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PolitikUkraine

Ukraine: Russland meldet Drohnenangriff auf Tanker

Veröffentlicht 5. August 2023Zuletzt aktualisiert 5. August 2023

In der Straße von Kertsch ist ein russischer Tanker von einer ukrainischen Drohne getroffen worden. In Dschiddah sollen Wege zum Frieden ausgelotet werden. Ein Überblick.

Ukraine | Krim-Brücke (17.07.2023)
Krim-Brücke über die Kertsch-Meerenge (im Juli)Bild: AP/dpa/picture alliance

Das Wichtigste in Kürze:

  • Drohnenangriff nahe der Krimbrücke
  • Internationale Ukraine-Friedenskonferenz in Saudi-Arabien gestartet
  • Britische Regierung: G7-Preisdeckel zeigt weiter Wirkung
  • Deutschland liefert weiteres Militärgerät an Ukraine

 

Bei einem Angriff in der Straße von Kertsch, die das Schwarze Meer und das Asowsche Meer miteinander verbindet, ist in der Nacht zum Samstag ein russischer Tanker beschädigt worden. Der Tanker "SIG" sei am Freitag gegen 23.20 Uhr (22.20 Uhr MESZ) südlich der Meerenge vor der Halbinsel Krim getroffen worden, erklärte Russlands Föderaler Dienst für Wasserwege und Schiffsverkehr im Onlinedienst Telegram. Die "SIG" habe "wahrscheinlich infolge eines Angriffs mit einer Marinedrohne" ein Loch in Höhe der Wasserlinie im Bereich des Maschinenraums erlitten, teilte die Behörde mit. Das Schiff schwimme noch, hieß es. Eine Ölsperre sei um das Schiff herum errichtet worden, die Reparatur werde vorbereitet. 

Die Website Marine Traffic zeigte die unbewegliche "SIG" unmittelbar südlich der Straße von Kertsch, mit zwei Schleppern an ihrer Seite. Der Chemikalientanker "SIG" ist von den USA mit Sanktionen belegt, weil er russischen Streitkräften in Syrien Treibstoff geliefert hatte. 

Explosionen nahe der Brücke

Zuvor hatte es nach Angaben russischer und ukrainischer Medien mehrere Explosionen nahe der Krim-Brücke gegeben. Auf der strategisch wichtigen Brücke, welche die völkerrechtswidrig von Moskau annektierte Krim mit Russland verbindet, stand der Verkehr etwa drei Stunden lang still, wie das Autobahn-Informationszentrum auf seinem Telegram-Kanal bekanntgab.

Geheimdienst: Drohnenattacken sind "rechtmäßig"

Ein Mitarbeiter des ukrainischen Geheimdienstes erklärte, der russischer Tanker sei mit einer Drohne angegriffen worden, die 450 Kilogramm Sprengstoff transportiert habe. Geheimdienstchef Wassyl Maljuk bezeichnete die jüngsten Drohnenattacken gegen russische Schiffe und die Brücke zu der von Moskau annektierten Halbinsel Krim als "rechtmäßig". Es handele sich um einen "absolut logischen und effektiven Schritt" gegen den Feind, teilte Maljuk im Telegram-Kanal des Geheimdienstes SBU in Kiew mit. Solche Spezialoperationen würden in den territorialen Gewässern der Ukraine ausgeführt, ergänzte er. 

Vor einem Tag war der Hafen der russischen Schwarzmeerflotte in Noworossisjk Ziel eines Drohnenangriffs gewesen. Bilder zeigten das russische Landungsschiff "Olenegorski gornjak" (Olenegorsker Bergmann) in geneigter Lage in Noworossijsk.

Das Landungsschiff "Olenegorski gornjak" am 30. Juli im Hafen von NoworossijskBild: AP/dpa/picture alliance

Das ukrainische Verteidigungsministerium hatte in der Vergangenheit davor gewarnt, dass ab dem 21. Juli 2023 alle Schiffe, die Schwarzmeer-Häfen der Russischen Föderation sowie ukrainische Häfen, die vorübergehend von Russland besetzt sind, anlaufen, von der Ukraine als militärische Ziele betrachtet würden. 

Internationale Ukraine-Friedenskonferenz in Saudi-Arabien

In Saudi-Arabien hat eine zweitägige Ukraine-Friedenskonferenz begonnen. Das Königreich hat dafür Vertreter der Regierung in Kiew, von deren westlichen Verbündeten sowie aus Entwicklungs- und Schwellenländern des sogenannten Globalen Südens nach Dschiddah eingeladen. Russland dagegen ist nicht dabei. Erwartet wurden Teilnehmer aus mehr als 30 Ländern.

Kanzlerberater Plötner (Archivbild)Bild: Florian Gaertner/photothek/IMAGO

Das Treffen findet auf der Ebene der nationalen Sicherheitsberater statt. Für Deutschland reist Jens Plötner, der außenpolitische Berater von Bundeskanzler Olaf Scholz, nach Dschiddah. Ziel des Treffens sei die "Konsolidierung verschiedener Friedenspläne", etwa aus China, Afrika und Brasilien, mit dem von der Ukraine aufgestellten Zehn-Punkte-Plan, hieß es im Vorfeld der Konferenz aus Berlin.

Nach dem Treffen wird es wohl keine Abschlusserklärung geben, wie die Deutsche Presse-Agentur aus Kreisen des saudischen Außenministeriums erfuhr. Wie schon bei einem ähnlichen Treffen in Kopenhagen im Juni werde es anschließend keine Erklärung und auch keine öffentlichen Stellungnahmen geben, verlautete aus Riad.

Britische Regierung: G7-Preisdeckel zeigt weiter Wirkung

Der von den G7-Staaten und weiteren Verbündeten verhängte Preisdeckel für russisches Öl zeigt nach Angaben der britischen Regierung weiterhin Wirkung. Das geht aus einer Mitteilung des Finanzministeriums in London hervor, die in der Nacht zum Samstag veröffentlicht wurde.

Die Internationale Energie-Agentur (IEA) berichtete demnach von einem Rückgang der russischen Erlöse aus dem Ölexport im Juni um knapp zehn Milliarden US-Dollar (rund neun Milliarden Euro) im Vergleich zum Vorjahresmonat. Allein zwischen Mai und Juni fielen die Erlöse demnach um 1,5 Milliarden Dollar (1,36 Milliarden Euro).

Die Forschungsorganisation Centre for Research on Energy and Clean Air schätze zudem, dass der Preisdeckel auf Rohöl Russland 160 Millionen Euro am Tag kostet. Die Briten zitierten auch russische Regierungsquellen, wonach die Erlöse Moskaus aus dem Energiesektor im ersten Quartal dieses Jahres um 45 Prozent unter dem Vorjahr lagen.

Russische Ölförderung in Tatarstan (Archivbild)Bild: Yegor Aleyev/TASS/dpa/picture alliance

Der im Dezember vergangenen Jahres eingeführte Preisdeckel für russisches Öl soll Russland dazu zwingen, Erdöl für höchstens 60 Dollar pro Barrel (159 Liter) an Abnehmer in anderen Staaten zu verkaufen. Die Obergrenze ist eine der Sanktionen, mit denen der Westen auf den von Moskau begonnenen Angriffskrieg gegen die Ukraine reagiert. Von Februar an wurde der Preisdeckel auch auf Ölprodukte ausgeweitet.

Deutschland liefert weiteres Militärgerät an Ukraine

Deutschland hat weiteres militärisches Gerät und Waffen an die Ukraine geliefert. Im Vergleich zur Vorwoche wurden der ukrainischen Armee unter anderem zwei weitere Minenräumpanzer, neun zusätzliche Grenzschutzfahrzeuge und drei weitere Aufklärungsdrohnen übergeben, wie aus einer am Freitag aktualisierten Übersicht auf der Seite der Bundesregierung hervorgeht. Zudem wurden demnach auch etwa Antiminenpflüge für T-72-Panzer, automatisierte Aufklärungssysteme und mobile Antennenmastkomplexe geliefert.

Auch die Liste der geplanten Militärhilfen wurde aktualisiert. Neue Pläne umfassen demnach die Lieferung von 40 zusätzlichen Schützenpanzern vom Typ Marder, sechs Bergepanzern, sieben Fernminenräumgeräten, fünf weiteren Aufklärungssystemen und 18.000 Panzerabwehrhandwaffen.

Deutscher Schützenpanzer Marder (2019 in Munster)Bild: Philipp Schulze/dpa/picture alliance

Nach Angaben der Bundesregierung belaufen sich die Mittel des gesamten Unterstützungspakets für die Ukraine auf rund 5,4 Milliarden Euro für das Jahr 2023 (nach zwei Milliarden Euro im Jahr 2022). Diese Mittel sollen vornehmlich zur militärischen Unterstützung des Landes eingesetzt werden. Die Ukraine verteidigt sich seit mehr als 17 Monaten gegen den russischen Angriffskrieg. Dabei helfen ihr Waffen und Munition westlicher Staaten.

kle/uh/se/jj/AR/ack (dpa, rtr, afp)

Dieser Artikel wird am Tag seines Erscheinens fortlaufend aktualisiert. Meldungen aus den Kampfgebieten lassen sich nicht unabhängig überprüfen.