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CO2-Emissionen steigen so schnell wie nie

30. Oktober 2017

Die Treibhausgas-Konzentration in der Luft hat 2016 so stark zugenommen wie nie zuvor seit Beginn der Messungen. Als Ursache gilt ein beschleunigter Klimawandel.

Deutschland | Proteste gegen den Abbau von Braunkohle
Immer wieder Proteste gegen Braunkohle-Kraftwerke, die als Klimakiller gelten Bild: picture-alliance/dpa/C. Seidel

Petteri Taalas, der Generalsekretär der Weltwetterorganisation WMO, schlägt Alarm: "Ohne rapide Einschnitte bei CO2- und anderen Treibhausgas-Emissionen steuern wir bis Ende des Jahrhunderts auf gefährliche Temperaturanstiege zu, die deutlich über den Zielen des Weltklimaabkommens von Paris liegen. Künftige Generationen erben einen deutlich unwirtlicheren Planeten." Die UN-Organisation hat gemessen, dass die Treibhausgas-Konzentration in der Atmosphäre noch nie so schnell gestiegen ist wie im vergangenen Jahr.

Vor Klimakonferenz in Bonn 

Das lag neben den wirtschaftlichen Aktivitäten der Menschen auch am Wetterphänomen El Niño mit seinen erhöhten Ozeantemperaturen und Dürren in den Tropen, wie die UN-Meteorologen jetzt in Genf berichteten. Dadurch konnten Ozeane und zum Beispiel Wälder nicht so viel klimaschädliches Kohlendioxid (CO2) aufnehmen wie in anderen Jahren.

Das neue WMO-Treibhausgas-Bulletin dient zusammen mit dem für Dienstag geplanten Bericht des UN-Umweltprogramms (Unep) über Fortschritte bei der Reduzierung der Treibhausgase als Grundlage für die Klimakonferenz in Bonn ab 6. November. Deutschland ist organisatorischer Gastgeber für die Fidschi-Inseln, die die Präsidentschaft innehaben und besonders von der Erderwärmung und dem Anstieg des Meeresspiegels bedroht sind.

Noch wird an den Konferenzeinrichtungen in Bonn letzte Hand angelegt: Hier der COP23-Komplex am Rheinufer hinter dem Gebäude der Deutschen Welle Bild: DW/S.Diehn

Die CO2-Konzentration in der Luft betrug nach Angaben der WMO 403,3 Teilchen pro Million Teilchen (ppm), verglichen mit 400 ppm im Jahr davor. Der jüngste Zuwachsrekord mit deutlich unter 2 ppm stammte aus dem Jahr 2013. 1996 betrug die Konzentration erst 362 ppm. Die US-Klimabehörde NOAA hatte im August für das vergangene Jahr eine CO2-Konzentration von 402,9 ppm gemeldet. Die WMO nähme aber Messungen von doppelt so vielen Stationen wie die NOAA auf, erläuterte WMO-Klimaforscherin Oksana Tarasova.

Geschichte des Planeten 

Bis zu Beginn der Industrialisierung etwa im Jahr 1750 sei die Konzentration mindestens 800.000 Jahre unter 280 ppm geblieben, heißt es in dem Bericht. Das belegen Eisbohrungen, bei denen entsprechend alte Luftblasen entdeckt wurden, die die Messung der damaligen Konzentration möglich machten. Nach Analysen von Fossilien schätzen Forscher, dass es eine so hohe CO2-Konzentration wie heute zuletzt vor drei bis fünf Millionen Jahren gab. Dabei sei es zwei bis drei Grad wärmer gewesen.

Das Eis in Grönland und der West-Antarktis sei geschmolzen und der Meeresspiegel habe zehn bis 20 Meter höher gelegen. Wenn der CO2-Gehalt weiter rapide steige, können das beispiellose Klimaveränderungen auslösen, mit "schweren ökologischen und wirtschaftlichen Störungen", warnt die WMO.

Dramatische Konsequenzen durch Dürren (hier im Norden Kenias)Bild: picture alliance/dpa/epa/S. Morrison

Neben dem Bevölkerungswachstum, intensiverer Landwirtschaft und Abholzung tragen die Industrialisierung und der damit verbundene Einsatz fossiler Brennstoffe zur hohen Treibhausgaskonzentrationen bei. CO2 ist das bedeutendste langlebige Treibhausgas: Die Verbrennung von Kohle, Öl und Gas, die Zementproduktion und andere Industrieprozesse verursachen etwa 70 Prozent aller Treibhausgasemissionen. Die CO2-Konzentration lag nach dem Bericht verglichen mit dem vorindustriellen Niveau 2016 bei 145 Prozent, bei dem zweitwichtigsten Treibhausgas Methan war der Wert 257 Prozent und beim drittwichtigsten, dem Distickstoffoxid (Lachgas), 122 Prozent.

Der weltweite Ausstoß von CO2 ist zwar in den vergangenen drei Jahren praktisch auf gleichem Niveau geblieben. Aber die Konzentration in der Atmosphäre wächst auch bei einem gleichbleibend hohen Ausstoß.

Der Rest gelangt in die Atmosphäre...

Vom ausgestoßenen CO2 wird derzeit etwa ein Viertel von Ozeanen aufgenommen, die dabei saurer werden. Ein weiteres Viertel speichert die Biosphäre, zum Beispiel Bäume und Böden. Der Rest gelangt in die Atmosphäre. Dieser so genannte Strahlungsantrieb, der die klimarelevanten Wirkungen der Treibhausgase bemisst, sei seit 1990 um 40 Prozent gestiegen, davon allein 2016 um 2,5 Prozent, heißt es in dem Bericht. CO2 sei für 80 Prozent des Anstiegs seit 1990 verantwortlich.

SC/mak (dpa, afpe)

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