Der philippinischen Präsidenten Duterte führt einen brutalen Kampf gegen das Drogenmilieu und rühmt sich, auch selbst Menschen getötet zu haben. Die ungewöhnliche Konsultationsempfehlung hat jedoch einen anderen Grund.
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Vor Reportern in Genf machte UN-Menschenrechtskommissar Zeid Ra'ad al-Hussein seinem Ärger über Rodrigo Duterte (Artikelbild) Luft. "Es scheint, dass sich der Präsident der Philippinen einer psychiatrischen Untersuchung unterziehen sollte", sagte Zeid. Er reagierte damit auf die Beschimpfungen Dutertes gegen Sonderermittler der Vereinten Nationen in dem südostasiatischen Land.
Regierung stellt UN-Gesandte unter Terrorverdacht
Laut Berichten in der philippinischen Presse soll der Staatschef die UN-Sonderberichterstatterin für außergerichtliche Hinrichtungen, Agnes Callamard, beschimpft und mit Ohrfeigen bedroht habe. Es sei "absolut skandalös", dass sich ein Staatschef der "vulgärsten Sprache" gegenüber einem "hoch angesehenen" Berichterstatter bediene, sagte Zeid.
Zudem habe das philippinische Justizministerium die UN-Sonderberichterstatterin für die Rechte der indigenen Bevölkerung, Victoria Tauli Carpuz, unter Terrorverdacht gestellt. "Diese Attacken können nicht unbeantwortet bleiben", forderte Zeid, der Duterte zuvor schon vor dem UN-Menschenrechtsrat in Genf scharf angegriffen hatte.
Verbrechen gegen die Menschlichkeit?
Der Internationale Strafgerichtshof prüft seit einem Monat die Aufnahme von Ermittlungen wegen des blutigen Anti-Drogen-Krieges auf den Philippinen. Chefanklägerin Fatou Bensouda will Berichten nachgehen, wonach seit Juli 2016 Tausende mutmaßliche Drogenhändler und -konsumenten getötet wurden. Bei zahlreichen dieser Taten handelt es sich laut Bensouda vermutlich um außergerichtliche Hinrichtungen durch die Polizei.
Dutertes Drogenkrieg im Slum von Manila
Präsident Dutertes extra-legaler Drogenkrieg hat schon Tausende, Schuldige und Unschuldige, Männer und Frauen, das Leben gekostet. Für die Bewohner des Slums "Market 3" ist das Leben dadurch noch härter geworden.
Bild: Reuters/D. Tawatao
Hoffen auf bessere Zeiten
Dieser 28jährige konsumierte und handelte früher mit "Shabu", der in den Philippinen am weitesten verbreiteten synthetischen Droge. 2016 wurde seine Partnerin und Mutter ihrer fünf Kinder von Präsident Dutertes Drogenkommandos erschossen. Jetzt wartet er am Hafen des Slums "Market 3" auf Fischerboote, um ein paar Reste vom Fang zu ergattern. Der Lungenkranke hofft, bald wieder arbeiten zu können.
Bild: Reuters/D. Tawatao
Trauer um eine Tote von vielen
Der weinende Engel eines Straßenkünstlers im Elendsviertel Market 3 markiert die Stelle, wo eine Bewohnerin einen Tag nach ihrer Festnahme während eines Anti-Drogeneinsatzes tot aufgefunden wurde.
Bild: Reuters/D. Tawatao
Ablenkung in der Dunkelheit
Rund 700 Familien wohnen in Market 3 oder Navotas. Der Name stammt aus der spanischen Kolonialzeit. Heute wagen sich die Bewohner nachts aus Angst vor Kriminellen und vor sogenannten "Sicherheitskräften" nicht aus dem Haus. Ein Internet-Laden bietet Zuflucht.
Bild: Reuters/D. Tawatao
Pool im Slum
Tagsüber bietet das Hafenbecken zwischen den Fischerbooten für die Kinder Platz zum Spielen. Dass das Wasser verschmutzt ist, spielt keine Rolle.
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Schlafen in Unsicherheit
Schlafen im Freien oder in den eigenen vier (löchrigen) Wänden - Sicherheit vor dem Zugriff der Drogenpolizei gibt es nicht im Elendsviertel "Market 3". Viele Bewohner haben das Viertel aus Angst vor den sogenannten "Tokhang"-Operationen verlassen, bei denen Sicherheitskräfte an die Tür klopfen und vermeintliche Drogenkriminelle auffordern, sich zu ergeben. Diese Besuche enden oft tödlich.
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Ungewisse Zukunft
"Seit dem Antritt von Präsident Duterte gab es besonders viele Morde hier", berichten Bewohner des Viertels Market 3. "Es ist eine Tragödie, besonders die vielen getöteten Frauen." Ob die Kinder dieser jungen Frauen eine bessere Zukunft haben werden?
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Gefallen im Gefecht mit Islamisten
Der junge Mann auf dem Foto ist der Sohn der Frau in "Market 3". Dieser wurde nicht Opfer von Drogenkommandos. Er ist als Soldat der philippinischen Armee beim Kampf gegen islamistische Aufständische im Süden des Landes gefallen.
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Ein neuer Tag, ein weiterer Toter
Ein weiterer Leichenzug im Viertel Navotas in Manila, im November 2017. Wann erklärt Duterte den Krieg gegen die Drogenkriminalität für beendet?
Bild: Reuters/D. Tawatao
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Diese gibt an, bisher 4000 mutmaßliche Drogenkriminelle getötet zu haben. Menschenrechtsgruppen gehen jedoch davon aus, dass die Zahl etwa dreimal so hoch ist. Duterte hatte das Präsidentenamt am 30. Juni 2016 mit dem Ziel eines unerbittlichen Kampfs gegen das Drogenmilieu übernommen. Mehrmals brüstete er sich in diesem Zusammenhang damit, auch selbst Menschen getötet zu haben.