Selenskyj: "Putin stellt die Welt auf die Probe"
8. September 2025
Nach den wohl massivsten russischen Luftangriffen auf die Ukraine seit Kriegsbeginn setzt der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj auf eine entschlossene Antwort des Westens. Es sei wichtig, dass es eine "breit angelegte Reaktion der Partner" gebe, erklärte Selenskyj und fügte hinzu: "Wir zählen auf eine starke Reaktion Amerikas. Genau das brauchen wir."
Russland versuche der Ukraine Schmerzen zuzufügen und immer dreistere Schläge zu verüben, sagte Selenskyj. Kremlchef Wladimir Putin stelle "die Welt auf die Probe" und wolle sehen, ob sie derartige Attacken "akzeptiert und sich damit abfindet". Dem müsse mit "Sanktionen gegen Russland, gegen mit Russland verbundene Personen und starken Zöllen und anderen Handelseinschränkungen für Russland" begegnet werden. "Ihre Verluste müssen spürbar sein", betonte der ukrainische Staatschef.
Trump droht Russland mit neuen Sanktionen
US-Präsident Donald Trump bekräftigte seine Entschlossenheit zu weiteren Sanktionen gegen Russland. Auf die Frage eines Reporters, ob er zu einer neuen Phase von Strafmaßnahmen bereit sei, antwortete der Republikaner vor dem Weißen Haus: "Ja, das bin ich."
Die Regierung in Washington wolle "den Druck auf Russland erhöhen", unterstrich auch US-Finanzminister Scott Bessent. Wichtig sei aber, dass die Europäische Union mitziehe. Wenn die USA und die EU sich gemeinsam auf weitere Sanktionen sowie auf Strafzölle gegen Länder einigten, die russisches Öl kauften, werde "die russische Wirtschaft zusammenbrechen", meinte Bessent. Das werde Putin schließlich "an den Verhandlungstisch bringen".
"Nicht glücklich mit der gesamten Situation"
Trump sagte, er plane "sehr bald" wieder mit Putin zu reden, "in den nächsten Tagen". Er sei "nicht glücklich mit der gesamten Situation". Zugleich zeigte er sich mit Blick auf mögliche Friedenslösungen zuversichtlich: "Wir werden das hinbekommen."
In der Nacht zum Sonntag hatte Russland nach ukrainischen Angaben mehr als 800 Kampfdrohnen eingesetzt - laut Medienberichten waren das so viele wie nie zuvor. Zudem wurden Marschflugkörper und Raketen auf ukrainische Ziele abgefeuert. In der Hauptstadt Kyjiw geriet das zentrale Regierungsgebäude in Brand.
Putin will aus Antifolterkonvention aussteigen
Russland kündigte derweil seinen Austritt aus der europäischen Antifolterkonvention an. Putin habe dem Parlament einen entsprechenden Gesetzentwurf vorgelegt, meldet die staatliche Nachrichtenagentur TASS. Die der Konvention beigetretenen Staaten verpflichten sich, gegen unmenschliche oder erniedrigende Behandlungen oder Strafen vorzugehen. Die Ukraine wirft Russland vor, auch Kriegsgefangene zu foltern. Russland bestreitet das.
wa/se (dpa, afp, rtr)
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