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KonflikteUkraine

Selenskyj dankt den Polen

Veröffentlicht 24. September 2023Zuletzt aktualisiert 24. September 2023

Angesichts jüngster Verstimmungen zwischen Kiew und Warschau sendet der ukrainische Präsident ein Freundschaftssignal an Polens Bevölkerung. Russlands Außenminister macht dem Westen schwere Vorwürfe. Der Überblick.

Screenshot X | Präsident Wolodymyr Selenskyj in Lublin
Zwischenstopp im polnischen Lublin: Wolodymyr Selenskyj (2.v.r.)Bild: twitter.com/ZelenskyyUa

 

Das Wichtigste in Kürze:

  • Selenskyj zeichnet polnische Helfer aus
  • Tote und Verletzte durch Luftangriffe im ukrainischen Gebiet Cherson
  • Oppositionspolitiker Kara-Mursa in Strafkolonie in Sibirien angekommen
  • Lawrow: Der Westen "kämpft direkt mit uns"
  • Zweites in der Ukraine beladenes Getreideschiff erreicht Istanbul 

 

Nach den Spannungen der vergangenen Tage zwischen Warschau und Kiew hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj einen unangekündigten Zwischenstopp in Polen eingelegt. Auf dem Rückweg aus den USA und Kanada machte der Staatschef Halt in der ostpolnischen Stadt Lublin.

"Auf dem Weg in die Ukraine hatte ich die Ehre, in Lublin die Bemühungen polnischer Bürger zu würdigen, Ehrenamtliche, aufmerksame Herzen", erklärte Selenskyj im Onlinedienst X (ehemals Twitter). Einer Frau und einem Mann, die die medizinische Versorgung verletzter ukrainischer Kinder sowie verwundeter Soldaten organisiert haben, verlieh er Auszeichnungen. Polnische Regierungsvertreter traf Selenskyj laut Medienberichten nicht.

Polen hatte in der vergangenen Woche sein Embargo für ukrainisches Getreide verlängert, um die Interessen der eigenen Landwirte zu schützen - und hatte damit eine offene Krise mit Kiew hervorgerufen. Die Ukraine reichte daraufhin Klage bei der Welthandelsorganisation (WTO) ein - gegen Polen sowie Ungarn und die Slowakei, die ebenfalls erklärten, sie würden sich nicht an das von der EU-Kommission beschlossene Ende der Handelsbeschränkungen für ukrainisches Getreide halten.

Züge mit Getreide aus der Ukraine stehen im Osten PolensBild: Damien Simonart/AFP

Bei den Vereinten Nationen hatte Selenskyj vor wenigen Tagen kritisiert, einige Länder täuschten Solidarität nur vor und unterstützten indirekt Russland. Daraufhin bestellte Warschau den ukrainischen Botschafter ein. Schließlich kündigte Polen an, dass es Waffenlieferungen an die Ukraine künftig auf bereits abgeschlossene Verträge beschränken wolle.

Polen gehört seit Beginn des russischen Angriffskrieges zu den größten Unterstützern der Ukraine. Es ist zudem ein wichtiges Transitland für Waffen, die andere westliche Verbündete der Ukraine schicken. Polen hat zudem rund eine Million Flüchtlinge aus dem Nachbarland aufgenommen.

Tote und Verletzte durch Luftangriffe im ukrainischen Gebiet Cherson

Die russische Luftwaffe hat das südukrainische Gebiet Cherson unter Beschuss genommen. Dabei wurden nach örtlichen Behördenangaben zwei Menschen getötet und mehrere verletzt. In der Stadt Beryslaw am Fluss Dnipro kam eine Frau ums Leben, in dem Dorf Lwowe ein Mann. Bei dem Beschuss durch russische Flugzeuge erlitten zudem mehrere Menschen Verletzungen. Die ukrainische Armee hatte im November den Teil des Gebiets zurückerobert, der nordwestlich des Dnipro liegt. Nach Angaben der ukrainischen Luftwaffe griff Russland am Sonntag auch das Gebiet Odessa am Schwarzen Meer und andere Regionen im Süden der Ukraine aus der Luft an.

Die ukrainischen Streitkräfte steuerten Kampfdrohnen in die russische Gebietshauptstadt Kursk, die etwa 90 Kilometer von der Grenze zur Ukraine entfernt liegt. Eine Drohne habe das örtliche Gebäude des russischen Inlandsgeheimdienstes FSB angegriffen, eine zweite eine Ölraffinerie, berichteten Medien in Kiew unter Berufung auf den Militärgeheimdienst. Der Gouverneur der Region Kursk, Roman Staroweit, teilte auf Telegram mit, eine Drohne habe geringen Schaden am Dach eines Verwaltungsgebäudes angerichtet.

Oppositionspolitiker Kara-Mursa in Strafkolonie in Sibirien angekommen

Der russische Kreml-Kritik Wladimir Kara-Mursa, der zu 25 Jahren Haft verurteilt wurde, ist in ein sibirisches Straflager bei Omsk gebraucht worden. Sein Mandant sei in der Hochsicherheitskolonie IK-6 eingetroffen, um dort seine Strafe abzusitzen, teilte Kara-Mursas Anwalt Wadim Prochorow mit. Die Reise von Moskau ins 2700 Kilometer entfernte Omsk habe knapp drei Wochen gedauert. Das russische Strafvollzugssystem benötigt oft Wochen, um Gefangene in die weit entfernten Gefängnisse des Landes zu bringen. Die Unterbringung in einer Isolationszelle gefährdet nach Darstellung des Anwalts die Gesundheit des 42-jährigen Kara-Mursa. Dieser leidet nach Angaben seiner Familie aufgrund von zwei Giftanschlägen an der Nervenerkrankung Polyneuropathie.

Der russische Oppositionspolitiker Wladimir Kara-MursaBild: Juri Rescheto/DW

Kara-Mursa war im April nach einem Prozess hinter verschlossenen Türen für schuldig befunden worden, "falsche Informationen" über die russische Armee verbreitet und Verbindungen zu einer "unerwünschten Organisation" unterhalten zu haben. Zahlreiche westliche Staaten forderten die Freilassung des Oppositionellen, der neben der russischen auch die britische Staatsbürgerschaft besitzt. Seit Beginn der russischen Offensive in der Ukraine geht Moskau mit beispielloser Härte gegen Oppositionelle vor.

Lawrow: Der Westen "kämpft direkt mit uns"

Der russische Außenminister Sergej Lawrow hat den westlichen Staaten vorgeworfen, "direkt" gegen Russland zu kämpfen. "Sie können es nennen wie Sie wollen, aber sie kämpfen mit uns, sie kämpfen direkt mit uns", erklärte er am Rande der UN-Vollversammlung in New York. Lawrow verwies unter anderem auf Armeeausrüstung im Wert von Milliarden Dollar für Kiew und die Präsenz westlicher Militärberater in der Ukraine.

Die USA und europäische Staaten, die der Ukraine seit der russischen Invasion im Februar 2022 Waffensysteme liefern, wiederholen hingegen eindringlich, dass sie sich nicht im Krieg mit Russland befinden, sondern das angegriffene Land lediglich bei seiner Verteidigung unterstützen.

Schlug wieder scharfe Töne an: Sergej LawrowBild: picture alliance/dpa/TASS

Einem von der Ukraine vorgelegten Friedensplan und einer UN-Initiative zur Wiederbelebung des Getreideabkommens gibt Russland keine Chance. Beide Vorschläge seien nicht realistisch, sagte Lawrow. Wenn die Ukraine und ihre westlichen Partner auf Kiews Zehn-Punkte-Friedensplan beharrten, werde der Konflikt auf dem Schlachtfeld entschieden. Hinsichtlich des Getreidedeals pochte der Chefdiplomat unter anderem auf die Aufhebung von Sanktionen gegen eine russische Bank.

Weiteres Getreideschiff erreicht Istanbul 

Zwei Monate nach dem Ausstieg Russlands aus dem Getreideabkommen hat ein zweites mit Weizen aus der Ukraine beladenes Schiff die Türkei erreicht. Der Frachter "Aroyat" traf am Sonntagmorgen über den südlichen Ausgang des Bosporus in Istanbul im Marmarameer ein, wie aus Daten der Websites Marine Traffic und Vessel Finder hervorging. Das Schiff hat 17.600 Tonnen Weizen geladen, die für Ägypten bestimmt sind.

Der Getreidefrachter "Aroyat" auf seiner Fahrt durch das Schwarze Meer Bild: AFP

Am Donnerstag hatte mit der "Resilient Africa" bereits ein erstes Schiff mit ukrainischem Weizen die Türkei erreicht. Die "Resilient Africa" und die "Aroyat", die beide unter der Flagge von Palau fahren, hatten zuvor den ukrainischen Hafen Tschornomorsk angesteuert, um insgesamt rund 20.000 Tonnen Weizen an Bord zu nehmen. Es waren die ersten Getreidefrachter, die seit dem Ende des Abkommens mit Moskau über das Schwarze Meer einen ukrainischen Hafen erreichten.

Die "Resilient Africa" legte am Dienstag wieder ab, die "Aroyat" am Donnerstag. Das Marmarameer verbindet über den Bosporus und die Dardanellen das Schwarze Meer mit dem Mittelmeer. 

Papst zieht Zwischenbilanz seiner Friedensmission

Papst Franziskus sieht bei seiner Friedensmission für die Ukraine erste Fortschritte. Immerhin gebe es positive Entwicklungen bei den Bemühungen um die Rückführung nach Russland verschleppter Kinder, sagte das katholische Kirchenoberhaupt auf dem Rückflug von Marseille nach Rom. Zugleich räumte er ein, das vatikanische Staatssekretariat habe in die Mission sehr viel Arbeit investiert, bisher jedoch nur wenig Konkretes erreicht.

Gab eine Pressekonferenz im Flugzeug: Papst FranziskusBild: Vatican Media/REUTERS

Erneut beklagte der Papst, dass Waffenhandel ein äußerst lukratives Geschäft sei. Wenn man in einem laufenden Krieg den Ukrainern aber keine Waffen mehr gebe, beginne ein Prozess, dem am Ende das ukrainische Volk zum Opfer falle.

Franziskus hatte im Mai den Vorsitzenden der Italienischen Bischofskonferenz, Kardinal Matteo Zuppi, mit der Ukraine-Friedensmission beauftragt. Zuppi führte seitdem Gespräche in Kiew, Moskau, Washington und Peking.

Neuer Posten für Ex-Roskosmos-Chef 

Der ehemalige Leiter der russischen Raumfahrtbehörde Roskosmos, Dmitri Rogosin, ist zum Senator der russisch kontrollierten Region Saporischschja in der Ukraine ernannt worden. Das teilte der örtliche Gouverneur Jewgeni Balitski mit. Er verwies auf Rogosins "Erfahrung und kolossale Kompetenz".

War vor seiner Tätigkeit bei Roskosmos auch schon russischer Vizepremier: Dmitri Rogosin (2021)Bild: Sergei Savostyanov/TASS/dpa/picture alliance

Rogosin war im Juli 2022 als Roskosmos-Chef entlassen worden. Danach leitete er eine Gruppe von Militärberatern, die pro-russische Separatisten in der Ukraine unterstützen. Im Dezember vergangenen Jahres wurde er bei einem ukrainischen Luftangriff in Donezk im Osten der Ukraine verletzt. Rogosin ist ein scharfer Kritiker des Westens und in diesem Zusammenhang bekannt für seine Schmähreden.

wa/cw/se/sti (dpa, afp, rtr)

Dieser Artikel wird am Tag seines Erscheinens fortlaufend aktualisiert. Meldungen aus den Kampfgebieten lassen sich nicht unabhängig überprüfen.

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