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Russische Grenzgebiete: Ukraine verstärkt Angriffe

14. August 2024

Ob Kursk, Woronesch oder Belgorod: Die Führung in Russland muss sich darauf einstellen, dass es nun auch länger Krieg auf ihrem Territorium gibt. Der ukrainische Staatschef ist spürbar selbstbewusster geworden.

Ukrainische Soldaten fahren mit einem T-72-Panzer auf einer Straße in der Grenzregion Sumy
Ukrainische Soldaten rücken in einem T-72-Panzer aus Sowjetzeiten in der russischen Grenzregion Sumy vor Bild: Roman Pilipey/AFP/Getty Images

Die Ukraine hält ihren Druck auf die russische Oblast Kursk aufrecht und greift zudem Woronesch an, das weiter südlich an der gemeinsamen Staatgrenze liegt. In der Nacht zu Mittwoch seien insgesamt 117 ukrainische Drohnen und vier Raketen abgefangen worden, teilte das Verteidigungsministerium in Moskau mit. Jeweils 37 Drohnen seien über Kursk und Woronesch zerstört worden. Wie viele Geschosse die ukrainischen Streitkräfte insgesamt abgefeuert haben, ließ das Ministerium offen.

Ausnahmezustand auch in Oblast Belgorod

Die russische Nationalgarde, die Rosgwardija, kündigte in diesem Zusammenhang an, die Bewachung des Atomkraftwerkes Kursk zu verstärken. Ein besonderes Augenmerk gelte dabei der Drohnen-Abwehr, teilte sie mit. Das Kernkraftwerk liegt gut 30 Kilometer westlich der Stadt Kursk und wird vom Staatskonzern Rosenergoatom betrieben.

Erhöhte Wachsamkeit: Russische Polizisten und Soldaten an einem Checkpoint in der Region BelgorodBild: Str/REUTERS

In der russischen Oblast Belgorod, die zwischen Kursk und Woronesch liegt und ebenfalls an die Ukraine grenzt, verhängte Gouverneur Wjatscheslaw Gladkow den Ausnahmezustand. "Die Lage in der Oblast Belgorod ist weiterhin äußerst schwierig und angespannt", gab er auf Telegram bekannt. Gladkow begründete den Ausnahmezustand mit anhaltenden Angriffen der ukrainischen Streitkräfte. Beim täglichen Beschuss seien Häuser zerstört worden, Zivilisten seien getötet oder verletzt worden.

Selenskyj: In Kursk 74 Ortschaften eingenommen 

Mit ihrer beispiellosen Bodenoffensive hat die Ukraine den Krieg nach Russland gebracht. Fast 200.000 Menschen im russischen Grenzgebiet wurden bereits in Sicherheit gebracht. Am Dienstag hatten der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj und sein Armeechef Olexander Syrskyj erklärt, die Streitkräfte kontrollierten nach einer Woche 74 Ortschaften und mehr als 1000 Quadratkilometer in Kursk. Unabhängig überprüfen lassen sich solche Angaben zum Kampfgeschehen nicht.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj deutet einen weiteren Gefangenenaustausch mit Russland an Bild: Sergei Supinsky/AFP/ Getty Images

Selenskyj teilte zudem mit, die ukrainischen Streitkräfte hätten russische Kriegsgefangene zusammengezogen, die gegen ukrainische ausgetauscht werden könnten. "Trotz schwieriger und intensiver Kämpfe rücken unsere Streitkräfte in der Oblast Kursk weiter vor, und der 'Austauschfonds' unseres Staates wächst."

Russland reagierte mit der Verlegung von Truppen aus seiner an der Ostsee gelegenen Exklave Kaliningrad nach Kursk, wie der litauische Verteidigungsminister Laurynas Kasciunas in einem Gespräch mit Selenskyj sagte. Details wurden nicht genannt, eine Stellungnahme Russland gab es zunächst nicht.

Ukraine: 17 von23 Drohnen abgefangen

Die Ukraine meldete ihrerseits russische Drohnenangriffe auf mehrere Regionen in der Nacht zu Mittwoch. 17 von insgesamt 23 russischen Drohnen seien abgefangen worden, teilte die Luftwaffe mit. Die russischen Streitkräfte hätten zudem mit zwei Lenkbomben vom Typ Kh-59/69 angegriffen. In Charkiw und Schytomyr im Norden der Ukraine sei Infrastruktur getroffen worden, teilten die dortigen Behörden mit. Opfer gebe es nicht.

Auch in Mykolajiw im Süden wurde Gouverneur Witaly Kim zufolge eine Drohne abgefangen. Die herabstürzenden Trümmer hätten zwei Wohnhäuser beschädigt, verletzt worden sei niemand. Die Gouverneure der Regionen Kiew, Tscherkassy und Kirowohrad berichteten, es habe weder Schäden an der Infrastruktur noch Opfer bei dem russischen Angriff gegeben.

Biden: "Echtes Dilemma" für Putin

Die von der Ukraine verzeichneten Gebietsgewinne in Kursk, wo ihre Soldaten am 6. August überraschend eingefallen sind, wertete US-Präsident Joe Biden als "echtes Dilemma" für den russischen Präsidenten Wladimir Putin. Die USA stünden wegen des Einsatzes in ständigem Kontakt mit der Regierung in Kiew. Zuvor hatte das US-Außenministerium mitgeteilt, die USA seien in keiner Weise an der Planung oder Vorbereitung des Vormarsches ukrainischer Truppen auf russisches Territorium beteiligt.

sti/se (afp, dpa, rtr)

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