UN fordern Aids-Tests für jeden
22. November 2018Damit weiß jeder Vierte nichts von seiner Erkrankung. Immer noch besser als 2015, da lag der Anteil noch bei 33 Prozent. Besonders problematisch ist demnach die Lage in West- und Zentralafrika: Dort lebten zwar nur sechs Prozent der globalen Bevölkerung, jedoch ein Drittel der insgesamt rund 9,4 Millionen Menschen, die mit HI-Virus infiziert seien, ohne es zu wissen. Die Schätzungen erarbeitete das UN-Aidsprogramm (UNAIDS) nach eigenen Angaben durch Modellrechnungen.
Zudem werde bei mehr als der Hälfte aller HIV-Infizierten weltweit das Virus im Blut nicht unterdrückt, so der UNAIDS-Bericht. Das kann etwa daran liegen, dass ein Patient nicht behandelt wird oder die Behandlung nicht erfolgreich ist. Wenn HIV nicht richtig unterdrückt wird, kann der Patient demnach das Virus übertragen und ist viel empfänglicher für Krankheiten. Bei einer erfolgreichen Behandlung kann laut UNAIDS das Immunsystem normal funktionieren und HIV nicht übertragen werden.
Aids-Tests sollen universell erhältlich sein
Immer mehr HIV-Positive erhalten Medikamente, immer weniger Menschen stecken sich neu an. Doch der Kampf gegen die Aids-Epidemie kann laut UN nur gewonnen werden, wenn alle Menschen ihren Status kennen.
Die Vereinten Nationen fordern daher einen einfachen Zugang zu Aids-Tests für alle Menschen weltweit. Damit die Epidemie besiegt werden könne, müssten so viele Infizierte wie möglich über ihre Ansteckung Bescheid wissen, erklärte der Chef des UN-Aidsprogramms, Michel Sidibé, im ivorischen Abidjan: "Aids-Tests müssen so universell erhältlich sein wie Schwangerschaftstests."
Deutschland: Leichter Rückgang der Infektionen
Freiwillige Selbsttests und niedrigschwellige Testangebote, auch für Menschen ohne Krankenversicherung, seien daher wichtig, sagte der Präsident des Robert Koch-Instituts, Lothar H. Wieler, bei der Veröffentlichung der Aids-Statistik für 2017 in Berlin.
Die Zahl der Neuinfektionen 2017 ging demnach in Deutschland um 200 auf 2700 zurück. Bei der größten Risikogruppe - Männern, die Sex mit Männern haben - sank die Zahl sogar deutlich von 2300 auf 1700. Dennoch sei der Kampf gegen das HI-Virus und die daraus folgende Aids-Erkrankung noch lange nicht vorbei, erklärte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn.
Weltweit positiv ist aus Sicht von UNAIDS-Chef Sidibé die wachsende Zahl von Behandlungen. Vier von fünf HIV-Infizierten, die von ihrem Status wüssten, hätten Zugang zu antiretroviralen Medikamenten. Wenn dies rechtzeitig geschehe, könne der Ausbruch von Aids gestoppt werden.
Im vergangenen Jahr: 940.000 Aids-Tote weltweit
Bei fast der Hälfte der Patienten (47 Prozent) könnten Medikamente den Aids-Erreger so stark eindämmen, dass er im Blut nicht mehr nachweisbar sei, sagte Sidibé. Diese Patienten müssten als Teil der Therapie spezielle Tests machen, die den Virenbestand im Blut exakt abbildeten. Solche Tests müssten in der malawischen Hauptstadt Lilongwe ebenso erhältlich sein wie in London, forderte Sidibé. Auch müssten alle Kinder in Ländern mit hoher HIV-Verbreitung getestet werden. Derzeit sei dies nur bei jedem zweiten Mädchen oder Jungen der Fall.
Insgesamt waren 2017 geschätzte 36,9 Millionen Menschen weltweit HIV-positiv. Davon haben sich 1,8 Millionen Frauen, Männer und Kinder neu angesteckt. 21,7 Millionen HIV-Infizierte hatten Zugang zu einer Behandlung. Die Zahl der Aids-Toten 2017 schätzt UNAIDS auf 940.000. UNAIDS ist ein Zusammenschluss von 11 UN-Organisationen, deren Ziel die Ausrottung der Immunschwächekrankheit bis spätestens 2030 ist. Doch in etwa 50 Ländern nimmt die Zahl der Infizierten laut UNAIDS zu. Der Erreger wird vor allem beim Sex übertragen. Risikogruppen, unter ihnen Prostituierte und Schwule, sind in vielen Ländern kriminalisiert oder stigmatisiert, was Prävention und Behandlung erschwert.
ni/qu (dpa, epd)