[Video-Transkript]
Es ist noch nicht lange her, da waren diese Männer wegen Gewaltverbrechen eingesperrt.
(In der Vertonung heißt es irrtümlich: "Es ist noch nicht lange her, da waren diese Männer wegen krimineller Verbrechen eingesperrt." Wir bitten den Fehler zu entschuldigen.)
Jetzt werden sie zum Töten ausgebildet.
"Auf geht's, auf zum Angriff!"
Die Ukraine macht Kriminelle zu Soldaten, um die Reihen zu füllen und die Russen aufzuhalten. Sie sollen damit Vorteile erhalten.
Viktor, ukrainischer Ausbilder: "Die Jungen sind hart im Nehmen. Sie wissen, was Ehre und Würde sind. Deshalb sind sie sehr motiviert, Soldaten zu werden. Sie sind gute Soldaten."
Alle von ihnen saßen im Gefängnis, auch ihr Ausbilder.
Viktor kämpfte im Donbass-Krieg und wurde zu acht Jahren Haft verurteilt. Er saß fünfeinhalb Jahre und wurde dann vorzeitig entlassen, weil er zum Militär zurückkehrte.
Viktor: "Ich habe dir schon einmal gezeigt, dass du dich mit dem Helm anlehnen musst."
Als Mitgefangener weiß Viktor, woher diese Rekruten kommen. Als Soldat weiß er auch, wohin sie als Nächstes gehen werden.
Jetzt gibt er weiter, was er im Kampf in den Schützengräben gelernt hat.
Ihor ist erst 23 Jahre alt. Er hat die letzten fünf Jahre im Gefängnis verbracht.
Ihor, ukrainischer Rekrut: "Ich bin aus Dummheit ins Gefängnis gekommen. Ich geriet in eine Schlägerei."
Er wolle sich mit dem freiwilligen Dienst nicht selbst erlösen, sagt er uns. Er wolle einfach nur einen Sinn im Leben haben und andere beschützen.
Ihor, ukrainischer Rekrut: "Ich bin bereit zu kämpfen, aber ich weiß nicht, was auf dem Schlachtfeld passiert."
Wir werden unterbrochen.
Max Zander, DW-Korrespondent: "Wir mussten das Interview abbrechen. Der Ausbilder sagte: 'In Deckung!' Wir gehen jetzt unter diesen Bäumen in Deckung."
Es war eine russische Drohne, die uns verfehlt hat.
In der Ukraine wollte man keine Gefangenen im Krieg einsetzen, die Russen rekrutierten ihre Soldaten aber schon früh in Gefängnissen. Viele von ihnen starben dann als Soldaten.
Die ukrainischen Gefangenen werden genauso ausgebildet wie andere Rekruten. Es heißt, sie passen sich schneller an und sind motivierter als Zivilisten.
Wie die meisten Soldaten werden die Männer bis zum Ende des Krieges dienen – oder sie werden verletzt oder getötet.
Wir treffen uns mit Männern, die eine Kampfverletzung hatten.
Soldat: "Ich nenne ihn Lavendel. Er ist so loyal wie ein Mensch."
Jede Unterstützung scheint willkommen.
Soldat: "Ich hatte eine Gehirnerschütterung und habe 17 Prozent meines Sehvermögens verloren. Auf einem Ohr bin ich taub."
Ivan hat fünf Kinder. Er kämpfte im Krieg im Donbass.
Er kam wegen schwerem Raub ins Gefängnis.
Ivan, ukrainischer Soldat: "Ich saß sieben Jahre lang im Gefängnis. Ich saß noch drei Jahre ab. Ich verstehe, dass es sich nicht gelohnt hat. Ich war nicht in der richtigen Gesellschaft und ich hatte nicht die richtigen Freunde."
Ruslan wurde von einem Schrapnell getroffen und erholt sich jetzt. Er hat im Gefängnis gesessen, weil er gestohlen und betrogen hat. Jetzt kämpft er.
Ruslan, ukrainischer Soldat: "Ich habe mich verändert, aber ich will nicht darüber reden, was an der Front passiert. Die Russen rücken immer weiter vor, man weiß nicht, was passiert. Wir versuchen, sie aufzuhalten. Man kann nicht alle aufhalten, aber zumindest einige."
Diese Gefangenen riskieren viel für ihre Freiheit.
Viele setzen darauf, dass sie so ihre Fehler aus der Vergangenheit korrigieren und ein neues Leben beginnen können.