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KonflikteJemen

UN besorgt: Huthi-Miliz entführt zahlreiche Helfer im Jemen

8. Juni 2024

Kidnappings und Attacken: Die Huthi im Jemen eskalieren weiter. Die Miliz hat zahlreiche Mitarbeiter von Hilfsorganisationen entführt. Und es gab auch erneut Drohnen-Angriffe auf die Schifffahrt im Roten Meer.

Jemen | Demonstranten und Huthi Unterstützer heben ihre Waffen bei einer Gaza-Solidaritäts-Kundgebung in Sanaa (07.06.2024)
Huthi-Unterstützer bei einer Gaza-Solidaritäts-Kundgebung in Sanaa (am Freitag)Bild: Khaled Abdullah/REUTERS

Die pro-iranische Huthi-Miliz im Jemen hat nach Angaben von Aktivisten und Behörden zahlreiche Mitarbeiter von Hilfsorganisationen verschleppt, darunter mehrere UN-Mitarbeiter. Insgesamt seien mindestens 18 einheimische Mitarbeiter von Hilfsorganisationen entführt worden, teilte die jemenitische Menschenrechtsorganisation Majjun am Freitag mit.

Laut Majjun fanden die Entführungen zeitgleich in vier von den Huthi kontrollierten Regionen des Jemen statt. Die Menschen seien aus ihren Wohnhäusern verschleppt worden. Die international anerkannte Regierung des Jemen sprach von einer "massiven Entführungskampagne", die sich gegen "Dutzende Angestellte der Vereinten Nationen, das Büro des UN-Gesandten Hans Grundberg und mehrere internationale Organisationen" gerichtet habe.

UN-Sprecher Dujarric (Archivbild): "Sehr besorgt"Bild: Bianca Otero/ZUMA Press Wire/IMAGO

Laut UN-Sprecher Stéphane Dujarric sind insgesamt elf Ortskräfte der Vereinten Nationen unter den Verschleppten. Sie sollen unter anderem für das UN-Nothilfebüro OCHA gearbeitet haben. Man sei "sehr besorgt angesichts dieser Entwicklungen". Die UN versuchten über "sämtliche verfügbaren Kanäle" deren "bedingungslose Freilassung" zu erreichen.

Die Huthi haben offenbar auch eine Mitarbeiterin der Bürgerrechtsorganisation Human Rights Watch und deren neun Monate und drei Jahre alte Kinder verschleppt. Das Vorgehen der Miliz untergrabe die wichtige humanitäre Arbeit im Jemen zu einer Zeit, in der die Mehrheit der Menschen in dem Land "keinen angemessenen Zugang zu Grundbedürfnissen wie Nahrung und Wasser" habe, sagte Niku Jafarnia von Human Rights Watch der Nachrichtenagentur AFP.

Wie die Deutsche Presseagentur meldet, heißt es aus Huthi-Kreisen, der "Schutz des jemenitischen Volkes vor jeglichen nachrichtendienstlichen Aktivitäten" sei eine der grundlegenden Aufgaben der Sicherheitsdienste der Miliz. Sie arbeiteten "im Einklang mit den Gesetzen". Die international anerkannte Regierung des Jemen verurteilte die Entführungen hingegen als "krassen Verstoß gegen internationale Gesetze und Konventionen".

Weitere Huthi-Attacken im Roten Meer

Auch die Angriffe der Huthi auf die internationale Seeschifffahrt vor der Küste des Jemen gehen weiter. Das US-Militär teilte die Zerstörung von acht Drohnen und zwei unbemannten Booten der Huthi-Miliz im Roten Meer mit. Laut Zentralkommando des US-Militärs hatten die Huthi auch eine ballistische Anti-Schiffs-Rakete abgeschossen. Es gebe aber keine Berichte über Schäden oder Verletzte, hieß es von US-Seite.

Seit Ausbruch des Israel-Hamas-Krieges greifen die Huthi immer wieder Handelsschiffe im Roten Meer an. Die Miliz ist nach eigenen Angaben mit der islamistischen Hamas im Gazastreifen verbündet und will mit dem Beschuss ein Ende der israelischen Angriffe in dem Küstenstreifen erzwingen. Die USA und Großbritannien hatten als Reaktion auf die Angriffe in den vergangenen Monaten mehrmals Militärschläge gegen Stellungen der Huthi ausgeführt - so auch in der Nacht zum Freitag.

Laut Augenzeugen und lokalen Medien wurden Ziele in der Hauptstadt Sanaa und in der Hafenstadt Hodeida getroffen. Nach Angaben des von den Huthi-Rebellen kontrollierten Fernsehsenders Al-Masirah, die nicht unabhängig überprüft werden können, wurden dabei 16 Menschen getötet. Es wäre damit einer der tödlichsten Angriffe seit Beginn des Einsatzes der britischen und der US-Armee im Januar.

Von US-britischen Kampfflugzeugen angegriffene Huthi-Stellung in Sanaa (am Freitag)Bild: Mohamed Azaki/Xinhua/picture alliance

"Die amerikanisch-britische Aggression wird uns nicht daran hindern, unsere Militäreinsätze fortzusetzen", ließ der Huthi-Vertreter Mohammed al-Buchaiti verlauten. Die Huthis würden "Eskalation mit Eskalation begegnen".

UN: Eine der schlimmsten humanitären Katastrophen weltweit

Die schiitische Huthi-Miliz befindet sich seit Jahren im Bürgerkrieg mit der international anerkannten Regierung des Jemen. Seit 2014 kontrolliert die mit dem Iran verbündete Miliz die jemenitische Hauptstadt Sanaa. 2015 begann ein von Saudi-Arabien angeführtes Militärbündnis, zugunsten der Regierungstruppen einzugreifen.

Der Konflikt in dem ärmsten Land der arabischen Halbinsel und seine Folgen gehören nach UN-Angaben zu den schlimmsten humanitären Katastrophen weltweit. Mehr als zwei Drittel der Bevölkerung sind auf Hilfe angewiesen.

Seit Beginn des Jemen-Konflikts haben die Huthi hunderte Zivilisten entführt, willkürlich festgehalten und gefoltert, darunter UN-Angestellte und Mitarbeiter von Nichtregierungsorganisationen. Im vergangenen Jahr setzte die Hilfsorganisation Save the Children ihre Arbeit im Norden des Landes vorübergehend aus, nachdem einer ihrer Mitarbeiter in Sanaa ums Leben gekommen war.

AR/sti (afp, dpa, rtr, ap)

Redaktionsschluss: 15.30 Uhr (MESZ) - dieser Artikel wird nicht weiter aktualisiert.

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