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Politik

UN wollen Corona-Finanzpaket für arme Staaten

30. März 2020

Die UN befürchten verheerende wirtschaftliche und soziale Auswirkungen der Corona-Krise auf die Länder des Südens. In Afrika könnte fast die Hälfte der Jobs vernichtet werden.

Tunesien Produktion des Textilunternehmen Sartex in Ksar Hella
Bedroht der Coronavirus auch ihre Jobs? Junge Näherinnen in TunesienBild: Imago/Photothek

Die Vereinten Nationen haben angesichts der Corona-Krise ein gigantisches finanzielles Hilfspaket für Entwicklungsländer gefordert. Insgesamt sollten etwa durch Schuldenerlass eine Summe von 2.500 Milliarden US-Dollar (umgerechnet 2.260 Milliarden Euro) für die armen Staaten mobilisiert werden, verlangte die UN-Konferenz für Handel und Entwicklung (UNCTAD) in Genf. 

UNCTAD-Generalsekretär Mukhisa Kituy sagte, die Geschwindigkeit, mit der die Schockwellen der Pandemie die Länder treffen, sei dramatisch. Nach Berechnungen des Entwicklungsprogramms UNDP könnten alleine in Afrika knapp die Hälfte aller Jobs durch die Corona-Krise vernichtet werden. Mit dem Geld könnten die Folgen der Pandemie für die Entwicklungsländer abgefedert werden. 

UNDP-Chef Achim Steiner warnte, die Ausbreitung der Atemwegserkrankung COVID-19 werde in vielen Regionen der Erde "tiefe, tiefe Narben" hinterlassen. Er forderte die Weltgemeinschaft zur Hilfe für die Entwicklungsländer auf. Anderenfalls drohten Fortschritte im Kampf gegen die Armut der vergangenen zwei Jahrzehnte zunichte gemacht zu werden. Weltweit haben den Angaben zufolge deutlich mehr als die Hälfte aller Menschen keine soziale Absicherung. 

Er warnt vor "tiefen, tiefen Narben": UNDP-Chef Achim SteinerBild: picture alliance/ZUMAPRESS/A. Katz

Große wirtschaftliche Schäden durch Covid-19 

In den vergangenen zwei Monaten haben Entwicklungsländer laut UNCTAD schon enorme wirtschaftliche Schäden durch die Corona-Krise erlitten. So sei Kapital abgeflossen, die Exporterlöse aus dem Verkauf von Rohstoffen gesunken und die Tourismus-Branche habe Einbußen gemeldet. 

Die UNCTAD präsentierte ein dreiteiliges Finanzierungskonzept: Von den 2.500 Milliarden US-Dollar sollten 1.000 Milliarden US-Dollar fließen, indem internationale Ziehungsrechte erweitert werden. Zudem sollte armen Ländern ein Schuldenerlass in Höhe von 1.000 Milliarden US-Dollar im laufenden Jahr gewährt werden. Weitere 500 Milliarden US-Dollar sollten in einen Marshall-Plan für die Gesundheitssysteme der Armen fließen. 

UNCTAD-Generalsekretär Mukhisa Kituyi sieht Schockwellen auf die armen Länder zurollenBild: picture-alliance/KEYSTONE/M. Trezzini

Zur Stärkung der Gesundheitssysteme in Entwicklungsländern rief auch Oxfam auf. Die Gesundheitsbudgets der 85 ärmsten Länder müssten verdoppelt werden, damit eine weitere Ausbreitung des Corona-Erregers eingedämmt und eine angemessene Behandlung der Erkrankten sichergestellt werden könne, erklärte die Hilfsorganisation in Berlin. Dafür seien 160 Milliarden US-Dollar (etwa 145 Milliarden Euro) nötig. 

UNCTAD erwartet Einbruch ausländischer Direktinvestitionen

Die ausländischen Direktinvestitionen (FDI) dürften infolge der Coronavirus-Pandemie in diesem Jahr nach Angaben von UNCTAD weltweit einbrechen. Eine neue Prognose geht von einem Minus von 30 bis 40 Prozent gegenüber 2019 aus. Das wäre der größte Rückgang seit 20 Jahren. Den Prognosen liegen die verheerenden Ertragseinbußen der 5000 größten multinationalen Unternehmen zugrunde. Das sind die Firmen, die einen Großteil der FDI tätigen. Im Februar 2020 seien die grenzübergreifenden Übernahmen von durchschnittlich 1200 im Monat (2019) auf 874 gefallen, und im März (bis zum 20. März) auf 385. Im vergangenen Jahr betrugen die ausländischen Direktinvestitionen nach Schätzung der UNCTAD 1,4 Billionen Dollar (knapp 1,3 Billionen Euro). 

hf/kle (dpa, epd)

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