UN nehmen humanitäre Hilfsflüge wieder auf
3. September 2021UN-Sprecher Stéphane Dujarric sagte am Donnerstag (Ortszeit) in New York, Passagierflugzeuge des Humanitären Flugdienstes der Vereinten Nationen (UNHAS) verbänden derzeit die pakistanische Hauptstadt Islamabad mit Masar-i-Scharif im Norden und mit Kandahar im Süden Afghanistans. Seit dem 29. August hätten bereits drei Flüge nach Mazar-i-Sharif stattgefunden, nun solle der Flugbetrieb weiter intensiviert werden. Außerdem werde eine Luftfrachtbrücke eingerichtet, um beispielsweise medizinische Hilfsgüter dorthin zu transportieren, wo sie am dringendsten benötigt würden.
Dujarric sagte, sobald es die Sicherheits- und die Finanzierungslage erlaubten, wolle der vom Welternährungsprogramm WFP betriebene Flugdienst wieder mehr als 20 Ziele in Afghanistan anfliegen - wie in der Vergangenheit. Mit den UNHAS-Verbindungen solle mehr als 160 Hilfsorganisationen ermöglicht werden, ihre lebensrettenden Aktivitäten in den afghanischen Provinzen fortzusetzen.
Nach dem Abzug der US-Truppen aus Afghanistan und vom Flughafen in Kabul war dieser von den Taliban übernommen worden. Er ist seither nicht mehr in Betrieb. International laufen Bemühungen, wieder Flüge nach Kabul zu ermöglichen, um ausländische Staatsbürger und andere Schutzsuchende aus dem Land auszufliegen.
Außenminister wollen mit Taliban reden
An Gesprächen mit den radikalislamischen Taliban führt dabei kein Weg vorbei - das haben die Außenminister Deutschlands und anderer EU-Staaten bei einem informellen Treffen in Slowenien am Donnerstag deutlich gemacht. Bundesaußenminister Heiko Maas warnte, es drohe eine "humanitäre Katastrophe in Afghanistan". Um den Menschen zu helfen, müsse man "mit den Taliban sprechen". Auch eine diplomatische Präsenz vor Ort sei dafür nötig.
Der luxemburgische Außenminister Jean Asselborn sagte, es gehe "nicht um eine Anerkennung der Taliban". Zentral sei nun die Frage, wie Millionen von Menschen geholfen werden könne. Der österreichische Außenminister Alexander Schallenberg sprach von einem massiven "Misstrauensvorschuss", den die EU den Taliban entgegenbringe. Dennoch seien Gespräche nötig, um Terror-Gefahren abzuwenden. "Afghanistan darf nicht zu einem schwarzen Loch der Sicherheitspolitik werden", betonte er.
China ist überall ein Thema
Nach ihren Beratungen über Afghanistan wollten die Außenminister am Freitag über die Beziehungen zu China und zu den Golfstaaten sprechen.
China kommt den radikalislamischen Taliban nach eigenen Angaben der neuen Machthaber in Afghanistan entgegen. Taliban-Sprecher Suhail Schahin teilte am Freitag im Onlinedienst Twitter mit, Abdul Salam Hanafi, Mitglied des politischen Büros der Taliban in Katars Hauptstadt Doha, habe mit dem chinesischen Vize-Außenminister Wu Jianghao telefoniert. Wu habe in dem Gespräch zugesichert, dass China seine Botschaft in Kabul weiter betreibe und "unsere Beziehungen im Vergleich zur Vergangenheit gestärkt werden". Aus Peking wurden die Angaben zunächst nicht bestätigt.
China hatte sich aber nach dem Machtwechsel in Afghanistan zu "freundlichen und kooperativen" Beziehungen zu den Taliban bereiterklärt. Allerdings erkannte Peking die Taliban bislang nicht offiziell als neue afghanische Regierung an. Die chinesische Regierung ist besorgt, die Islamisten könnten Rebellen der muslimischen Minderheit der Uiguren dabei unterstützen, in der an Afghanistan grenzenden Region Xinjiang gegen die chinesische Führung aufzubegehren.
Andererseits sieht China Experten zufolge in Afghanistan neue Möglichkeiten für Investitionen und die Sicherung wichtiger Rohstoffe wie Kupfer und Lithium. Die Taliban wiederum erhoffen sich demnach von China Investitionen und wirtschaftliche Unterstützung, die von westlichen Ländern nicht zu erwarten ist.
mak/gri (afp, rtr)