Ukraine-Krieg: "Zynische" Attacke auf Energieinfrastruktur
10. Oktober 2025
Bei massiven Angriffen hat Russlands Militär wieder insbesondere die zivile Energieinfrastruktur der Ukraine ins Visier genommen. Staatspräsident Wolodymyr Selenskyj sprach von einer "zynischen und kalkulierten" nächtlichen Attacke mit mehr als 450 Kampfdrohnen und über 30 Raketen.
Daraufhin kam es nach Angaben der Präsidenten zu Stromausfällen in den Gebieten Kyjiw, Donezk, Tschernihiw, Tscherkassy, Charkiw, Sumy, Poltawa, Odessa und Dnipropetrowsk. Auch die Regionen Saporischschja, Kirowograd und Cherson erholten sich von der Attacke, so Selenskyj. Etliche Menschen seien verletzt und ein Kind getötet worden.
Kyjiws Bürgermeister Vitali Klitschko berichtete, in der ukrainischen Hauptstadt gebe es zudem Probleme mit der Wasserversorgung. Getroffen worden seien auch mehrere Wohnhäuser.
"Die Energieexperten ergreifen alle notwendigen Maßnahmen, um die negativen Folgen zu minimieren", versicherte Energieministerin Switlana Hryntschuk. Sobald es die Sicherheitslage erlaube, werde die Stromversorgung wiederhergestellt. In Kyjiw soll dies inzwischen in vielen Haushalten schon gelungen sein.
Das russische Verteidigungsministerium bestätigte, die ukrainische Energieinfrastruktur gezielt attackiert zu haben. Dies sei eine Vergeltung für ukrainische Angriffe auf zivile Einrichtungen in Russland gewesen, hieß es aus Moskau.
"Riskantes Spiel" der EU?
Selenskyj forderte von den Verbündeten der Ukraine abermals entschlossene Maßnahmen gegen Russland: "Was es jetzt braucht, ist nicht Kosmetik, sondern entschiedenes Handeln - von den USA, Europa und den G7 - in Form von Lieferungen von Luftabwehrsystemen und härteren Sanktionen", unterstrich der Staatschef.
In der Debatte um die Verwendung von eingefrorenen russischen Vermögenswerten zeigte sich der deutsche Finanzminister und Vizekanzler Lars Klingbeil zuversichtlich. Er sei sich "sicher, dass wir am Ende auch dazu kommen, dass (Russlands Präsident) Putin für seinen Krieg bezahlt", sagte Klingbeil am Rande eines Treffens der EU-Finanzminister in Luxemburg. Es gehe darum, "dass das Ganze rechtssicher ist", betonte der Finanzminister, "aber da sind wir in den letzten Wochen ein Stück vorangekommen".
Bereits seit Jahren wird darüber diskutiert, ob die rund 200 Milliarden Euro der russischen Zentralbank, die in Belgien bei dem Unternehmen Euroclear lagern, für die Ukraine genutzt werden sollten. Der belgische Premierminister Bart de Wever hatte in diesem Zusammenhang kürzlich vor einem "riskanten Spiel" gewarnt.
wa/pgr (dpa, afp, rtr)
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