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UN: Flüchtlingszentren nicht möglich

17. April 2015

Flüchtlingszentren in Nordafrika sind nach Ansicht der UN keine Option, um Tragödien im Mittelmeer zu verhindern. Italien leitet nach tödllichem Streit auf einem Flüchtlingsschiff Ermittlungen ein.

Flüchtlingsboot im Mittelmeer (Archivfoto: Joker)
Bild: picture alliance/JOKER

Die Gewalt in Libyen mache dort den Aufbau von Zentren für Migranten aus anderen afrikanischen Ländern unmöglich, erklärte der Sprecher des Flüchtlingshilfswerks UNHCR, Adrian Edwards, in Genf. Er sprach von einer hypothetischen Debatte. Die meisten Flüchtlinge, die von Afrika nach Europa gelangen wollten, harrten in Libyen aus.

In dem nordafrikanischen Land herrscht nach dem Sturz des langjährigen Machthabers Muammar al-Gaddafi im Jahr 2011 Chaos und Gewalt. Rivalisierende Parlamente und Regierungen und ihre Milizen kämpfen um die Macht.

Vorstoß de Maizières

Nach unterschiedlichen Schätzungen warten bis zu eine Million Menschen in Libyen auf eine Passage nach Europa. Bundesinnenminister Thomas de Maizière hatte sich angesichts der wiederkehrenden Flüchtlingstragödien im Mittelmeer für Einrichtungen in Transitländern angesprochen, an die sich Flüchtlinge für eine legale Einreise nach Europa wenden könnten.

Die Justiz- und Innenminister der Europäischen Union hatten solche Konzepte diskutiert, sich aber noch nicht auf konkrete Schritte geeinigt. Auch Amnesty International fordert, Flüchtlingen bereits in Nordafrika die Möglichkeit zu geben, Asyl in Europa zu beantragen.

Schon fast tausend Tote

Beim Untergang seeuntauglicher Schlepper-Boote sind im Mittelmeer in den vergangenen Tagen nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration sehr wahrscheinlich 450 Menschen ertrunken. Seit Beginn des Jahres sind laut des UNHCR bereits rund 950 Männer, Frauen und Kinder bei der Passage ums Leben gekommen. In den ersten vier Monaten 2014 seien rund 90 Todesopfer zu beklagen gewesen.

Nach Angaben der italienischen Küstenwache sind in den in den vergangenen sechs Tagen mehr als 11.000 Bootsflüchtlinge in den EU-Staat gelangt. Allein am Freitagmorgen trafen mehr als 300 Flüchtlinge im Hafen von Pozzallo auf Sizilien ein, wie ein Sprecher mitteilte. Eine weitere Gruppe von etwa 90 Flüchtlingen sei auf die vor der Küste Tunesiens gelegene Insel Lampedusa gebracht worden.

Morde aus "religiösem Hass"

Für Entsetzen sorgte in Italien ein Streit auf einem Flüchtlingsschiff, bei dem Muslime offensichtlich zwölf Christen über Boot geworfen hatten. Die Staatsanwaltschaft leitete Ermittlungen gegen 15 mutmaßliche Täter ein. Dem Muslimen werde mehrfacher Mord vorgeworfen, hieß es. Das Schlauchboot der Migranten war nach Angaben der italienischen Polizei mit etwa 100 Menschen am Dienstag von Libyen aus in See gestochen.

Vor Sizilien kam es Zeugenaussagen zufolge zu einem Streit zwischen Christen und Muslimen, in dessen Folge Christen aus Ghana und Nigeria über Bord geworfen wurden. Grund für den Streit sei "religiöser Hass", teilte die Polizei mit. Die mutmaßlichen Täter stammten aus Mali, dem Senegal und der Elfenbeinküste.

Aufsehen erregte in Italien zudem ein dreister Fall von Piraterie im Mittelmeer. Ein italienisches Fischerboot wurde vor der Küste Libyens von einer Gruppe Bewaffneter gekapert. Die italienische Marine griff ein und brachte das Schiff schließlich unter ihre Kontrolle. Es ist bislang nicht klar, ob es sich bei den Angreifern um Militärangehörige oder um Milizionäre aus Libyen gehandelt hatte.

wl/mak (dpa, epd, afp)

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