Ukraine: Selenskyj will keine Gebiete an Russland abtreten
23. April 2025
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj will die Annexion der Schwarzmeerhalbinsel Krim 2014 durch Russland nicht anerkennen. "Da gibt es nichts zu bereden. Das steht außerhalb unserer Verfassung", sagte der Staatschef vor Journalisten in Kyjiw. Dies sei das Gebiet des ukrainischen Volkes, und er als Präsident habe bereits mehrfach erklärt, dass es keine Anerkennung der russischen Oberhoheit über diese Territorien geben könne. Selenskyj bezog sich damit auch auf die von Russland im Zuge des Angriffskriegs in den vergangenen drei Jahren eroberten ukrainischen Gebiete.
Westliche Verbündete beraten in London
Der Präsident äußerte sich vor neuen Gesprächen westlicher Verbündeter in der britischen Hauptstadt London. Vertreter der USA, Großbritanniens, Deutschlands, Frankreichs und der Ukraine wollen bei dem zweiten Treffen in diesem Format über Wege für eine Waffenruhe zwischen der Ukraine und Russland sprechen. Allerdings findet es dieses Mal nur auf "Beraterebene" statt. Am vergangenen Donnerstag hatten sich hochrangige Vertreter der fünf Länder in der französischen Hauptstadt Paris getroffen.
US-Präsident Donald Trump und sein Außenminister Marco Rubio drohten anschließend damit, Washington könnte seine Bemühungen um einen Frieden einstellen, sollte es nicht bald zu einer Einigung kommen.
Unter Trump haben die USA einen scharfen Kurswechsel vollzogen und sind nicht mehr bereit, die Ukraine langfristig in ihrem Abwehrkampf gegen die russische Invasion zu unterstützen. Washington übt vor allem Druck auf die Regierung in Kyjiw aus, um einen schnellen Frieden zu erreichen.
US-Vorschlag: Ukraine soll auf Krim und NATO-Mitgliedschaft verzichten
Nach Informationen der US-Zeitung "Wall Street Journal" erwartet das Weiße Haus in Washington bei den Gesprächen in London eine Antwort der Ukraine auf Vorschläge der Amerikaner für Zugeständnisse an Russland. Demnach soll die Ukraine auf einen Beitritt zur NATO und auf die von Russland völkerrechtswidrig annektierte Halbinsel Krim verzichten. Sollte es aus Kyjiw grünes Licht geben, könnten die Pläne Moskau vorgelegt werden, schreibt das "Wall Street Journal" weiter.
Putin soll Stopp des Vormarsches angeboten haben
Die Tageszeitung "Financial Times" berichtet, der russische Präsident Wladimir Putin habe angeboten, die Invasion in der Ukraine an der derzeitigen Frontlinie zu stoppen. Das Blatt meldet unter Berufung auf drei mit den Gesprächen vertraute Personen weiter, Russland könnte auf Ansprüche auf die Teile der vier besetzten ukrainischen Regionen verzichten, die Kyjiw noch unter Kontrolle hat. Die bereits jetzt unter russischer Kontrolle stehenden Gebiete im Osten der Ukraine sollten aber Moskau zugeschlagen werden.
Laut der Zeitung "Washington Post" schlagen auch die USA vor, die derzeitigen Frontlinien als Teil eines Friedensabkommens einzufrieren.
Viele Opfer bei Drohnenangriff auf ukrainischen Bus
Ungeachtet der diplomatischen Bemühungen setzt Russland seine Angriffe auf die Ukraine fort. Bei einem Drohnenangriff auf einen Bus mit Mitarbeitern eines Unternehmens in der zentralukrainischen Region Dnipropetrowsk wurden nach offiziellen Angaben mindestens neun Menschen getötet. Mindestens 30 Personen seien bei der Attacke in der Stadt Marhanez verletzt worden, schrieb Regionalgouverneur Serhij Lysak im Onlinedienst Telegram. Die Zahl der Verletzten steige.
In der Nacht zum Mittwoch wurden zudem aus mehreren ukrainischen Regionen Brände nach russischen Angriffen gemeldet. Betroffen waren laut Behördenangaben die Regionen Kyjiw, Charkiw, Poltawa, Odessa und Dnipropetrowsk.
se/fab (dpa, rtr, afp, ap)