird diese Version angezweifelt und ein politischer Hintergrund für den Lieferstopp vermutet.

IAEA kündigt Bericht über die Lage in der Ukraine an

Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) will in Kürze über die Lage in der Ukraine informieren. Dabei solle es unter anderem um die atomare Sicherheit gehen, heißt es. Wie angekündigt hätten vier Experten der UN-Behörde das Atomkraftwerk Saporischschja inzwischen verlassen. Zwei weitere blieben an der von Russland besetzten Anlage.

Das AKW steht nach den Worten des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj zum zweiten Mal "nur einen Schritt von einer Strahlenkatastrophe entfernt". Russischer Beschuss sei für die erneute Unterbrechung der Stromzufuhr verantwortlich, sagte er. Die IAEA hatte erklärt, die Notstromleitung sei gekappt worden, um ein Feuer zu löschen.

Nach erneutem Artilleriebeschuss beim AKW Saporischschja ist es in der nahe gelegenen Stadt Enerhodar zu einem Stromausfall gekommen. Sowohl die von Russland eingesetzten Besatzungsbehörden als auch der aus der Stadt geflohene Bürgermeister Dmytro Orlow bestätigten den Vorfall im Nachrichtendienst Telegram.

Keine Friedenslösung für Ukraine in Sicht

Der Vorsitzende der Münchner Sicherheitskonferenz, Christoph Heusgen, sieht derzeit keine Chance für eine diplomatische Lösung im Ukraine-Krieg. "Russland hat kein Interesse an Verhandlungen. Deswegen wird die Situation in sechs Monaten so ziemlich die gleiche sein, wie sie jetzt ist", sagte er am in Genf bei einer Veranstaltung der Konrad-Adenauer-Stiftung und dem Geneva Center for Security Policy.

Wenn Putin diesen Krieg gewinne, werde er weitermachen, sagte der langjährige außenpolitische Berater von Kanzlerin Angela Merkel: "Das Beste, was wir im Moment tun können, ist, die Ukraine zu unterstützen. Die Ukraine verteidigt das Völkerrecht und sie verteidigt die Freiheit in Europa."

uh/jj/rb/fw/qu (afp, ap, dpa, epd, kna, rtr)

Dieser Artikel wird am Tag seines Erscheinens fortlaufend aktualisiert. Meldungen aus den Kampfgebieten lassen sich nicht unabhängig überprüfen.

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