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Katastrophe

Ukrainischer Passagierjet im Iran abgestürzt

8. Januar 2020

Der Absturz ereignete sich am frühen Morgen in der Nähe des Teheraner Imam-Chomeini-Flughafens. Dort war die Boeing 737 kurz zuvor gestartet. Von den 176 Passagieren und Crew-Mitgliedern an Bord hat niemand überlebt.

Iran Ukrainisches Passagierflugzeug nahe Teheran abgestürzt
Bild: picture-alliance/AP Photo/M. Nasiri

Die ukrainische Regierung hat den Tod aller Menschen an Bord bestätigt. "Nach vorläufigen Angaben sind alle Passagiere und Besatzungsmitglieder tot", schrieb der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj auf Facebook. Auch drei Deutsche seien ums Leben gekommen, ergänzte Außenminister Wadim Pristaiko. Selenskyj berief in Kiew einen Krisenstab ein. Die Boeing 737 der Fluggesellschaft Ukraine International hatte nach derzeitigem Stand der Informationen aus dem Iran technische Probleme. Die Maschine sei brennend abgestürzt, sagte der Chef der Rettungskräfte im Fernsehen. Inzwischen konnte die Blackbox des Unglücksfliegers geborgen werden.

Der australische Luftfahrtexperte Geoffrey Thomas sagte im DW-TV, ein veröffentlichtes Handyvideo lege nahe, dass es eine Explosion im Inneren des Flugzeugs gegeben habe. Die Maschine sei sehr plötzlich vom Radar verschwunden. Die betroffene Variante der Boeing 737 gelte als ausgesprochen sicher und zuverlässig.

Trümmer der Unglücksmaschine wurden weit verstreutBild: picture-alliance/AA/Iranian Red Crescent

Die um kurz nach 05.00 Uhr Ortszeit gestartete Maschine mit der Flugnummer PS752 stürzte in ein offenes Feld am Rande der iranischen Hauptstadt Teheran. Das Flugzeug hätte gegen 08.00 Uhr Ortszeit in der ukrainischen Hauptstadt Kiew landen sollen.

Ein Absturz inmitten einer militärischen Eskalation

Das Unglück wirft angesichts der militärischen Eskalation zwischen den USA und dem Iran zahlreiche Fragen auf. In Kiew warnte Präsident Selenskyj deshalb vor jeglichen Gerüchten: "Ich bitte alle sehr, von Spekulationen und der Verbreitung ungeprüfter Versionen zur Katastrophe bis zur Veröffentlichung offizieller Informationen Abstand zu nehmen." Er kündigte strafrechtliche und technische Ermittlungen zur Absturzursache an. Zudem werde die Passagierliste veröffentlicht. "Wir werden klären, wer wirklich ins Flugzeug stieg, damit es keine Abweichungen gibt." Die iranische Luftfahrtbehörde vermutet einen technischen Defekt als Unglücksursache, ohne Gründe für diese Einschätzung zu nennen.

 

Kurz nach den iranischen Raketenangriffen auf Militärstützpunkte im Irak hatte die amerikanische Luftfahrtbehörde FAA allen US-Flugzeugen die Nutzung des Luftraums in Teilen des Nahen Ostens untersagt. Über dem Persischen Golf, dem Golf vom Oman, im Irak und im Iran dürften in den USA registrierte Flugzeuge "wegen erhöhter militärischer Aktivitäten und steigender politischer Spannungen" nicht mehr operieren. Es gebe ein erhöhtes Risiko, dass ein Flugobjekt falsch identifiziert werde. Auch die deutsche Lufthansa hatte zunächst einen für diesen Mittwoch geplanten Flug von Frankfurt nach Teheran "vorsorglich" gestrichen, später aber erklärt, man wolle die Verbindung zur iranischen Hauptstadt wieder aufnehmen. Weitere Fluggesellschaften wie KLM und Air France kündigten an, den Luftraum von Iran und Irak nicht mehr zu überfliegen

Boeing geht derweil allen Hinweisen auf einen technischen Defekt nach. "Uns sind die Medienberichte aus dem Iran bekannt und wir tragen gerade mehr Informationen zusammen", twitterte der US-amerikanische Flugzeughersteller. Die ukrainische Unglücksmaschine gehört nicht zu dem umstrittenen Typ 737 Max, der Boeing nach zwei Abstürzen in eine tiefe Krise gestürzt hat.

wa/rb/pg (afp, ap, dpa, rtr)