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PolitikUkraine

Ukraine aktuell: Tote bei russischen Drohnenattacken

22. März 2023

In der Stadt Rschyschtschiw im Süden der Ukraine wurde ein Gymnasium getroffen. Mehr als 400 Milliarden Dollar laut Bericht für Wiederaufbau nötig. Schwedens Parlament stimmt für NATO-Beitritt. Ein Nachrichtenüberblick.

Nach dem Drohnenangriff wird in der Stadt Rschyschschiw nach Verschütteten gesucht
Nach dem Drohnenangriff wird in der Stadt Rschyschschiw nach Verschütteten gesuchtBild: State Emergency Service of Ukraine/REUTERS

Das Wichtigste in Kürze:

  • Selenskyj spricht von neuer "Nacht des russischen Terrors"
  • London erwartet Entlastung in Bachmut
  • Ukraine soll IWF-Kredite in Höhe von 15,6 Milliarden Dollar bekommen
  • USA wollen Abrams-Kampfpanzer im Herbst an Ukraine liefern
  • Nur zwei Parteien im schwedischen Reichstag gegen Beitritt zur NATO

 

Bei russischen Luftangriffen in der Ukraine sind nach Angaben der dortigen Behörden mindestens acht Menschen getötet worden. In der Region Kiew wurden demnach bei Drohnenattacken auf ein Gymnasium in Rschyschschiw mindestens sieben Menschen getötet und etwa zehn verletzt. Nach Angaben der ukrainischen Luftstreitkräfte handelte es sich bei den in Rschyschtschiw - etwa 80 Kilometer südlich der Hauptstadt Kiew - eingesetzten Drohnen um iranische Waffen der Bauart Schahed 136/131. 16 der insgesamt 21 Drohnen seien von der ukrainischen Luftabwehr abgeschossen worden.

Zudem wurden bei einem russischen Angriff auf ein Wohngebäude der südukrainischen Stadt Saporischschja dem Bürgermeister zufolge ein Mensch getötet. Mehr als 30 Menschen hätten Verletzungen erlitten, darunter auch Kinder. Präsident Wolodymyr Selenskyj sprach von einer neuen "Nacht des russischen Terrors". Stunden später veröffentlichte er ein Video, das einen Angriff auf das Wohnhaus in Saporischschja zeigen soll. "Die Welt braucht mehr Einheit und Entschlossenheit, um den russischen Terror schneller zu besiegen und Leben zu schützen", sagte Selenskyj. 

Russland meldet Drohnenangriff auf Halbinsel Krim

Die russische Marine hat im Gegenzug laut russischen Angaben einen Drohnenangriff auf den Hafen von Sewastopol auf der Halbinsel Krim abgewehrt. Wie der vom Kreml unterstützte Gouverneur der Stadt, Michail Raswoschajew, auf Telegram mitteilte, seien "drei Objekte zerstört" worden. Es habe keine Verletzten gegeben, auch seien keine Schiffe beschädigt worden. Durch die Explosionen seien jedoch Fenster in nahe gelegenen Gebäuden zersprungen. Die Situation sei "unter Kontrolle".

Als Reaktion auf den Vorfall setzte die von Russland unterstützte Regierung in Sewastopol die Fährverbindungen rund um die Hafenstadt aus. Der Drohnenangriff erfolgte weniger als eine Woche nach dem Besuch des russischen Präsidenten Wladimir Putin auf der von Moskau 2014 annektierten Krim. Russland hatte bereits am Dienstag einen Drohnenangriff auf die Krim gemeldet, der abgewehrt worden sei. 

Frontbesuch Selenskyjs nahe Bachmut

Der ukrainische Präsident Selenskyj ist offiziellen Angaben zufolge in die Nähe der schwer umkämpften Stadt Bachmut im Osten des Landes gereist. Auf Videos ist zu sehen, wie der 45-jährige Staatschef in einer großen Halle Orden an die Mitglieder einer Artillerieeinheit überreichte.

Der ukrainische Staatschef Wolodymyr Selenskyj im Gespräch mit Soldatinnen und Soldaten in der Nähe von BachmutBild: Ukrainian Presidency/AA/picture alliance

"Es ist mir eine Ehre, heute hier zu sein, um unsere Helden auszuzeichnen. Um ihnen die Hand zu schütteln und ihnen für den Schutz der Souveränität unseres Landes zu danken", erklärte Selenskyj in einer in Onlinenetzwerken verbreiteten Botschaft. Darüber hinaus besuchte er gemeinsam mit dem Militärgouverneur des Gebiets Donezk, Pawlo Kyrylenko, ein Lazarett.

London erwartet Entlastung in umkämpfter Stadt

Mit eigenen Vorstößen nahe der umkämpften Stadt Bachmut im Osten der Ukraine ist es den ukrainischen Truppen nach britischer Darstellung gelungen, sich etwas vom russischen Angriffsdruck zu entlasten. Die Gegenoffensive westlich der Stadt werde vermutlich den Druck der russischen Angreifer auf die Straße H-32 - einer wichtigen ukrainischen Nachschubroute - lindern, schrieb das britische Verteidigungsministerium am Mittwoch unter Berufung auf Geheimdienste. In den seit Monaten andauernden Kämpfen um Bachmut ist es den russischen Angreifern trotz starker Bemühungen bislang nicht gelungen, die stark zerstörte Stadt einzunehmen. 

Rund um Bachmut wird seit Monaten gekämpftBild: Aris Messinis/AFP/Getty Images

"Die Kämpfe rund um das Stadtzentrum dauern an, und die ukrainische Verteidigung ist weiterhin durch eine Einfassung aus dem Norden und Süden gefährdet", heißt es im Bericht des britischen Verteidigungsministerium weiter. Es bestehe jedoch eine realistische Möglichkeit, dass der russische Angriff auf Stadt an Dynamik verliere. Das liege auch daran, dass einige russische Einheiten an andere Frontabschnitte verlegt worden seien. Das britische Verteidigungsministerium veröffentlicht seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine täglich Informationen zum Kriegsverlauf. Moskau wirft London eine Desinformationskampagne vor. 

Bericht: Mehr als 400 Milliarden Dollar für Wiederaufbau nötig

Der Krieg in der Ukraine hat allein innerhalb seines ersten Jahres einen Schaden von mindestens 135 Milliarden US-Dollar (rund 125 Milliarden Euro) verursacht. Das geht aus einem gemeinsamen Bericht der ukrainischen Regierung, der Weltbank und der Europäischen Kommission hervor. Die am stärksten betroffenen Sektoren sind demnach die Bereiche Wohnen (38 Prozent), Verkehr (26 Prozent) und Energie (8 Prozent).

Als Grundlage für die Berechnungen wurde der Zeitraum vom Beginn des Krieges am 24. Februar 2022 bis zum 24. Februar 2023 herangezogen. Die finanziellen Verluste durch den Krieg in diesem Zeitraum werden mit 290 Milliarden US-Dollar (rund 269 Milliarden Euro) angegeben. Die Kosten für Wiederaufbau und die Erholung der von Russland angegriffenen Ukraine werden auf mindestens 411 Milliarden US-Dollar (rund 381 Mrd Euro) geschätzt. Dabei handelt sich um das 2,6-fache des geschätzten ukrainischen Bruttoinlandprodukts für das Jahr 2022. Das Bruttoinlandsprodukt sank laut dem Bericht 2022 um 29,2 Prozent - die Armut stieg von 5,5 Prozent auf 24,1 Prozent.

Ukraine soll IWF-Kredit in Milliardenhöhe bekommen

Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat sich mit der Ukraine auf ein Kreditpaket in Höhe von rund 15,6 Milliarden Dollar (rund 14,5 Milliarden Euro) geeinigt. Die Übereinkunft mit einer Laufzeit von vier Jahren müsse noch vom Direktorium ratifiziert werden, teilte der IWF mit. Der Vereinbarung waren monatelange Verhandlungen vorausgegangen.

IWF-Generaldirektorin Kristalina Georgieva und der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj im Februar in KiewBild: Ukraine Presidency/Ukrainian Pre/Planet Pix/picture alliance

Der Vierjahresplan solle "die laufende schrittweise wirtschaftliche Erholung unterstützen und gleichzeitig das langfristige Wachstum im Kontext des Wiederaufbaus nach dem Krieg" fördern, heißt es in einer Erklärung des IWF. Der IWF betonte, neben den humanitären Folgen habe der Einmarsch Russlands in die Ukraine weiterhin verheerende Auswirkungen auf die Wirtschaft. Die Wirtschaftsleistung ging demnach im vergangenen Jahr um 30 Prozent zurück. In den kommenden Quartalen werde eine langsame wirtschaftliche Erholung erwartet. Allerdings bestehe weiterhin das Risiko einer Eskalation des Konfliktes.

Abrams-Kampfpanzer sollen im Herbst geliefert werden

Die USA wollen der Ukraine die versprochenen Abrams-Kampfpanzer im Herbst liefern und damit schneller als erwartet. Der Sprecher des US-Verteidigungsministeriums, Pat Ryder, sagte, in Absprache mit Kiew würden die USA der Ukraine Modelle vom Typ M1A1 schicken und nicht wie ursprünglich geplant vom Typ M1A2. Das würde es den USA erlauben, die Auslieferung deutlich zu beschleunigen "und der Ukraine diese wichtige Fähigkeit bis zum Herbst dieses Jahres auszuliefern".

M1A1 Abrams-Panzer bei einer NATO-Übung (Archivbild)Bild: INTS KALNINS/REUTERS

Die Abrams-Kampfpanzer vom Typ M1A1 hätten "sehr ähnliche Fähigkeiten wie der M1A2", sagte der Pentagon-Sprecher weiter, ohne auf Unterschiede zwischen den verschiedenen Modellen einzugehen. Eine Auslieferung der M1A2 hätte demnach bis ins nächste Jahr gedauert. Die USA hatten der Ukraine Ende Januar 31 Kampfpanzer vom Typ Abrams zugesagt.

Ukrainische Soldaten nahe der Frontlinie bei BachmutBild: Sergey Shestak/AFP

Auch die Auslieferung des Luftabwehrsystems Patriot an die Ukraine soll demnach beschleunigt werden. Das Training ukrainischer Soldaten an dem Abwehrsystem sei "schneller gegangen als erwartet", sagte Ryder.

Schwedens Parlament stimmt für NATO-Beitritt

Das schwedische Parlament hat grünes Licht für einen Beitritt des Landes zur NATO gegeben. Eine klare Mehrheit der Abgeordneten stimmte in Stockholm dafür, die jahrzehntelange Bündnisfreiheit Schwedens aufzugeben. Nur zwei der acht Parteien im schwedischen Reichstag waren gegen den Beitritt. 

Die entscheidende Sitzung des schwedischen Reichstags in Stockholm zur Aufnahme des Landes in die NATOBild: ANDERS WIKLUND/TT/AFP

Schweden hatte sich im Mai 2022 gemeinsam mit Finnland vor dem Hintergrund des russischen Angriffskriegs um die NATO-Mitgliedschaft beworben. Diese ist aber erst möglich, wenn alle 30 Mitgliedsstaaten den Beitritt ratifiziert haben. Ungarn und die Türkei fehlen hier noch. Die Türkei blockiert die Aufnahme Schwedens in die Allianz mit der Begründung, dass Schweden nicht konsequent genug gegen "Terrororganisationen" vorgehe. Auch das ungarische Parlament will erst zu einem späteren Zeitpunkt eine Entscheidung treffen. Gegen den NATO-Beitritt der Finnen gibt es hingegen in Ankara und Budapest keine grundsätzlichen Vorbehalte.

USA: China im Ukraine-Krieg kein neutraler Vermittler

Die USA sehen China nicht geeignet, um im Ukraine-Krieg als "unparteiischer" Vermittler zwischen Moskau und Kiew aufzutreten. Das sagte der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates im Weißen Haus, John Kirby, vor der Presse und nahm damit eine Formulierung aus Moskau auf. Chinas Staatschef Xi Jinping versicherte nach russischen Angaben bei seinem Besuch im Kreml, eine "unparteiische Position" zum Konflikt in der Ukraine zu haben. "Ich glaube nicht, dass man China in irgendeiner Weise als unparteiisch betrachten kann", betonte Kirby. Peking habe die russische Invasion nicht verurteilt und kaufe weiterhin russisches Öl. Zudem warf er Peking vor, die russische Propaganda weiterzugeben, nach welcher der Krieg in der Ukraine das Ergebnis einer westlichen Aggression sei, was nicht stimme.

Xi habe sich dazu hinreißen lassen, russische Propaganda weiterzugeben, sagte John KirbyBild: Susan Walsh/AP/picture alliance

Mit Blick auf den russischen Präsidenten Wladimir Putin und Chinas Staatschef Xi Jinping, die am Dienstag bei einem Besuch Xis in Moskau den Eintritt in eine "neue Ära" ihrer "besonderen" Beziehungen lobten, sagte Kirby, die beiden hätten kein wahres Bündnis, sondern seien durch eine "Vernunftehe" miteinander verbunden. China und Russland "wollen die Regeln ändern", die die internationale Ordnung bestimmen, warnte Kirby. Die USA würden jedoch die Kommunikationskanäle mit China aufrechterhalten und US-Präsident Joe Biden plane immer noch, mit Xi zu sprechen, fügte Kirby hinzu - ohne weitere Details zu nennen.

Putin (r.) und Xi bauen strategische Partnerschaft ausBild: SERGEI KARPUKHIN/AFP

Xi und Putin unterzeichneten am Dienstag in Moskau ein Abkommen zur strategischen Partnerschaft. Es umfasst den Ausbau der bilateralen Beziehungen vor allem im wirtschaftlichen Bereich. Putin sicherte Xi eine dauerhafte und zuverlässige Versorgung Chinas mit Öl und Gas zu.

sti/uh/qu/bru/cwo/ww (dpa, rtr, afp)

Dieser Artikel wird am Tag seines Erscheinens fortlaufend aktualisiert. Meldungen aus Kriegsgebieten lassen sich nicht unabhängig überprüfen.

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