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KonflikteUkraine

Ukraine aktuell: Ukraine präsentiert drei Patriot-Systeme

19. April 2023

In der Ukraine sind drei Patriot-Luftabwehrsystem aus den USA, den Niederlanden und Deutschland eingetroffen. Russischer Oppositionspolitiker Ilja Jaschin muss für 8,5 Jahre hinter Gitter. Nachrichten im Überblick.

Ein gefechtsbereites Flugabwehrraketensystem vom Typ Patriot der Bundeswehr
Ein gefechtsbereites Flugabwehrraketensystem vom Typ Patriot der BundeswehrBild: Axel Heimken/dpa/picture alliance

 

Das Wichtigste in Kürze: 

  • Ukraine bekommt modernes Flugabwehrraketensystem Patriot
  • Kreml-Kritiker Ilja Jaschin muss für 8,5 Jahre hinter Gitter
  • Bundesregierung erhöht Wiederaufbauhilfe für Ukraine
  • Polen will Grenze zu Kaliningrad elektronisch überwachen
  • Auch Bulgarien verhängt Einfuhrverbot für ukrainische Agrarprodukte 

 

Zum Schutz vor russischen Luftangriffen hat Deutschland der Ukraine das zugesagte Luftabwehrsystem Patriot geliefert. Dies teilte die Bundesregierung in ihrer aktualisierten Aufstellung zu Waffenlieferungen an das Land mit. Sie hatte die Abgabe des Patriot-Systems Anfang Januar zusammen mit der Lieferung von Marder-Schützenpanzern angekündigt.

Die ukrainische Armee hat auch aus den USA und den Niederlanden die ersten Patriot-Luftabwehrsysteme erhalten. Verteidigungsminister Oleksij Resnikow dankte Deutschland, den USA und den Niederlanden am Mittwoch dafür, "Wort gehalten zu haben". "Heute wird unser schöner ukrainischer Himmel sicherer, weil die Patriot-Luftabwehrsysteme in der Ukraine angekommen sind", erklärte Resnikow auf Twitter. 

Das vom US-Unternehmen Raytheon hergestellte Patriot-System dient der Bekämpfung von größeren Zielen in der Luft wie Flugzeugen, Drohnen, Raketen und Marschflugkörpern. Eine Patriot-Batterie kann bis zu 50 Ziele im Blick behalten und fünf Objekte gleichzeitig bekämpfen. Die Reichweite beträgt laut Bundeswehr rund 68 Kilometer.

Kanzler Olaf Scholz im August auf einem Gepard-Panzer auf einem Truppenübungsplatz in Schleswig-Holstein Bild: Marcus Brandt/dpa/picture alliance

Deutschland hat die ukrainische Luftabwehr bereits mit der Lieferung von Flugabwehrpanzern vom Typ Gepard und des modernen Luftverteidigungssystems Iris-T unterstützt.

Ukraine berichtet über Drohnenangriff auf Odessa 

Russland hat nach ukrainischen Angaben die Hafenstadt Odessa mit Drohnen angegriffen. "In der Nacht hat der Feind einen Angriff mit Drohnen des Typs Shahed-136 auf die Region Odessa durchgeführt", erklärte Jurij Kruk, Leiter der Militärverwaltung des Bezirks, auf Telegram. Die ukrainische Luftabwehr habe die meisten der Drohnen zerstört, aber zivile Infrastruktur sei getroffen worden. Ein anderer Befehlshaber der ukrainischen Luftwaffe teilte mit, zehn von zwölf Drohnen seien von der Luftabwehr in Odessa zerstört worden.

"Nach vorläufigen Informationen gab es keine Verletzten. Es werden Maßnahmen ergriffen, um das Feuer einzudämmen, Einheiten des staatlichen Rettungsdienstes und andere Rettungskräfte arbeiten vor Ort", so Kruk weiter. Bei der Shahed-136 handelt es sich um eine kleine, selbst zündende Drohne iranischer Bauart, die so programmiert werden kann, dass sie automatisch zu mehreren GPS-Koordinaten fliegt. 

Verbündete sollen Einsatz russischer Waffen genau beobachten

Die USA haben ihre Verbündeten aufgefordert, auf Anzeichen für den Einsatz von russischen Atomwaffen in der Ukraine zu achten. "Wir alle haben beobachtet und uns Sorgen gemacht, dass (Staatschef) Wladimir Putin eine seiner Meinung nach nicht-strategische taktische Atomwaffe einsetzen (...) könnte", erklärte die stellvertretende Außenministerin Wendy Sherman. Putin könnte damit eine Eskalation mit einem kontrollierten Risiko erzwingen, so Sherman.

Kreml-Kritiker Ilja Jaschin muss für 8,5 Jahre hinter Gitter

Der russische Oppositionspolitiker Ilja Jaschin ist mit einem Berufungsverfahren gegen seine Verurteilung zu achteinhalb Jahren Haft wegen Kritik an der Militäroffensive in der Ukraine gescheitert. Die Strafe bleibe bestehen, entschied ein Gericht in Moskau. Jaschin sagte vor Gericht, er sei verurteilt worden, weil er "die Wahrheit gesagt" habe. Er war im Dezember wegen Verbreitung von "Falschinformationen" über die russische Armee zu der langjährigen Haftstrafe verurteilt worden. Er war im Juni 2022 festgenommen worden, nachdem er in einem Youtube-Video den "Mord an Zivilisten" im ukrainischen Butscha angeprangert hatte. Moskau bestreitet jegliche Übergriffe in dem Vorort von Kiew.

Der russische Oppositionspolitiker Ilja Jaschin Bild: Alexander Nemenov/AFP

Jaschin ist einer der letzten noch in Russland verbliebenen lautstarken Kritiker der Führung. Auch seine Festnahme hinderte ihn nicht daran, die Behörden scharf zu kritisieren und die Militärintervention in der Ukraine anzuprangern. Er gilt als Verbündeter des ebenfalls inhaftierten Oppositionsführers Alexej Nawalny und stand auch dem Oppositionspolitiker Boris Nemzow nahe, der 2015 in der Nähe des Kreml ermordet worden war.

Entwicklungsministerium erhöht Finanzhilfe für Ukraine

Die Bundesregierung stellt der Ukraine weitere 111 Millionen Euro für den Wiederaufbau des Landes zur Verfügung. Wie das Entwicklungsministerium mitteilte, sollen mit dem Geld insbesondere Wohnungen für Binnenvertriebene geschaffen und ukrainische Gemeinden bei der Reparatur und Ausstattung von Kindergärten, Schulen und Krankenhäusern unterstützt werden. Insgesamt hat Deutschland der Ukraine seit Beginn des russischen Angriffskriegs im Februar vergangenen Jahres 3,6 Milliarden Euro an ziviler Unterstützung zukommen lassen.

Jochen Flasbarth, Staatssekretär im Bundesentwicklungsministerium Bild: DW

Deutschland wolle "den Menschen in der Ukraine zeigen, dass wir auch weiterhin solidarisch an ihrer Seite stehen", sagte Entwicklungsstaatssekretär Jochen Flasbarth, der sich derzeit auf einer zweitägigen Reise in der Ukraine befindet. Die Wiederaufbauhilfe durch Berlin und die EU sei eine "Investition in die Zukunft Europas", da eine wirtschaftlich starke Ukraine ein "Pfeiler unseres gesamten europäischen Wohlstands" sein werde.

Polen will Grenze zu Kaliningrad elektronisch überwachen

Der polnische Innenminister Mariusz Kaminski hat die Installation eines elektronischen Überwachungssystems an der Grenze zur russischen Exklave Kaliningrad angekündigt. "Wir werden alles, was an der Grenze geschieht, überwachen können", sagte Kaminski. Polen will entlang der 200 Kilometer langen und momentan mit Stacheldraht gesicherten Grenze rund 3000 Kameras und Bewegungssensoren installieren.

Die Regierung in Warschau hatte Russland und Belarus in der Vergangenheit vorgeworfen, Migranten illegal über Kaliningrad nach Polen zu schleusen. Zwischen Polen und Belarus, einem Verbündeten Moskaus, gibt es bereits einen fünf Meter hohen Grenzzaun mit einem ähnlichen Überwachungssystem.

Polen und Ukraine beenden Getreidestreit

Im Konflikt um das Überangebot von günstigem ukrainischem Getreide auf dem polnischen Markt haben beide Länder eine Einigung erzielt. Das bestätigte der polnische Landwirtschaftsminister Robert Telus nach einem Treffen mit seinem Kollegen Mykola Solski und anderen ukrainischen Regierungsvertretern. Jeder Transport von Getreide, das für den Transit bestimmt ist, werde künftig von einem Konvoi begleitet, so Telus weiter. Zudem sollen Transitfuhren mit ukrainischem Getreide durch Polen mit GPS-Siegeln gesichert werden.

Polnische Landwirte protestieren Anfang April gegen günstige ukrainische Agrarprodukte auf dem Markt Bild: Marcin Bielecki/PAP/picture alliance

Polen hatte am Samstag ein Importverbot für Getreide und andere landwirtschaftliche Produkte verhängt. Die Regierung in Warschau reagierte damit auf Proteste von Landwirten, die sich durch die günstigen Importe unter Druck gesetzt fühlten. Die wegen des russischen Angriffskrieges beschränkten Getreideexporte der Ukraine laufen nicht nur über das Schwarze Meer oder die Donau, sondern auch auf dem Landweg durch Polen.

Auch Bulgarien verhängt Einfuhrverbot für ukrainische Agrarprodukte

Nach Ungarn und der Slowakei hat nun auch Bulgarien den Import ukrainischer Agrarprodukte vorübergehend verboten. Der Importstopp solle vom 24. April bis Ende Juni 2023 gelten, sagte der geschäftsführende Landwirtschaftsminister Jawor Getschew. Bulgarische Agrarerzeuger hatten in den vergangenen Wochen mit Protesten sowie Blockaden der Grenzübergänge zu Rumänien einen Importstopp für ukrainische Agrarerzeugnisse gefordert. Die Erzeuger in dem südöstlichen EU-Land beklagen, dass die günstigen zollfreien Agrarimporte aus der Ukraine die durch EU-Auflagen verteuerte heimische Produktion konkurrenzunfähig machten. Der Interimsministerpräsident Galab Donew machte jedoch deutlich, dass sein Land weiterhin den Transit von ukrainischen Agrarerzeugnissen erlaube. "Wir bleiben solidarisch mit der Ukraine", versicherte er.

Von der Leyen will Getreidestreit mit Ukraine beilegen

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen will den Getreide-Konflikt mit der Ukraine mit einer Millionenhilfe für osteuropäische Bauern lösen. Sie schlug ein zusätzliches Hilfspaket von 100 Millionen Euro vor, um betroffene Landwirte zu entschädigen, wie aus einem Brief an Polen, Ungarn, die Slowakei, Bulgarien und Rumänien hervorgeht, welcher der Nachrichtenagentur AFP in Brüssel vorliegt. Das Geld soll demnach zusätzlich zu einer bereits gewährten Soforthilfe von 56 Millionen Euro fließen.

Die osteuropäischen Länder hatten Getreideeinfuhren aus der Ukraine zuvor untersagt oder mit einem solchen Schritt gedroht. Solche "einseitigen Maßnahmen" spielten aber "den Feinden der Ukraine in die Hände", warnte von der Leyen in ihrem Brief. Die "Solidaritätskorridore" für ukrainisches Getreide durch die EU müssten bestehen bleiben, um Entwicklungsländer zu versorgen, betonte die deutsche Politikerin. Im Gegenzug will die EU Produzenten von Weizen, Mais, Raps und Sonnenblumenkernen in Osteuropa helfen.

se/mak/los/gri/kle/nob (rtr, dpa, afp)

Dieser Artikel wird am Tag seines Erscheinens fortlaufend aktualisiert. Meldungen aus den Kampfgebieten lassen sich nicht unabhängig überprüfen.