Am 5. Mai feiert Trier den 200. Geburtstag von Karl Marx. Grund für China, der Stadt eine mehr als vier Meter hohe Marx-Statue zu schenken. Nach monatelanger Debatte kommt der bronzene Marx nun in Rheinland-Pfalz an.
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Anfang des 19. Jahrhunderts, die Industrialisierung ist in Deutschland in vollem Gange: Während die Arbeiter zunehmend verelenden, häufen die Fabrikbesitzer immer mehr Vermögen an. In diese Zeit wird Karl Marx am 5. Mai 1818 hineingeboren - in Trier. Die Umstände seiner Zeit machen ihn zum lautstarken Kritiker des bestehenden Systems, seine Lehre vom Kommunismus sollte die Welt umspannen und nachhaltig beeinflussen. Marx' "Kommunistisches Manifest" (1848) etwa, das er gemeinsam mit Friedrich Engels verfasste, zählt heute zu den meistgelesenen Büchern überhaupt.
Am 5. Mai jährt sich der Geburtstag des Philosophen zum 200. Mal. Dann soll in Trier eine 4,40 Meter hohe und 2,3 Tonnen schwere Bronzestatue seiner Person auf einem Platz nahe der Porta Nigra enthüllt werden - ein Geschenk der Volksrepublik China. Am Dienstag ist die Statue in der rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt ankommen. Anfang Mai soll sie nahe der Porta Nigra aufgestellt und enthüllt werden.
Skepsis auf Seiten der Bürger
Das Werk des Künstlers Weishan Wu zeigt einen nachdenklichen Marx im Gehrock. Im März vergangenen Jahres konnten sich die Trierer dank eines aufgestellten Holz-Dummys bereits ein Bild davon machen. Neben einigen Gegnern aus dem Stadtrat galt es nämlich vor allem, die Bürger der Stadt von dem Geschenk zu überzeugen. Bei vielen Einwohnern löste unter anderem die enorme Größe des "Mega-Marx" heftige Kritik aus. Zudem befürchteten sie Pilgerscharen aus dem kommunistischen China.
Symbol der Unterdrückung?
Im Trierer Stadtrat sprachen sich damals die Fraktionen von AfD und FDP dagegen aus, das Geschenk anzunehmen, während sich alle anderen Fraktionen über das Geschenk freuten. Auch die CDU nannte Karl Marx "einen großen Sohn der Stadt". Kritik kam auch von Menschenrechtlern sowie Verbänden der Opfer kommunistischer Herrschaft. Mitte März vergangenen Jahres stimmte der Stadtrat dann aber mit klarer Mehrheit für die Annahme des Geschenkes.
Immer wieder haben Marx- und Engels-Denkmäler in Deutschland Kontroversen hervorgerufen. Gegner der oft überlebensgroßen Statuen sehen in ihnen ein Symbol für die Unterdrückung in kommunistischen Regimen. Befürworter halten entgegen, dass Marx und Engels große historische Persönlichkeiten waren, deren revolutionäre Ideen nicht nur die deutsche, sondern auch die Weltgeschichte maßgeblich geprägt haben.
bb/pl (dpa/KNA)
Erinnern an Marx und Engels
Die beiden "Väter des Kommunismus", Karl Marx und Friedrich Engels, sind in Deutschland nicht unumstritten. Trotzdem wird ihrem Wirken mit zahlreichen Denkmälern gedacht. Sie erinnern an Thesen, die die Welt veränderten.
Bild: picture-alliance/ZB
Geschenk aus China
In Trier wurde heftig darüber gestritten, ob man anlässlich des 200. Geburtstags des berühmtesten Sohnes der Stadt eine 6,3 Meter hohe Karl-Marx-Statue aufstellen soll. China hatte sie der Stadt als Geschenk angeboten. Nach einer langen Debatte entschied der Stadtrat schließlich, das Präsent anzunehmen. Ein Holzdummy des "Mega-Marx" sollte vorab die Wirkung im Stadtbild veranschaulichen.
Bild: picture-alliance/dpa/H. Tittel
Wie relevant ist Marx noch heute?
Schon 2013 feierte Trier ein Marx-Jubiläum, nämlich seinen 130. Todestag. Zu diesem Anlass stellte der deutsche Konzeptkünstler Ottmar Hörl 500 Marx-Figuren aus Kunststoff vor der Porta Nigra auf. Mit seiner Installation wollte Hörl Impulse für eine aktuelle Auseinandersetzung mit der Person Karl Marx und seinem Werk geben.
Bild: Hannelore Foerster/Getty Images
Friedrich Engels in Denkerpose
Mit rund vier Metern ist die Bronzeplastik des anderen Vordenkers des Kommunismus, Friedrich Engels, ein wenig kleiner als die geplante Marx-Statue in Trier. 2014 wurde sie in seinem Geburtsort Wuppertal enthüllt. Auch die Engels-Statue wurde in China gefertigt und ist ein Geschenk der chinesischen Regierung.
Bild: picture-alliance/dpa/H. Kaiser
Brüder im Geiste
Das Marx-Engels-Denkmal in Berlin zeigt beide Verfasser des "Kommunistischen Manifests". 1848 erschien das rund 30 Seiten umfassende Werk zum ersten Mal. Die DDR-Regierung ließ den "Vätern des Kommunismus" 1986 dieses Denkmal bauen. Nachdem es 2010 aufgrund von Bauarbeiten versetzt wurde, schauen Marx und Engels allerdings nach Westen und nicht mehr wie zuvor nach Osten.
Bild: AP
In Stein gemeißelt
Ein riesiges Marx-Denkmal steht in Chemnitz - der Stadt, die bis 1990 seinen Namen trug. Die 1971 eingeweihte Statue ist mit einer Höhe von 13 Metern die zweitgrößte Porträtbüste der Welt. Auf einer Tafel hinter der Büste ist Marx' bekannter Aufruf aus dem "Kommunistischen Manifest" in Deutsch, Englisch, Französisch und Russisch zu lesen: "Proletarier aller Länder vereinigt euch!"
Bild: picture alliance/Arco Images/Schoening
Marx statt Bismarck
Einst war auf dem Gedenkstein im brandenburgischen Fürstenwalde das Konterfei des Reichskanzlers Otto von Bismarck zu sehen. 1945 wurde der Preuße durch Karl Marx ersetzt. Nachdem dessen Gedenktafel nach der Wende gestohlen wurde, beriet der Stadtrat, ob man hier künftig wieder an Bismarck oder an Marx gedenken sollte. Die Wahl fiel auf Marx, der dort seit 2003 wieder zu sehen ist.
Bild: picture-alliance/ZB/P. Pleul
Relief mit Konfliktpotential
Mehr als 30 Jahre hing das Bronze-Relief "Aufbruch", das auch Karl Marx zeigt, am Hauptgebäude der Leipziger Universität, die zu DDR-Zeiten seinen Namen trug. Bei Renovierungsarbeiten wurde es 2006 entfernt. Es entbrannte ein Streit darüber, ob es danach wieder öffentlich zu sehen sein sollte. Die Befürworter setzten sich durch: Seit 2008 steht das Relief mit Erläuterungstext am Campus Jahnallee.