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PolitikGlobal

UN-Bericht: Zahl der Vertriebenen weltweit steigt weiter

13. Juni 2024

Immer mehr Menschen müssen vor Gewalt, Krieg und Verfolgung aus ihrer Heimat fliehen. Seit Ende des Jahres hat die Zahl der Vertriebenen nochmals zugenommen, so die Vereinten Nationen.

Syrien | Ein Mädchen hängt Wäsche auf in einem Lager für Binnenflüchtlinge in Idlib (27.05.2024)
Ein Lager für Binnenflüchtlinge in Idlib in Syrien (im Mai)Bild: Omar Albam/DW

Die Zahl der Vertriebenen hat weltweit einen neuen Höchststand erreicht. Nach Angaben des Flüchtlingshilfswerks der Vereinten Nationen, UNHCR, waren es im vergangenen Monat 120 Millionen. Das sind fast zehn Prozent mehr als vor einem Jahr. Es war der zwölfte Anstieg der Zahlen in Folge. Rund 1,5 Prozent der gesamten Weltbevölkerung ist damit aus ihrer Heimat vertrieben, wie aus dem neuen Bericht zu Flucht und Vertreibung hervorgeht, den das UNHCR am Donnerstag in Genf vorgelegt hat.

Gut zwei Drittel der Menschen sind innerhalb der Grenzen des eigenen Heimatlandes auf der Flucht. Von denen, die sich im Ausland in Sicherheit bringen, finden die meisten in Nachbarländern Schutz. Das sind aber oft Staaten, die großteils selbst arm sind. Die meisten Vertriebenen harren dort in der Hoffnung aus, zügig in ihre Heimat zurückkehren zu können.

Flucht vor Waffengewalt

Laut dem jährlichen UNHCR-Bericht hat vor allem der Konflikt im Sudan die Zahlen in die Höhe getrieben: Seit April 2023 wurden demnach mehr als 7,1 Millionen Menschen innerhalb des afrikanischen Landes vertrieben, weitere 1,9 Millionen flohen über die Grenzen des Sudan. Insgesamt 10,8 Millionen Sudanesen wurden bis Ende des vergangenen Jahres vertrieben, einschließlich der Menschen, die bereits früher geflohen waren.

Geflüchtete Frauen in einem Flüchtlingscamp in Gorom im Südsudan (im Januar)Bild: Michael Kappeler/dpa/picture alliance

Auch in der Demokratischen Republik Kongo und in Myanmar wurden dem Bericht zufolge im vergangenen Jahr Millionen von Menschen durch heftige Kämpfe innerhalb des Landes vertrieben. Das Palästinenserhilfswerk der Vereinten Nationen, UNRWA, schätzt zudem, dass bis Ende 2023 bis zu 1,7 Millionen Menschen im Gazastreifen vertrieben wurden - das sind 75 Prozent der Bevölkerung. Der Syrien-Konflikt führt mit 13,8 Millionen Menschen innerhalb und außerhalb des Landes nach wie vor weltweit zur größten Anzahl von Vertreibungen.

"Hinter diesen drastischen und steigenden Zahlen verbergen sich unzählige menschliche Tragödien. Dieses Leid muss die internationale Gemeinschaft dazu bringen, dringend zu handeln und die Fluchtursachen zu bekämpfen", so UN-Flüchtlingskommissar Filippo Grandi. Es sei höchste Zeit, dass die Kriegsparteien die grundlegenden Bestimmungen des Kriegsrechts und des Völkerrechts insgesamt respektieren.

UN-Flüchtlingskommissar Grandi: "Unzählige menschliche Tragödien"Bild: Salvatore Di Nolfi/KEYSTONE/picture alliance

Ohne eine bessere Zusammenarbeit und gemeinsame Anstrengungen zur Bewältigung von Konflikten, Menschenrechtsverletzungen und der Klimakrise würden die Vertreibungszahlen weiter steigen und "noch mehr Leid und kostspielige humanitäre Maßnahmen fordern", so Grandi in Genf.

Der zahlenmäßig höchste Anstieg wurde dem Bericht zufolge bei der Gruppe der Binnenvertriebenen verzeichnet. Mit etwa 68,3 Millionen Menschen, die vor Konflikten geflohen und im eigenen Land geblieben sind, wurde innerhalb von fünf Jahren ein Anstieg um fast 50 Prozent verzeichnet.

Klimakrise verschärft Lage

Regionen, die durch Konflikte, Armut, Hunger und schlechte Regierungsführung geprägt sind, liegen auch dort, wo die Klimakrise besonders spürbar ist, heißt es in dem Bericht: "Ende 2023 lebten fast drei Viertel der gewaltsam Vertriebenen in Ländern, die hohen bis extrem hohen klimabedingten Gefahren ausgesetzt waren." Dazu gehörten die Demokratische Republik Kongo, Somalia, Sudan, Syrien und Jemen.

Der Kampf um Ressourcen in Zufluchtsländern, die vom Klimawandel stark betroffen sind, könne weitere Fluchtbewegungen auslösen, etwa dort, wo das Trinkwasser schon knapp ist, oder Dürre immer mehr Ernten vernichtet und Vieh mangels Wasser und Nahrung verendet.

Bundesentwicklungsministerin Schulze: "Ein erschütternder Rekord"Bild: Annegret Hilse/REUTERS

Angesichts des neuen Höchststands der Zahl der Flüchtlinge weltweit warnt Deutschlands Entwicklungsministerin Svenja Schulze vor einem Sparkurs in der Entwicklungshilfe. "120 Millionen Menschen sind weltweit auf der Flucht vor Konflikten und Krisen - ein erschütternder Rekord", so Schulze. Ihr zeige der dramatische Anstieg deutlich, dass gerade jetzt mehr und nicht weniger Entwicklungszusammenarbeit gebraucht werde.

AR/pg (afp, dpa, kna, epd)

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