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Umfangreiches Doping im Skilanglauf?

4. Februar 2018

Kurz vor Olympia lösen Berichte über angebliche Doping-Manipulationen im Skilanglauf Besorgnis aus. Von 2001 bis 2017 sollen über 300 Medaillengewinner von Olympia und Weltmeisterschaften verdächtige Blutwerte aufweisen.

FIS Tour de Ski in Oberstdorf - Massenstart Frauen
Bild: picture-alliance/dpa/K. J. Hildenbrand

Kurz vor den Winterspielen in Pyeongchang (9. - 25. Februar) sorgen Enthüllungen über dopingverdächtige Blutwerte von Skilangläufern, die in den vergangenen 16 Jahren bei Olympischen Spielen und Weltmeisterschaften insgesamt 313 Medaillen gewonnen haben, für Unruhe. Die Anzahl der Fälle umfasst annähernd die Hälfte aller Langlauf-Medaillen, die bei Olympia und WM zwischen 2001 und 2017 vergeben wurden. Das berichten die ARD-Dopingredaktion, die "Sunday Times", der schwedische Sender SVT und das Schweizer Digitalmagazin republik.ch am Sonntag.

Neben Russen auch Norweger, Schweden und Deutsche

Dem Rechercheverbund war von einem Whistleblower eine Datenbank mit rund 10.000 Bluttests von fast 2.000 Wintersportlern zugespielt worden, die diese ungewöhnliche Häufigkeit verdächtiger Blutwerte dokumentieren soll. Laut einer ARD-Mitteilung schätzen Experten die Wahrscheinlichkeit einer anderen Ursache als Doping für derartige Werte unter Topathleten bei lediglich einem Prozent. Die Daten zeigen zudem, dass mehr als 50 Ski-Langläufer auf der Qualifikationsliste für die Olympischen Winterspiele in Pyeongchang bei Bluttests auffällige Werte aufwiesen, die nahelegten, dass sie in der Vergangenheit betrogen haben könnten und ohne Sanktion davongekommen seien.

Die größte Anzahl an Athleten mit verdächtigen Werten stamme aus Russland. Darunter sollen Langläufer sein, die allein 60 Medaillen holten. Aber auch Athleten aus Norwegen, Deutschland, Schweden und Italien, die mutmaßlich manipuliert haben, werden mehr als 100 Medaillengewinne zugeschrieben.

Angerer: "Namen nennen!"

Ex-Skilangläufer Tobias AngererBild: Getty Images

Franz Steinle, der Präsident  des Deutschen Ski-Verbandes (DSV), zeigte sich verwundert über die Anschuldigungen. "Ich betone, dass wir einer der Vorreiter im Anti-Doping-Kampf sind. Ich kann mir nicht vorstellen, dass irgendetwas Unregelmäßiges vorgefallen sein soll", sagte Steinle. Generell könne er nicht viel dazu sagen, da ihm bislang weder Namen noch Werte bekannt seien. Der ehemalige Gesamtweltcup-Sieger Tobias Angerer forderte indes die Offenlegung der Namen der vermeintlich gedopten Athleten. "Für mich wäre es wichtig, auch einmal namentlich zu benennen, wer gedopt haben soll", sagte Angerer, der selbst zehn Medaillen bei Olympischen Spielen und Weltmeisterschaften gewonnen hat, bei Sport1 und ergänzte: "Die Art und Weise wie hier kommuniziert wird, ohne Fakten auf den Tisch zu legen, hilft letztendlich keinem weiter."

Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) wollte zunächst keine Stellungnahme dazu abgeben. "Wir brauchen noch mehr Informationen", sagte DOSB-Sprecherin Ulrike Spitz. "Es gibt eine beachtliche Zahl von Medaillengewinnern mit ungewöhnlichen oder höchst ungewöhnlichen Blutprofilen", sagte der US-Arzt James Stray-Gunderson der ARD. "Das deutet auf beachtliche Verbreitung von Doping im Ski-Langlauf hin."

asz/dvo (dpa, sid)

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