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Politik

Corona: Plan B der Drogenschmuggler

26. Juni 2020

Die Vereinten Nationen befürchten, dass durch die Corona-Krise und den wirtschaftlichen Abschwung der Drogenkonsum weltweit ansteigt. Auch weil die Schmuggler in Zeiten von Corona sehr kreativ sind, andere Wege zu gehen.

Kokain Konsum in Bogota
Bild: Getty Images/AFP/J. M. Barrero

Die Drogenküchen der Welt sind von ihren Kunden abgeschnitten: Es sind kaum Passagierjets unterwegs, überall gibt es verstärkte Grenzkontrollen. Was macht also ein Drogenboss in Kolumbien mit dem Stoff aus dem Labor im Dschungel, den er nun nicht mehr an Kleindealer in Bogotá, Medellín und Cali liefern oder in die USA oder nach Europa schmuggeln kann?

Wenn also dieses Geschäftsmodell durch die Corona-Beschränkungen und das nicht mehr existente Nachtleben torpediert wird? Er braucht vor allem schnell einen Plan B. Laut der Experten des UN-Büros für Drogen- und Verbrechensbekämpfung, kurz UNODC, und der Drogenbeobachtungsstelle der Europäischen Union haben die Schmuggler längst Alternativen ausgeheckt.

Kokainversteck in einem Frachtschiff: Statt per Kurier auf dem direkten SeewegBild: picture-alliance/dpa

Für den Kokain-Transport von Südamerika nach Europa heißt das beispielsweise: Statt per Kurier in der Linienmaschine kommt das Pulver auf dem direkten Seeweg. Für die einheimische Produktion heißt das: Kolumbianische Bauern, denen durch die Corona-Krise das Geschäft mit Obst und Gemüse eingebrochen ist, davon zu überzeugen, dass man mit illegalem Drogenanbau die eigenen Familie vielleicht sogar noch besser durchbringen kann. Und ansonsten heißt das, Preise hochtreiben und einfach einem wirtschaftlichen Prinzip folgen: Angebot und Nachfrage.

Preise für Kokain auf Rekordniveau

Die Preise für Kokain sind seit der Corona-Krise schier explodiert: auf über 220 Prozent für das Kilo, bis zu 45 Prozent für eine Dosis. In Frankreich kostet ein Gramm Kokain jetzt nicht mehr 60, sondern 100 Euro. Noch vor vier Monaten setzten die Schmuggler auf Briefe, Päckchen und Koffer mit doppeltem Boden auf internationalen Flügen.

Wie kolumbianische Medien berichten, nutzen sie jetzt den Umstand, dass trotz höherer Kontrollen an den Grenzen weniger Personal bei den Zollbehörden in den Häfen im Einsatz ist. Und verstecken das Kokain in Schiffen und Frachtflugzeugen, in Bananenstauden, Fruchtfleisch oder sie vermischen es mit Mehl.

Drogenkontrolle an Ecuadors Grenze zu Kolumbien: Alternativen ausgehecktBild: picture-alliance/dpa/J. D. Montenegro

Zudem strecken die Schmuggler das Kokain mit dem stimulierenden Alkaloid Ephedrin, in einem Verhältnis von 70:30. Weniger Qualität, höherer Preis. Gesundheitliche Schäden für den Konsumenten werden dabei skrupellos in Kauf genommen.

Auch am anderen Ende der Welt gibt es Gewinner der Corona-Krise: die radikal-islamischen Taliban in Afghanistan. Ähnlich wie in Kolumbien gerieren sie sich als Helfer in der Not in diesen schwierigen Zeiten bei der armen Bevölkerung. Die Vereinten Nationen berichten von Menschen, die durch die Pandemie arbeitslos geworden sind, und jetzt den Drogenrohstoff Schlafmohn in Gebieten unter Taliban-Kontrolle ernten.

An dem Verlauf der wichtigsten Schmuggelroute für Heroin hat nach Angaben der Vereinten Nationen auch die Corona-Pandemie nichts geändert: Die Balkan-Route führt weiter von Afghanistan über den Iran, die Türkei und den Balkan nach Mitteleuropa.

Weniger Dürren, stabile Opiumproduktion

Zwar sei 2019 in Afghanistan die Anbaufläche von Schlafmohn im Vergleich zum Vorjahr um mehr als ein Drittel, also geschätzt 100.000 Hektar, gesunken. Gleichzeitig aber blieb die Opiumproduktion im Vergleich zu 2018 mit geschätzten 6400 Tonnen auf etwa gleichem Niveau.

Die Erklärung für die stabile Opiumproduktion ist denkbar einfach: größere Erträge. So war die Ernte im vergangenen Jahr weniger von Dürren betroffen. Aus Afghanistan stammt ein Großteil der weltweiten Opiumproduktion. In den vergangenen fünf Jahren waren es rund 84 Prozent.

Schlafmohn-Anbau in Afghanistan: Taliban als KrisengewinnlerBild: Getty Images/AFP/N. Shirzada

Diese Gelder aus dem Drogenanbau und -handel finanzieren unter anderem den bewaffneten Aufstand in Afghanistan. Besonders im Süden liegen Anbauflächen in den von den Taliban kontrollierten Gebieten, was den Kampf der Behörden gegen illegalen Handel und Produktion erschwert.

Laut dem jetzt veröffentlichten UN-Drogenbericht ist 2018 die weltweite Zahl der Menschen, die Drogen wie Cannabis, Kokain, Opium oder synthetische Substanzen konsumierten, im Vergleich zum Vorjahr mit 269 Millionen in etwa stabil geblieben. Die meisten der Konsumenten nehmen Haschisch. 35,6 Millionen Süchtige litten an von Drogen verursachten Gesundheitsbeschwerden. Der Markt sei durch die Vielfalt der rund 500 Designer-Drogen wie Fentanyl unübersichtlich geworden, heißt es in dem Bericht.

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