Ukrainische Angriffe auf kritische Infrastruktur in Russland
1. September 2024Betroffen seien vor allem die beiden Nachbarregionen Moskau und Twer, erklärten die Behörden. Aber auch andere Teile des Landes seien betroffen. In der Ölraffinerie in Moskau sei Feuer ausgebrochen, teilte der Bürgermeister der Hauptstadt, Sergej Sobjanin, mit. Die Flugabwehr hat laut Verteidigungsministerium 158 Drohnen zerstört. Wie viele die Ukraine insgesamt auf Ziele in Russland abgefeuert hat, blieb offen.
Das ukrainische Militär hat bereits wiederholt die Energieversorgung und Ölraffinerien in Russland ins Visier genommen. Nach bisherigen Angaben wurde bei den jüngsten Drohnenangriffen niemand verletzt. Moskau gibt das ganze Ausmaß der Schäden durch ukrainische Angriffe allerdings selten bekannt. Unabhängig überprüfen lassen sich Angaben zum Kampfgeschehen nicht.
Kraftwerke in Moskau, Kaschira und in der Region Twer im Fadenkreuz
Moskaus Bürgermeister Sobjanin schrieb auf Telegram, mindestens neun Drohnen seien in der Hauptstadt und Umgebung abgefangen und zerstört worden. Mehrere Drohnen hätten auf die Moskauer Raffinerie gezielt. In einem "separaten Technikraum" der Anlage werde ein Feuer gelöscht. Die staatliche russische Nachrichtenagentur Tass meldete unter Berufung auf die Feuerwehr, der Brand sei in die höchste Komplexitätsstufe eingeordnet worden, und es seien möglicherweise zusätzliche Rettungseinheiten erforderlich. Die Raffinerie ist im Besitz von Gazprom Neft, der Ölsparte des russischen Gasgiganten Gazprom.
Die ukrainischen Streitkräfte hätten auch versucht, das Kraftwerk Kaschira in der Oblast Moskau mit drei Drohnen anzugreifen, schrieb Michail Schuwalow, der Verwaltungschef des Bezirks Kaschira, auf Telegram. Es gebe weder Brände noch Opfer. "Die Stromversorgung läuft ohne Probleme." Die Stadt Kaschira liegt gut hundert Kilometer südlich der Hauptstadt Moskau.
In der Oblast Twer, die nordwestlich von Moskau liegt, waren in der Nähe des Kraftwerkes Konakowo laute Explosionen zu hören. Davon berichtete der dem russischen Geheimdienst nahestehende Kanal Basa Telegram. Auch die Gouverneure von Brjansk, Kursk, Woronesch und Lipezk berichteten von ukrainischen Drohnen, die abgefangen und zerstört worden seien.
Ukrainische Militäroffensive auf russischem Gebiet
Die ukrainische Armee hatte am 6. August eine Militäroffensive in der russischen Grenzregion Kursk begonnen und kontrolliert dort eigenen Angaben zufolge mittlerweile mehrere Dutzend Ortschaften. Der Vorstoß war der erste dieser Art seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine im Februar 2022.
NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg hat den ukrainischen Vorstoß als legitim bezeichnet. "Russland führt seit mehr als 900 Tagen einen grundlosen Aggressionskrieg gegen die Ukraine, und hat seitdem zahlreiche Angriffe von der Region Kursk aus über die Grenze gegen die Ukraine durchgeführt. Die russischen Soldaten, Panzer und Stützpunkte sind nach internationalem Recht legitime Ziele", sagte Stoltenberg der "Welt am Sonntag".
"NATO spielt keine Rolle"
Die Ukraine habe das Recht, sich zu verteidigen. "Und gemäß dem internationalen Recht hört dieses Recht an der Grenze (zu Russland) nicht auf", fuhr Stoltenberg fort. Zudem habe der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj deutlich gemacht, dass der Vorstoß in Kursk dazu diene, eine Pufferzone zu errichten, um Russland von weiteren Angriffen über die Grenze abzuhalten. Die Ukraine habe ihre Planung für die Kursk-Offensive nicht vorher mit der NATO abgesprochen. "Insofern spielte die NATO dabei keine Rolle."
Die Regierung in Kiew drängt die USA seit einiger Zeit, ihr zu erlauben, mit den von den Verbündeten an die Ukraine gelieferten Waffen auch Ziele tief im Inneren Russlands anzugreifen. Zugleich hat die Ukraine die Herstellung von Drohnen im Inland massiv vorangetrieben und forciert ihre Angriffe auf Russland. Die ukrainische Regierung möchte nun auch stärkere, aus dem Westen stammende Waffen einsetzen, um damit größere Schäden zu verursachen.
fab/sti (rtr, afp)
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