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GlaubeUkraine

Ukraine verbietet Moskau nahestehende orthodoxe Kirche

20. August 2024

In Russland unterstützt die orthodoxe Kirche den Angriffskrieg gegen die Ukraine. Das Parlament in Kiew hat deswegen eine weitreichende Entscheidung getroffen.

Blick in das Innere der nach Raketenangriffen stark beschädigten Verklärungskathedrale
Die Verklärungskathedrale von Odessa wurde bei einem russischen Angriff im Juli 2023 schwer beschädigt - dennoch gab es hier russische Propaganda-Predigten, wie Gläubige berichten Bild: Jae C. Hong/AP/pictrture alliance

Das Parlament der Ukraine hat für ein Verbot der mit Russland verbundenen orthodoxen Kirche gestimmt. In der Rada in Kiew bekam der Gesetzentwurf in zweiter Lesung eine breite Mehrheit. Von 322 anwesenden Abgeordneten stimmten 265 für das Gesetz. Damit es in Kraft treten kann, muss Präsident Wolodymyr Selenskyj das Dokument noch unterzeichnen.

Begründet wird das Verbot mit der Unterstützung des Moskauer Patriarchats für den Angriffskrieg gegen die Ukraine. Der Ableger dieser Kirche in der Ukraine habe die Verbrechen gegen das eigene Volk gerechtfertigt, erklärten Abgeordnete. Offiziell dient das Gesetz dem Schutz der nationalen Sicherheit und der Religionsfreiheit.

"Eine Frage der nationalen Sicherheit"

Der Leiter des ukrainischen Präsidialamtes, Andrij Jermak, schrieb im Onlinedienst Telegram, es werde "keine Moskauer Kirche in der Ukraine geben". Die Parlamentsabgeordnete Iryna Heraschtschenko nannte die Entscheidung "historisch" und wies darauf hin, es handle sich um "eine Frage der nationalen Sicherheit, nicht der Religion".

Das Gesetz trete 30 Tage nach seiner Veröffentlichung in Kraft, teilte der Abgeordnete Jaroslaw Schelesnjak mit. Danach hätten die einzelnen Gemeinden neun Monate Zeit, sich von Moskau loszusagen. In der zersplitterten ukrainischen Kirchenlandschaft unterstehen etwa 10.000 Gemeinden noch dem Moskauer Patriarchat der orthodoxen Kirche Russlands. 

In Moskau kritisierte die Sprecherin des Außenministeriums, Maria Sacharowa, das Verbot scharf. Sie warf der Ukraine vor, die "wahre Orthodoxie" zerstören zu wollen.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj und der Ökumenische Patriarch von Konstantinopel, Bartholomäus, im Juli 2023 in Istanbul - bei einem Gedenkgottesdienst für die Kriegsopfer in der Ukraine Bild: Francisco Seco/AP/picture alliance

Seit 2018 gibt es eine Orthodoxe Kirche der Ukraine 

Russland und weite Teile der Ukraine bildeten über Jahrhunderte hinweg einen einheitlichen Kirchenraum, der zum Moskauer Patriarchat gehörte. Seit der staatlichen Unabhängigkeit 1991 versuchte die Ukraine aber auch, ihre kirchliche Unabhängigkeit zu erlangen. 2018 erkannte der Ökumenische Patriarch von Konstantinopel, Bartholomäus, - Oberhaupt von mehr als 300 Millionen orthodoxen Christen in aller Welt - eine Orthodoxe Kirche der Ukraine an, die nicht mehr Moskau untersteht.

Die dem Moskauer Patriarchat nahestehende ukrainisch-orthodoxe Kirche hatte sich nach Beginn des russischen Angriffskrieges 2022 offiziell von Moskau losgesagt. Sie erkennt aber den dortigen Patriarchen weiter an. Einige Abgeordnete werfen ihren Würdenträgern auch vor, weiterhin mit russischen Geistlichen zusammenzuarbeiten und von Russland abhängig zu sein.

se/sti (dpa, afp, kna, rtr)

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