Bei einem ukrainischen Raketenangriff wurde der russische General Michail Gudkow getötet. Der hochrangige Offizier wurde erst im März vom Kreml für seine Erfolge geehrt. Die Ukraine wirft ihm Kriegsverbrechen vor.
Michail Gudkow, der getötete Generalmajor der russischen Flotte (Archivbild)Bild: Yuri Smityuk/ITAR-TASS/imago images
Anzeige
Der stellvertretende Kommandeur der russischen Flotte, Generalmajor Michail Gudkow, ist im Grenzgebiet Kursk bei einem ukrainischen Raketenangriff ums Leben gekommen. Gudkow sei bei der Erfüllung seiner Pflicht gefallen, teilte der Gouverneur der am Pazifik gelegenen Region Primorje, Oleg Koschemjako, mit.
Zunächst hatten russische Militärblogger über den Tod des hochrangigen Offiziers berichtet. Ein Kommandoposten im Landkreis Korenowo nahe der ukrainischen Grenze wurde demnach unter Beschuss genommen. Dabei kamen mehr als zehn Soldaten ums Leben, darunter viele hochrangige Offiziere, wie der Militärblog Severnnyj berichtete.
Anzeige
Von Russland geehrt, von der Ukraine angeklagt
Erst im März war Gudkow von Kremlchef Wladimir Putin zum stellvertretenden Oberbefehlshaber der Marine ernannt worden. Zu seinen Aufgaben gehörte die Koordinierung der Marineinfanterie sowie der Raketen- und Artillerieeinheiten der Küstenbatterien. Putin lobte bei der Ernennung Gudkows Kriegserfahrung und betonte, seine Erfolge sollten auf weitere Kommandeure übertragen werden.
Die ukrainische Regierung wirft dem Generalmajor und seiner 155. Marineinfanterie-Brigade die Beteiligung an Kriegsverbrechen vor.
Drei Jahre Krieg in der Ukraine - ein Rückblick in Bildern
Militärischer Widerstand, Millionen Flüchtlinge, Tausende Tote und die Angst vor dem Rückzug der USA: Drei Jahre nach Kriegsbeginn scheint die Lage der Ukraine immer aussichtsloser. Ein Rückblick.
Bild: Narciso Contreras/Anadolu/picture alliance
Russisches Militär positioniert sich
Bedrohliches Szenario: Satellitenaufnahmen zeigen, wie sich im russischen Jelnja nahe der ukrainischen Grenze russische Panzer und Bodentruppen versammeln. Am 11. November 2021 warnte der damalige US-Außenminister Antony Blinken Russlands Präsident Putin vor einer Invasion der Ukraine. Putin ließ sich davon nicht aufhalten und ordnete am 24. Februar 2022 den Einmarsch in die Ukraine an.
Bild: Maxar Technologies/AFP
Brennende Gebäude in Kiew
Beim russischen Militärangriff auf die Ukraine am 24. Februar 2022 kam es zu Raketeneinschlägen in den Städten Kiew, Odessa und Charkiw. In der ukrainischen Hauptstadt wurde ein Militärgebäude in Brand gesteckt. Der Krieg, von Moskau als "militärische Spezialoperation" bezeichnet, hatte begonnen.
Bild: Efrem Lukatsky/AP Photo/picture alliance
Das Trauma von Butscha
Nach wenigen Wochen konnte die ukrainische Armee die Russen aus den Städten im Norden und Nordosten des Landes vertreiben. Der Plan der Besatzer, Kiew zu umzingeln, scheiterte. Bei der Befreiung der Gebiete zeigten sich die Gräueltaten des russischen Militärs. Aufnahmen von gefolterten und getöteten Zivilisten in Butscha bei Kiew gingen um die Welt. Die Behörden meldeten dort 461 Getötete.
Bild: Serhii Nuzhnenko/AP Photo/picture alliance
Ein Leben in Trümmern
Eigentlich sollte laut Moskaus Planungen die Invasion nur drei Tage dauern und mit einem Sieg enden. Nun sind bereits drei Jahre verstrichen. Mittlerweile kontrolliert der Kreml laut "Institute for the Study of War" 20 Prozent des ukrainischen Staatsgebiets, vor allem im Osten. Diese Aufnahme zeigt eine Frau vor einem zerstörten Haus in der Stadt Donezk.
Bild: Sofiia Gatilova/REUTERS
Wahlen in den russisch besetzten Gebieten
Seit September 2022 hat Russland die Regionen Donezk, Luhansk, Cherson und Saporischschja nach sogenannten Referenden annektiert. Ein Jahr später ließ Moskau dort Wahlen abhalten. Bei dieser Scheinwahl ging in allen Regionen erwartungsgemäß die Partei Geeintes Russland als Sieger hervor.
Bild: Alexander Ermochenko/REUTERS
Neun Millionen Menschen auf der Flucht
Der Krieg in der Ukraine löste in Europa eine seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr dagewesene Fluchtwelle aus. Laut UNHCR gibt es in der Ukraine 3,7 Millionen Binnenvertriebene. Weitere sechs Millionen Menschen sind aus der Ukraine geflohen, die meisten von ihnen wurden in Polen und Deutschland aufgenommen.
Bild: Hannibal Hanschke/Getty Images
Mariupol: Symbol des ukrainischen Widerstands
Die Belagerung der südukrainischen Stadt Mariupol dauerte von Kriegsbeginn an 82 Tage. Die Stadt wurde schwer bombardiert, die letzten ukrainischen Verteidiger verschanzten sich im Stahlwerk Asowstal. Das Foto einer schwangeren Frau, die aus der Entbindungsklinik evakuiert wurde, ging um die Welt.
Bild: Evgeniy Maloletka/AP/dpa/picture alliance
Krim-Brücke unter Beschuss
Mit 19 Kilometern Länge ist die Krim-Brücke die längste Brücke Europas. Nach Oktober 2022 war sie aufgrund von Explosionen schwer beschädigt und danach nur teilweise wieder befahrbar; im Juli 2023 wurde die Brücke erneut durch einen Angriff beschädigt. Der ukrainische Verteidigungsminister räumte nach dem 2. Angriff ein, der ukrainische Geheimdienst stünde hinter den Angriffen.
Bild: Alyona Popova/TASS/dpa/picture alliance
Unfassbare Überschwemmung
Am 6. Juni 2023 wurde der Kachowka-Staudamm am Fluss Dnipro gezielt gesprengt. Russland und die Ukraine beschuldigten sich gegenseitig. Zu diesem Zeitpunkt war der Staudamm allerdings unter russischer Kontrolle. Es folgten massive Überschwemmungen, Tausende Menschen verloren ihre Häuser.
Bild: Libkos/AP Photo/picture alliance
Zerstörte Energieinfrastruktur
Immer wieder richten sich die russischen Angriffe auf die Energieinfrastruktur. Der ukrainische Energieminister gab im Juni 2024 bekannt, dass bis dahin 80 Prozent der Wärmekraftwerke und mehr als die Hälfte der Wasserkraftwerke angegriffen wurden. Die Folge: erhebliche Stromausfälle und eine Verschärfung der humanitären Lage insbesondere im Winter.
Bild: Sergey Bobok/AFP
Ukrainische Angriffe auf russischem Gebiet
Im August 2024 starteten die ukrainischen Streitkräfte erstmals eine Offensive auf russischem Gebiet. Sie konnten anfangs rund 1400 Quadratkilometer in der Region Kursk kontrollieren, inzwischen haben sie aber wieder zwei Drittel des besetzten Gebietes verloren.
Bild: Roman Pilipey/AFP/Getty Images
Krieg der Drohnen
Der Einsatz von Drohnen hat sich in dem Ukrainekrieg zu einem zentralen Element der Kriegsführung entwickelt. Beide Seiten nutzen die unbemannten Luftfahrzeuge zur Aufklärung und Überwachung, aber auch für gezielte Angriffe.
Drei Jahre Krieg haben tiefe Spuren in der ukrainischen Gesellschaft hinterlassen. Im Osten und Süden sind viele Städte und Dörfer durch russische Angriffe schwer verwüstet. Viele wurden danach zu Geisterorten, wie hier das Dorf Bohorodytschne in der Region Donezk.
Fern der Front sind die Probleme nicht gleich sichtbar. Das Leben geht weiter, die Geschäfte, Cafés und Restaurants sind geöffnet. Gegen die Stromausfälle haben die Menschen sich mit Generatoren gewappnet.
Bild: Oleksandr Kunytskyi/DW
Gamechanger Trump?
Donald Trump hatte vor seiner zweiten Wahl zum US-Präsidenten behauptet, er könne den Krieg innerhalb von 24 Stunden beenden. Dies hat er bislang nicht geschafft. Doch seine Annäherung zu Russland und die gleichzeitige Distanz zur Ukraine haben die Sorgen wachsen lassen, ob es zu einem baldigen Ende des Kriegs kommen kann und zu welchen Bedingungen.
Bild: Ukraine Presidency/ZUMA/picture alliance
15 Bilder1 | 15
Gudkow ist nicht der erste russische General, den die Ukraine in ihrem Abwehrkampf gegen Russland getötet hat. Insgesamt wurde bisher der Tod von zwölf russischen Generälen bestätigt, darunter auch Gudkow.
Selenskyj zu Besuch in Dänemark
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj ist unterdessen überraschend zu Besuch in Dänemark. Auf Selenskyj wartet unter anderem eine Audienz beim dänischen König Frederik X., wie aus Angaben des Büros von Ministerpräsidentin Mette Frederiksen hervorgeht. Bei einem Treffen mit Frederiksen, EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und EU-Ratspräsident António Costa soll unter anderem über einen möglichen Weg der Ukraine in die Europäische Union gesprochen werden.
Russlands "Schattenflotte" vor dänischer Küste
03:34
Zudem stehen die verstärkte militärische Unterstützung, die Zusammenarbeit mit der ukrainischen Rüstungsindustrie sowie neue Sanktionen gegen Russland auf der Tagesordnung. Dänemarks Verteidigungsminister Troels Lund Poulsen hatte zuvor angekündigt, dass ukrainische Rüstungsfirmen künftig in Dänemark Waffen und Munition produzieren könnten. Gespräche darüber laufen derzeit mit der ukrainischen Regierung.
Diese Entwicklung kommt vor dem Hintergrund, dass die USA am Dienstag mitteilten, einige wichtige Waffenlieferungen an die Ukraine zu stoppen. Diese waren noch unter der Regierung von Ex-Präsident Joe Biden zugesagt worden. Dies hatte in Kyjiw Besorgnis ausgelöst, während Russland die Entscheidung begrüßte.
Inzwischen haben die USA ihre Ankündigung wieder relativiert. Pentagon-Sprecher Sean Parnell erklärte, das US-Verteidigungsministerium biete US-Präsident Donald Trump "weiterhin robuste Optionen für die militärische Unterstützung der Ukraine, die mit seinem Ziel, diesen tragischen Krieg zu beenden, im Einklang stehen".
Das Ministerium prüfe seinen Ansatz zur Erreichung dieses Ziels und passe ihn an, "ohne dabei die militärische Bereitschaft der USA und ihre Prioritäten bei der Verteidigung zu vernachlässigen", sagte Parnell vor Journalisten. Außenministeriumssprecherin Tammy Bruce betonte ihrerseits, dass es sich nicht um eine "Beendigung der Unterstützung für die Ukraine oder der Waffenlieferungen" handele.
ch/haz (dpa, afp)
Redaktionsschluss: 18:00 Uhr (MESZ) - dieser Artikel wird nicht weiter aktualisiert.