UN: Zahl der Migranten in West- und Zentralafrika nimmt zu
20. Juni 2025
In West- und Zentralafrika leben rund 12,7 Millionen Staatenlose - das geht aus einem aktuellen Bericht des Hochkommissariats der Vereinten Nationen für Flüchtlinge (UNHCR) hervor.
"Von Konflikten bis hin zu Klimaschocks steigen die Schutzrisiken - vor allem für Frauen und Kinder, die 80 Prozent der Vertriebenen ausmachen", sagte Abdouraouf Gnon-Konde, Direktor des UNHCR-Regionalbüros für West- und Zentralafrika. Er fügte hinzu, die Daten der Vereinten Nationen zeigten, dass Vertriebene "in zunehmender Zahl in ihre Heimat zurückkehren, wo die Bedingungen dies zulassen."
Allein Nigeria, Burkina Faso und Kamerun beherbergen rund 80 Prozent der Binnenflüchtlinge in der Region. Dürre, Überschwemmungen und eine chronische Unsicherheit aufgrund von Gewalt in einzelnen Landesteilen haben die Bürger gezwungen, in anderen Teilen ihrer Länder Schutz zu suchen.
Der Tschad, der sich in Nord-Süd-Richtung erstreckt, hat einen Zustrom von Flüchtlingen aus dem Osten erlebt. Die Menschen sind auf der Flucht vor dem sudanesischen Bürgerkrieg. Gleichzeitig nimmt das Land auch Flüchtlinge aus der Zentralafrikanischen Republik und Niger auf.
Jede Gruppe ist mit besonderen Gefahren konfrontiert. Der Tschad ist in Not, alle aufzunehmen. Darunter sind fast 780.000 Menschen, die vor den Kämpfen im Sudan geflohen sind, und weitere 250.000 Sudanesen, die bis Ende 2025 erwartet werden.
Freiwillige Rückkehr unter der Schirmherrschaft der Vereinten Nationen
Die Vereinten Nationen haben die freiwillige Rückkehr in die Herkunftsländer in Westafrika gefördert. Nach Angaben der Vereinten Nationen sind 194.200 Binnenvertriebene nach Mali und 64.700 in die Zentralafrikanische Republik zurückgekehrt. Im gleichen Zeitraum kehrten 11.000 Flüchtlinge in Länder wie Nigeria, die Zentralafrikanische Republik und Mali zurück.
"Humanitäre Krisen sind in erster Linie politische Krisen. Solange wir nicht in der Lage sind, Frieden zu schaffen, wird es keine Situation geben, in der eine Rückkehr möglich ist", sagt Alpha Seydi Ba, ein Sprecher des UNHCR-West- und Zentralafrika-Büros mit Sitz in Dakar, Senegal, gegenüber der DW.
Ba betonte, dass die Rückführungsbemühungen ausschließlich auf freiwilliger Basis erfolgten, aber durchgeführt würden, wo immer dies möglich sei. Laut UNHCR stieg die Zahl der Abschiebungen im Jahr 2024 um 34 Prozent (4000 Personen).
"Ich denke, es ist immer eine gute Nachricht, wenn Menschen in ihre Heimat zurückkehren können. Exil, das ist keine Wahl. Ein Flüchtling zu sein ist keine Wahl, wenn jemand seine Heimat und alles zurücklässt", sagte Ba.
"Wenn wir sehen, dass diese Menschen zurückkehren und ihr Leben wieder aufbauen, ist das meiner Meinung nach eines der besten Dinge, die passieren können."
Finanzierungskürzungen schränken Kapazitäten ein
Während die Bemühungen, Menschen in ihre Heimat zurückzuführen, einige positive Ergebnisse gebracht haben, wurde die regionale Umsiedlungsquote der UNO für 2025 um 64 Prozent gekürzt. Erschwerend kommt hinzu, dass das Regionalbudget des UNHCR zwischen 2024 und 2025 insgesamt um 50 Prozent gekürzt wurde.
"Das bedeutet weniger Nahrung, weniger Unterkünfte, weniger Gesundheitsversorgung, weniger sauberes Wasser, weniger geschlechtsspezifischen Schutz. Und das macht die Schutzsysteme für Vertriebene insgesamt anfälliger. Deshalb befindet sich das UNHCR in der Region an einem Wendepunkt".
"Die Zahl der Migranten, seien es Binnenvertriebene oder Migranten, nimmt zu. Wir stellen fest, dass insgesamt immer mehr Menschen unterwegs sind", sagt Luisa de Freitas, die das regionale Datenzentrum der Internationalen Organisation für Migration (IOM) in Dakar leitet, zur DW.
Viele Menschen ziehen aufgrund von Klimakatastrophen, bewaffneten Konflikten oder instabilen Verhältnissen ins Ausland. Die IOM betont, dass auch die Suche nach einem Arbeitsplatz eine wichtige Triebfeder für die Migration ist.
"Über 70 bis 72 Prozent der Personen, die wir 2024 an unseren Überwachungspunkten der Migrationsströme befragt haben, waren aus beruflichen oder wirtschaftlichen Gründen dort", sagt de Freitas.
Sie fügt hinzu, dass die Migrationsrouten immer gefährlicher geworden seien, da die europäischen Länder und ihre afrikanischen Partner versuchen würden, den Migrationsstrom nach Europa einzudämmen und ihre Grenzen zu verschärfen. Dies hat die Migranten jedoch nicht davon abgehalten, den Weg nach Europa zu versuchen.
"Die Menschen ziehen weiter, wenn sie das Gefühl haben, dass sie keine andere Möglichkeit haben. Sie werden Routen nehmen, die immer weniger befahren werden. Das führt dazu, dass viele dieser Migranten stranden.
Neue Strategien erforderlich
Einfach nur Barrieren zu errichten oder in die Zwangsabschiebung von Migranten zu investieren, sei keine Lösung. Stattdessen rät de Freitas den europäischen Staaten, einen Ansatz zu verfolgen, der die reguläre Migration fördert und Anreize schafft, von denen sowohl die Herkunfts- als auch die Zielländer profitieren.
"Spanien hat gerade zwei Initiativen gestartet: eine zur Legalisierung von Migranten pro Jahr und ein System, bei dem Senegalesen befristete Reisevisa beantragen können, um in Spanien zu arbeiten", sagt sie gegenüber DW. Europa brauche dringend Arbeitskräfte für seine Wirtschaftszweige, zum Beispiel in der Landwirtschaft.
Ein als "zirkuläre Migration" bezeichneter Ansatz ermöglicht eine zeitlich begrenzte Migration zwischen Ziel- und Herkunftsländern, um den Arbeitskräftemangel in den Zielländern zu beheben und gleichzeitig den Migranten Zugang zu Beschäftigung und Bildung zu verschaffen.
"Im Grunde versuchen wir, die Migration zu einer Win-Win-Situation für beide Seiten zu machen", sagt de Freitas.
Adaption aus dem Englischen: Martina Schwikowski