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KonflikteUkraine

Ukraine aktuell: USA sichern Ukraine dauerhafte Hilfe zu

14. Februar 2023

US-Verteidigungsminister Austin beschwört beim Treffen der sogenannten Ukraine-Kontaktgruppe erneut die gemeinsame Entschlossenheit der Verbündeten, die Ukraine weiter zu unterstützen. Aktuelle Nachrichten im Überblick.

US-Verteidigungsminister Austin und sein ukrainischer Ressortkollege Resnikow in Brüssel
US-Verteidigungsminister Austin (l.) und sein ukrainischer Ressortkollege Resnikow in BrüsselBild: Olivier Matthys/AFP

 

Das Wichtigste in Kürze:

  • US-Vereidigungsminister Austin setzt auf Entschlossenheit der Verbündeten
  • Selenskyj hofft auf weitere Aufrüstung durch Partner 
  • Stoltenberg: NATO berät über Kampfjet-Lieferung
  • Klitschko: Kiew braucht "Tausende" Generatoren
  • Moskau versorgt trotz Krieg andere Länder mit Waffen

 

US-Verteidigungsminister Lloyd Austin bekräftigte beim Treffen der sogenannten Ukraine-Kontaktgruppe, die Ukraine benötige dringend mehr militärische Hilfe und die Vereinigten Staaten und die NATO-Verbündeten würden diese Unterstützung auch langfristig gewähren. Diese gemeinsame Entschlossenheit werde die Dynamik des ukrainischen Abwehrkampfes in den kommenden Wochen aufrechterhalten. "Wir werden der Ukraine helfen, sich der russischen Frühjahrsoffensive entgegenzustellen und voranzukommen", so der Minister. Der Kreml setze vergeblich darauf, dass er die Entschlossenheit des Westens "aussitzen" könne.

Die Brüsseler Gespräche von bis zu 50 Ländern im sogenannten Ramstein-Format - benannt nach der US-Airbase in Rheinland-Pfalz - wurden von US-Verteidigungsminister Austin geleitet. Dabei ging es insbesondere um die Koordinierung der Waffenlieferungen an die Ukraine. An dem Treffen nahm auch deren Verteidigungsminister Oleksij Resnikow teil. Die Ukraine drängt nach den Zusagen für Kampfpanzer aus dem Westen derzeit insbesondere auf die Lieferung von Kampfjets.

Das Brüsseler Treffen ging inzwischen ohne nennenswerte Zusagen zu Ende. Austin zählte nach den Beratungen der sogenannten Ukraine-Kontaktgruppe eine Reihe bereits angekündigter Waffenlieferungen auf - darunter auch die Kampfpanzer, die Deutschland und zehn weitere Länder Kiew zugesagt haben. "Ankündigungen zu Flugzeugen habe ich heute nicht", sagte Austin zu der Debatte um Kampfjets. Der Pentagon-Chef wies zugleich Berichte zurück, die USA hätten Polen an der Lieferung von MiG-29-Kampfflugzeugen gehindert. Die Entscheidung liege allein bei Warschau. Die US-Regierung würde sie niemals "diktieren", betonte Austin.

Flugabwehrpanzer-Munition für Ukraine bestellt

Deutschland hat für die Ukraine neue Munition für die Flugabwehrpanzer vom Typ Gepard bestellt. Die Verträge mit den Herstellern seien unterschrieben, kündigte Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius am Rande des Treffens der internationalen Kontaktgruppe an. "Das heißt, wir werden jetzt unverzüglich wieder eigene Produktion aufnehmen bei Rheinmetall für Gepard-Munition. Die wird unverzüglich anlaufen." Die Verträge wurden von Deutschland in Vertretung der Ukraine unterzeichnet. Deutschland liefert seit Sommer Gepard-Flugabwehrpanzer in die Ukraine. Die Munition dafür ist allerdings knapp. Eine neue Fabrik des Rüstungsunternehmens Rheinmetall für die Herstellung dieser Munition entsteht derzeit in Niedersachsen.

Weitere Kampfpanzer für die Ukraine

Für die geplante "Kampfpanzer-Koalition" für die Ukraine gibt es nun weitere feste Zusagen. Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius sagte wenige Stunden vor Beginn eines Treffens der Verteidigungsminister der 30 NATO-Staaten im Brüsseler Hauptquartier des Bündnisses, Portugal wolle der Ukraine drei Panzer vom Typ Leopard 2 A6 zur Verfügung stellen. Kurz darauf hieß es aus Oslo, auch Norwegen werde der Ukraine acht Leopard-2-Panzer liefern. Dazu kämen Ersatzteile, Munition sowie gepanzerte Fahrzeuge, teilte das norwegische Verteidigungsministerium mit.

Boris Pistorius (m.) bei der Ankunft in Brüssel zum NATO-VerteidigungsministertreffenBild: Johanna Geron/REUTERS

Pistorius hatte vergangene Woche bei einem Besuch in Warschau die Hoffnung auf weitere Zusagen für die "Panzer-Koalition" geäußert. Deutschland hatte Ende Januar als Ziel ausgegeben, der Ukraine mit Partnern "rasch zwei Panzer-Bataillone (ein Bataillon umfasst rund 30 Panzer) mit Leopard-2-Panzern zur Verfügung zu stellen". Die Bundesregierung hat der Ukraine 14 Kampfpanzer des Typs Leopard 2 A6 zugesagt.

Selenskyj erhofft sich weitere Aufrüstung

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hofft auf eine Entscheidung der sogenannten Ukraine-Kontaktgruppe, seinem Land weitere Waffen zu liefern. "Wir arbeiten daran, dass sich alle unsere Verhandlungen in den Rüstungsbeschlüssen unserer Partner spiegeln", sagte Selenskyj in einer Videoansprache. Damit bezog er sich auf das Treffen der Kontaktgruppe heute in Brüssel, aber auch auf weitere Gespräche bis zum ersten Jahrestag des russischen Angriffs am 24. Februar. "Neue bilaterale Gespräche und Treffen sind geplant", so Selenskyj.

Formuliert tagtäglich Videobotschaften: Wolodymyr Selenskyj am MontagabendBild: president.gov.ua

Stoltenberg: NATO berät über Kampfjet-Lieferung

Anders als die Bundesregierung schließt NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg die Lieferung von Kampfjets an die Ukraine nicht aus. "Die Unterstützung für die Ukraine hat sich ebenso entwickelt wie der Krieg selbst", erklärte er in Brüssel. "Jetzt wird auch über Flugzeuge diskutiert" - wie an diesem Dienstag und am Mittwoch beim Treffen der Verteidigungsminister der 30 NATO-Staaten im Brüsseler Hauptquartier des Bündnisses, zeigte sich Stoltenberg überzeugt.

Sollten sich einzelne NATO-Mitglieder für die Lieferung von Kampfjets an Kiew entscheiden, werde dies allerdings "einige Zeit dauern", meinte Stoltenberg. Vordringlich sei es derzeit, die Ukraine so schnell wie möglich mit den bereits zugesagten Waffen sowie Munition und Treibstoff zu versorgen.

Hat ins NATO-Hauptquartier eingeladen: Jens StoltenbergBild: John Thys/AFP/Getty Images

Bundeskanzler Olaf Scholz warnt in der Kampfjet-Frage vor einem "Überbietungswettbewerb" mit immer neuen Waffensystemen und der Gefahr einer Eskalation mit Russland. Dazu sagte Stoltenberg, das Bündnis werde weiterhin "wachsam sein", um eine Ausweitung des Krieges über die Ukraine hinaus zu verhindern. In der NATO wird laut Diplomaten befürchtet, dass Russlands Präsident Wladimir Putin einen Einsatz von Atomwaffen in Betracht ziehen könnte, wenn er zu stark in Bedrängnis kommt.

Baerbock: NATO-Erweiterung "ohne Verzögerung"

Mit Blick auf den Ukraine-Krieg wirbt Bundesaußenministerin Annalena Baerbock dafür, dass die Türkei und Ungarn den Weg für die Aufnahme von Finnland und Schweden in die NATO endlich freimachen. "Beim NATO-Gipfel in Madrid im letzten Sommer haben wir gemeinsam die Grundlage für den Beitritt gelegt und wir erwarten natürlich von allen NATO-Mitgliedern, dass sie diesen Beschluss ohne weitere Verzögerung umsetzen", sagte Baerbock nach einem Treffen mit dem finnischen Außenminister Pekka Haavisto in Helsinki. Dass sich Finnland nach 80 Jahren Bündnisfreiheit für die NATO-Mitgliedschaft entschlossen habe, sei ein "historischer Schritt".

Treffpunkt Helsinki: Annalena Baerbock und ihr finnischer Kollege Pekka HaavistoBild: Christophe Gateau/dpa/picture alliance

Die Türkei blockiert schon seit Monaten vor allem Schwedens Bemühungen um Aufnahme in die NATO. Die Regierung in Ankara fordert von der Regierung in Stockholm eine härtere Gangart gegen kurdische Aktivisten, die sie als Terroristen betrachtet. Finnland will nur gemeinsam mit Schweden, wo Baerbock an diesem Dienstag erwartet wird, der Allianz beitreten.

US-Generalstabschef sieht ziemlich stabile Frontlinie

US-Generalstabschef Mark Milley hat den Kampf um die Region Bachmut im Osten der Ukraine als Abnutzungskrieg bezeichnet. Es gebe viel Gewalt und viele Gefechte, aber die Frontlinie sei ziemlich stabil, sagte Milley in Brüssel auf eine Frage nach dem aktuellen Kriegsgeschehen. 

Nach Angaben Milleys halten die Ukrainer derzeit die Stellung, während auf russischer Seite insbesondere die Wagner-Söldner angreifen. "Es gibt hier keine ausgefeilten Manöver. Es handelt sich um Frontalangriffe, Angriffswellen, viel Artillerie mit extrem hohen Verlusten in diesem Gebiet", sagte er. Wie lange das so gehen werde, sei schwierig zu sagen. Es gehe nun schon seit Wochen so.

Auf die Frage, ob Russland erneut versuchen könnte, die ukrainische Hauptstadt Kiew einzunehmen, wollte Milley keine abschließende Antwort geben. Es bestehe aber immer eine potenzielle Gefahr etwa durch Drohnen und Raketen. Kiew als Hauptstadt sei schon zu Beginn des Kriegs ein wichtiges Ziel gewesen. "Aber im Moment sehen wir keine signifikanten Anzeichen und Warnungen."

Klitschko: Kiew braucht "Tausende" Generatoren

Zur Energieversorgung der ukrainischen Hauptstadt Kiew hat ihr Bürgermeister Vitali Klitschko die Bereitstellung "Tausender" zusätzlicher Generatoren gefordert. "Wir haben fast Tausend erhalten, aber wir haben 500 Kindergärten, 500 Schulen", sagte Klitschko der Nachrichtenagentur AFP. Kiew sei heute besser auf russische Angriffe mit Raketen und Drohnen vorbereitet als noch vor ein paar Monaten, doch er sei "immer noch besorgt um Strom und Heizung". Seit Oktober zielen russische Einheiten immer wieder auf die ukrainische Infrastruktur, wodurch Millionen von Einwohnern mitten im Winter mit Strom- und Heizungsausfällen zu kämpfen haben.

Sorgt sich um die Energieversorgung: Vitali Klitschko (während eines DW-Interviews im Januar)Bild: DW

Einen Start russischer und belarussischer Athleten bei den Olympischen Spielen 2024 in Paris hält Klitschko für möglich, wenn diese Sportler öffentlich den Krieg in der Ukraine verurteilen. "Russen und Belarussen können nicht teilnehmen, wenn sie nicht 'Nein' zum Krieg sagen", betonte der frühere Box-Weltmeister. "Wenn sie sich öffentlich gegen den Krieg stellen, können sie teilnehmen. Aber sie haben Angst." Der ukrainische Staatschef Wolodymyr Selenskyj hatte zuletzt zu einem Boykott der Spiele aufgerufen, sollten Russen in Paris an den Start gehen.

Russland exportiert trotz Krieg weiter Waffen

Russland liefert trotz eines hohen Verbrauchs von Waffen und Ausrüstung im Krieg gegen die Ukraine weiter Militärgüter an die Militärjunta in Myanmar. "Die Lieferung von Jagdflugzeugen des Typs Su-30SME setzt sich fort - zwei Flugzeuge wurden dem ausländischen Kunden schon 2022 geliefert, die übrigen werden zur vertraglich vereinbarten Frist geliefert", sagte der Vizechef der staatlichen Agentur für militärisch-technische Zusammenarbeit, Wladimir Droschschow, bei der Luftfahrtausstellung Aero India in der südindischen Großstadt Bengaluru. Droschschow zufolge liefert Russland Myanmar auch Flugabwehrsysteme vom Typ Panzir-S1 und Aufklärungsdrohnen vom Typ Orlan-10. Fristen nannte der Beamte nicht.

Ein Kampfjet vom Typ Su-30 bei einer Flugshow in Russland (Archivfoto) Bild: Alexander Strela/Zoonar/picture alliance

Russland ist weltweit einer der größten Rüstungsexporteure. Allerdings spürt das Militär Medienberichten zufolge in seinem Angriffskrieg gegen die Ukraine selbst ein Ausrüstungsdefizit, speziell bei Aufklärungsdrohnen. Die mangelhafte Aufklärung gilt als einer der Gründe für die Probleme russischer Truppen in dem Krieg. Für den Beschuss ukrainischer Städte setzt Moskau hingegen nach Angaben aus Kiew iranische Kampfdrohnen ein.

Moskau weist Vorwurf des Umsturzversuchs in Moldau zurück

Das russische Außenministerium hat Vorwürfe zurückgewiesen, Moskau plane einen Umsturz in der Ex-Sowjetrepublik Moldau. "Derartige Behauptungen sind absolut unbegründet und unbewiesen", sagte Ministeriumssprecherin Maria Sacharowa. Sie warf ihrerseits sowohl der Republik Moldau als auch der Ukraine eine Schmutzkampagne vor. Die moldauische Präsidentin Maia Sandu hatte am Montag vor russischen Umsturzversuchen in ihrem Land gewarnt. Der Plan Moskaus beinhalte, gewalttätige Ausschreitungen und Angriffe auf staatliche moldauische Institutionen anzuzetteln und diese als Proteste zu tarnen, sagte die proeuropäische Staatschefin. Sandu stützte sich bei ihren Aussagen auf Geheimdienst-Dokumente, die Moldau kürzlich von der Ukraine erhalten habe.

Die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Sacharowa: "Behauptungen sind unbegründet und unbewiesen"Bild: SNA/IMAGO

Sacharowa warf der Führung in Kiew vor, sie wolle nur die Republik Moldau in den Konflikt zwischen der Ukraine und Russland hineinziehen. Und die moldauische Führung versuche mit den Vorwürfen von schweren innenpolitischen Problemen abzulenken. Sacharowa: "Russland stellt keine Gefahr für die Sicherheit der Republik Moldau dar und tritt für die Entwicklung einer für beide Seiten vorteilhaften und gleichberechtigten Zusammenarbeit ein."

Am Montag wurde aus Sicherheitsgründen der Luftraum über Moldau vorübergehend gesperrt. Einige Stunden später hob die zuständige Luftfahrtbehörde die Sperrung wieder auf. Zunächst mutmaßten Medien sowie Betreiber von Social-Media-Kanälen, dass eine russische Drohne die Behörden alarmiert haben könnte. Dann häuften sich Berichte über einen angeblichen Spionage-Ballon, der erst über die Ukraine, dann weiter nach Moldau und schließlich ins westlich angrenzende EU-Land Rumänien geflogen sein soll.

hf/kle/sti/qu/wa/ehl (dpa, afp, rtr)

Dieser Artikel wird am Tag seines Erscheinens fortlaufend aktualisiert. Meldungen aus Kampfgebieten lassen sich nicht unabhängig überprüfen.

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