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Politik

UN: Krisen stoppen Entwicklungsfortschritt

8. September 2022

Seit 1990 berechnet die UN den "Index der menschlichen Entwicklung". Der aktuelle Index zeigt: Vor allem die Corona-Pandemie hat die Menschenheit um Jahre zurückgeworfen, 90 Prozent aller Länder weltweit sind betroffen.

Afrika I Infrastruktur und Alltagsleben in Kap Verde
Laut dem Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen haben die Corona-Pandemie und andere Krisen die Entwicklung der Menschheit um fünf Jahre zurückgeworfenBild: Ângelo Semedo/DW

Die Lebensverhältnisse der Menschen haben sich im Jahr 2021 in neun von zehn Ländern verschlechtert. Das geht aus dem "Index der menschlichen Entwicklung" (Human Development Index, HDI) hervor, den die UN-Entwicklungsprogramm (UNDP) jährlich veröffentlicht. Erstmals seit seiner Einführung vor mehr als drei Jahrzehnten ging der globale Index-Wert in zwei Folgejahren zurück. Dies habe die Errungenschaften der vorangegangen fünf Jahre zunichte gemacht, erklärte das UN-Entwicklungsprogramm.

"Verzweiflung, Frustration, Zukunftsangst"

In die Berechnung des seit 1990 erscheinenden Indexes zu den Mitgliedsländern der Vereinten Nationen fließen Kriterien wie durchschnittliche Lebenserwartung, Einkommen, Bildungsniveau und Lebensstandard ein. Ein so flächendeckender Rückgang wie 2021 hat es laut UNDP-Chef Achim Steiner noch nie gegeben - selbst auf dem Höhepunkt der Finanzkrise vor rund zehn Jahren sei nur in rund einem von zehn Ländern der Index zurückgegangen.

Der deutsch-brasilianische Politiker Achim Steiner ist Chef des UN-Entwicklungsprogramms UNDPBild: Kyodo/IMAGO

Wichtigster Auslöser des Rückgangs ist dem Bericht zufolge die Corona-Pandemie. Politische, finanzielle und klimabedingte Krisen hätten ebenfalls dazu beigetragen. Der Rückgang bedeute, "dass wir früher sterben, weniger gut gebildet sind, dass unsere Einkommen sinken", sagte Steiner. Dies führe zu einem verbreiteten Gefühl von "Verzweiflung, Frustration, Zukunftsangst". So beobachteten die Statistiker auch weltweit wachsenden Pessimismus: Sechs von sieben Menschen gäben an, sich unsicher zu fühlen, ein Drittel sagte, dass sie anderen nicht vertrauen.

USA verlieren 21 Plätze

Laut dem neuen HDI-Ranking ist die Schweiz mit einem Index-Wert von 0,962 das höchstentwickelte Land der Welt, nahezu gleichauf mit Norwegen und Island. Deutschland kommt auf 0,942, belegt Rang neun und verliert damit im Vergleich zu 2015 fünf Plätze. Bei der Erstauflage 1990 hatten die Vereinigten Staaten noch geführt, sie kommen jetzt nur noch auf Rang 21. Auf den hintersten Plätzen der 191 untersuchten Staaten liegen Niger, Tschad und Südsudan. 

nob/ww (afp, dpa)

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