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Politik

UN: Nordkorea verdient mit Diebstahl von Kryptowährungen

6. Februar 2022

Hackerangriffe und insbesondere der Diebstahl von Kryptowährungen bleiben wichtige Einnahmequellen für Nordkorea. Das geht aus einem vertraulichen UN-Bericht hervor. Er enthüllt auch Neuigkeiten zum Rüstungsprogramm.

Nordkorea Kryptowährung Symbolbild
Nordkorea und Kryptowährung Bitcoin (Symbolbild)Bild: Allexxandar/imago images

Von dem abgeschotteten Land seien im vergangenen Jahr mindestens sieben Angriffe auf Kryptoplattformen ausgegangen, hieß es in einem Auszug eines vertraulichen Berichts der Vereinten Nationen, in den die Nachrichtenagentur Reuters Einblick erhielt. Dabei seien digitale Güter mit einem Wert von fast 400 Millionen Dollar erbeutet worden, schreiben die Autoren unter Hinweis auf die Sicherheitsfirma Chainalysis. Den Angaben im Bericht zufolge haben nordkoreanische Hacker zwischen 2000 und Mitte 2021 mehr als 50 Millionen Dollar von mindestens drei Kryptobörsen in Nordamerika, Europa und Asien gestohlen.

Eine Stellungnahme der nordkoreanischen Vertretung an den Vereinten Nationen liegt bisher nicht vor. Der jährliche Bericht der UN-Sanktionsaufsicht war an den zuständigen Ausschuss des Sicherheitsrats und an die 15 Mitglieder des UN-Sicherheitsrats übermittelt worden.

Rüstungsprogramm fortgesetzt

Die Nachrichtenagentur afp meldet unter Berufung auf den gleichen UN-Bericht, Nordkorea habe im vergangenen Jahr trotz internationaler Sanktionen sein Rüstungsprogramm weiter ausgebaut. Demnach wurden im Jahr 2021 zwar keine Atomtests oder Starts von Interkontinentalraketen gemeldet, Pjöngjang habe aber "seine Fähigkeit zur Herstellung von spaltbarem Kernmaterial" weiterentwickelt.

"Die Instandhaltung und Entwicklung der nordkoreanischen Infrastruktur für Nuklearwaffen und ballistische Raketen wurde fortgesetzt", heißt es in dem von Sanktionsbeobachtern erstellten Bericht weiter. "Nordkorea suchte weiterhin im Ausland nach Material, Technologie und Know-how für diese Programme, unter anderem mit Hilfe von Cyber-Mitteln und wissenschaftlicher Forschung."

Das südkoreanische Fernsehen zeigt am 30. Januar Bilder eines nordkoreanischen Raketentests Bild: Jung Yeon-Je/AFP/Getty Images

Seit 2006 ist Nordkorea mit strengen UN-Sanktionen belegt, die das Atomwaffen- und Raketenprogramm des Landes treffen sollen. Dazu zählen ein Ausfuhrverbot für Kohle, Eisen, Blei, Textilien, Meeresfrüchte und anderer Produkte. Ungeachtet der Sanktionen hat das kommunistisch regierte Land in diesem Jahr bereits sieben bedeutende Waffentests ausgeführt. Zuletzt hatte Pjöngjang am vergangenen Sonntag eine Rakete vom Typ Hwasong-12 abgefeuert. Eine solch starke Waffe war seit 2017 nicht mehr abgeschossen worden. Auch deutete Pjöngjang an, bald erneut Atom- und Langstreckenraketen testen zu können.

Kein Konsens im UN-Sicherheitsrat

Erst am Freitag hatte der UN-Sicherheitsrat in einer Dringlichkeitssitzung über Nordkorea beraten. Dabei konnte sich das höchste UN-Gremium nach Angaben von Diplomaten nicht auf eine gemeinsame Erklärung zu den nordkoreanischen Raketentests einigen. Der chinesische UN-Botschafter forderte die USA zu mehr Flexibilität im Umgang mit Nordkorea auf. "Wenn sie einen neuen Durchbruch wollen, sollten sie mehr Aufrichtigkeit und Flexibilität zeigen", sagte der chinesische UN-Botschafter Zhang Jun vor der Sitzung.

Die USA sollten Nordkorea mit "attraktiveren, praktischeren und flexibleren Ansätzen" entgegenkommen, forderte Zhang. Die USA hatten die Sitzung des Rates anlässlich der jüngsten nordkoreanischen Raketentests beantragt und dem Rat eine gemeinsame Erklärung vorgeschlagen, in der die Tests verurteilt werden. China, Russland sowie weitere Länder weigerten sich laut Diplomaten jedoch, die Erklärung zu unterzeichnen.

China und Russland blockieren bislang alle Maßnahmen des Sicherheitsrats gegenüber Nordkorea. Im Vorjahr hatten die beiden Staaten eine Resolution vorgeschlagen, mit der die Sanktionen gegen Pjöngjang aus humanitären Gründen gelockert werden sollten. Der Entwurf wurde wegen mangelnder Unterstützung jedoch nicht zur Abstimmung gestellt. "Zumindest tun wir etwas, um weitere Verbesserungen zu ermöglichen und eine Eskalation der Spannungen zu vermeiden", sagte Zhang.

Belohnung für "schlechtes Verhalten"?

Die UN-Botschafterin der USA, Linda Thomas-Greenfield, erklärte hingegen nach der Sitzung, die von China und Russland vorgeschlagene Lockerung der Sanktionen würde Nordkorea für sein "schlechtes Verhalten" belohnen. "Millionen Dollar für militärische Tests auszugeben, während das eigene Volk hungert, zeigt, dass sich dieses Land nicht um seine eigene Bevölkerung kümmert", sagte Thomas-Greenfield.

Die Sitzung des Sicherheitsrats war bereits die dritte zu Nordkorea binnen eines Monats. Auch bei der vergangenen am 20. Januar hatten sich die Ratsmitglieder nicht auf eine gemeinsame Erklärung einigen können. Die USA und acht weitere Länder riefen Nordkorea am Freitag erneut auf, "seine destabilisierenden Handlungen einzustellen und zum Dialog zurückzukehren".

kle/sti (rtr, afp, dpa)   

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