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Viele Tote und Kranke durch Umweltschäden

13. März 2019

Luftverschmutzung, Vermüllung der Ozeane, Antibiotika-Einsatz: Nur drei von vielen anderen Entwicklungen, die laut einer UN-Studie der Gesundheit der Menschen immer mehr zusetzen. Doch Gegensteuern bleibt möglich.

Bergbau in Slatina Bor in Serbien (Foto: DW/Jelena Djukic-Pejic)
Bergbau in Slatina Bor in SerbienBild: DW/Jelena Djukic-Pejic

Ein Viertel der Erkrankungen und vorzeitigen Todesfälle weltweit werden einem UN-Bericht zufolge durch Umweltverschmutzung und -zerstörung verursacht. Luft- und Wasserverschmutzung sowie die fortschreitende Zerstörung von Ökosystemen bedrohten und beeinträchtigten die Lebensräume von Milliarden von Menschen und schädigten die Weltwirtschaft massiv, heißt es in der in Kenias Hauptstadt Nairobi vorgstellten Studie. Der Glaube an stetes Wirtschaftswachstum werde angesichts von künftigen Todesraten, Arbeitsausfällen und Gesundheitskosten sinnlos.

250 Wissenschaftler aus 70 Ländern

An dem Global Environment Outlook (GEO) zum Zustand der Erde arbeiteten rund 250 Wissenschaftler aus 70 Ländern sechs Jahre lang. Für die GEO-Studie wurde anhand von Datenmaterial die Auswirkungen von Umwelteinflüssen auf die Entwicklung von mehr als hundert Krankheiten weltweit ausgewertet. Das Ergebnis: Die zunehmende Umweltverschmutzung leiste einer weltweiten Epidemie Vorschub, die immer größere wirtschaftliche Schäden verursache. So seien neun Millionen Todesfälle allein im Jahr 2015 auf Umweltverschmutzung zurückzuführen, heißt es in dem Bericht.

Plastikmüll am Strand von Rubu in KeniaBild: WWF-UK/Shoot The Earth/Georgina Goodwin

Zugleich öffne sich die Schere zwischen Armen und Reichen immer weiter, warnen die Experten. Übermäßiger Konsum, Lebensmittel-Verschwendung und Umweltverschmutzung in den Industrieländern führe in ärmeren Ländern zu Hunger, sich verschärfender Armut und Krankheiten. So verursachten verseuchtes Trinkwasser und mangelhafte Sanitäranlagen jährlich den Tod von rund 1,4 Millionen Menschen. Noch gefährlicher sei die Luftverschmutzung, der jährlich zwischen sechs und sieben Millionen Menschen zum Opfer fielen. In Gewässer geleitete Chemieabfälle hätten Generationen-übergreifende Gesundheitsfolgen. Die Zerstörung von Böden durch industrielle Landwirtschaft und Abholzung betreffe bereits heute Regionen, in denen 3,2 Milliarden Menschen leben.

Darüber hinaus weisen die Wissenschaftler auch auf die fatalen Folgen von massivem Antibiotika-Einsatz in der Lebensmittelproduktion hin. Bis Mitte des Jahrhunderts könnten daraus resultierende Resistenzen dazu führen, dass Super-Bakterien zur Hauptursache für vorzeitige Todesfälle würden.

Folgen der Umweltzerstörung kaum absehbar 

In einer Handlungsanweisung an die Politik in dem Bericht heißt es: "Es ist dringendes Handeln in einem beispiellosen Ausmaß notwendig, um die Situation zu stoppen und umzukehren." Allerdings gebe es noch kein internationales Vertragswerk zum Umweltschutz vergleichbar dem Pariser Klimaabkommen. Mit dem Vertragswerk von 2015 wurde beschlossen, die Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad im Vergleich zum vorindustriellen Niveau zu begrenzen, möglichst sogar auf 1,5 Grad. Derzeit steuert die Erde allerdings auf eine Erwärmung von mindestens drei Grad zu. Die Folgen von Umweltzerstörung wie Abholzung der Wälder, Luftverschmutzung und industrieller Lebensmittelproduktion seien dagegen bis heute kaum absehbar, heißt es im GEO-Bericht.

Ausläufer eines Ölteppichs an der Küste von Borneo in IndonesienBild: picture-alliance/dpa/AP

Ohne eine grundlegende Neuausrichtung der Weltwirtschaft auf nachhaltigere Produktionsweisen habe der Glaube an ein stetes Wachstum keinen Sinn, warnen die Experten. Ein "gesunder Planet" bemesse sich nicht nur am "Welt-BIP", sondern unterstütze auch die "Ärmsten", die auf saubere Luft und sauberes Wasser angewiesen seien, sagte GEO-Ko-Chefin Joyeeta Gupta. Andernfalls seien "massive Schäden" an menschlichem Leben zu erwarten.

Ein Drittel aller Lebensmittel auf den Müll

Die Lage sei aber nicht aussichtslos, schreiben die Wissenschaftler. So seien etwa bei der Verschwendung von Lebensmitteln wirkungsvolle Gegenmaßnahmen möglich. Lebensmittel-Verschwendung habe einen Anteil von neun Prozent an der weltweiten Treibhausgas-Emission. Derzeit landeten weltweit ein Drittel aller Lebensmittel im Müll, in den reicheren Ländern liege die Quote bei 56 Prozent. Diese Probleme könnten durch Müllvermeidung und Fleischverzicht relativ schnell begrenzt werden.

sti/qu (afp, dpa)

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