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Meeresschutz: Deutschland lobt "Aktionsplan von Nizza"

14. Juni 2025

Die dritte UN-Ozeankonferenz hat einen Aktionsplan für einen verstärkten Schutz der Weltmeere erstellt. Bundesumweltminister Carsten Schneider zeigt sich zufrieden, Umweltschützer sind da etwas zurückhaltender.

Visualisierung der Erde - Blick auf dem Weltall
Ein Großteil der Erde ist von Ozeanen bedecktBild: Jens Knappe/360-Berlin/picture alliance

Die Ozeankonferenz der Vereinten Nationen in Frankreich hat dem Meeresschutz aus Sicht von Deutschlands Umweltminister Carsten Schneider einen wichtigen Schub gegeben: Sie habe den "Meeresschutz deutlich vorangebracht, trotz geopolitisch schwieriger Lage", sagte Schneider zum Abschluss des fünftägigen Treffens in Nizza.

Die Bundesregierung verpflichtete sich nach Auskunft Schneiders, mehrere bereits laufende Programme fortzusetzen, insbesondere das Bergen und Vernichten von Altmunition aus der Nord- und der Ostsee. Dazu soll ein deutsch-französisches Expertenteam gegründet werden.

Bis zum Jahr 2031 will Deutschland knapp 100 Millionen Euro in den Erhalt und die Wiederherstellung von Salzwiesen, Seegraswiesen und Algenwäldern investieren. Dadurch sollen die CO2-Speicherfähigkeit und die Widerstandskraft der Meere gestärkt werden, wie es hieß.

Bundesumweltminister Carsten Schneider (SPD) in NizzaBild: Sascha Hilgers/dpa/picture alliance

Die internationale Staatengemeinschaft arbeitete einen "Aktionsplan von Nizza" aus. Er ist eine Sammlung von Selbstverpflichtungen der einzelnen Länder. Die von ärmeren Inselstaaten geforderten massiven Finanzzusagen blieben jedoch aus.

Einige zentrale Punkte der UN-Ozeankonferenz im Überblick:

  • Tiefseebergbau

Angesichts des Alleingangs der USA, die den umweltschädlichen Tiefseebergbau vorantreiben wollen, forderten 37 Staaten in Nizza eine vorsorgliche Pause für diese Praxis. Auch Deutschland unterstützt ein entsprechendes Moratorium. "Wir wissen einfach noch zu wenig über die potenziellen Schäden", betonte Bundesminister Schneider. Mehrere Großbanken kündigten an, Projekte im Tiefseebergbau nicht zu finanzieren.

Aktivisten platzieren ein Banner mit der Aufschrift "Stoppt den Tiefseebergbau!" in der Arktis (im September)Bild: Greenpeace/Bianca Vitale

US-Präsident Donald Trump hatte im April ein Dekret unterzeichnet, um den Abbau von Mineralien am Meeresboden zu ermöglichen, der bislang nicht gesetzlich geregelt ist. Der Tiefseebergbau droht die Artenvielfalt zu zerstören, klimaschädliches CO2 freizusetzen und Schwermetalle in die Nahrungskette zu bringen.

  • Schutz der Hochsee

Die Hohe See macht etwa 60 bis 70 Prozent der Ozeane aus, doch noch gibt es in den internationalen Gewässern kaum Regelungen. Das Hochseeschutzabkommen, das die Vereinten Nationen vor zwei Jahren verabschiedet haben, soll das ändern. Es bildet unter anderem die Grundlage dafür, um große Schutzgebiete auszuweisen. Damit das Abkommen aber in Kraft treten kann, müssen es mindestens 60 Staaten ratifizieren.

Entgegen den Befürchtungen von Umweltorganisationen kam die internationale Staatengemeinschaft diesem Ziel in Nizza zumindest deutlich näher. Mehr als ein Dutzend Staaten ratifizierten das Abkommen zu Beginn der UN-Konferenz. Damit fehlen nur noch einige wenige Länder bis zur 60er-Marke. Sie dürfte nach Einschätzung von Experten spätestens im September erreicht werden.

  • Kampf gegen Plastikmüll

Auf der Konferenz in Nizza schlossen sich 95 Staaten zusammen und forderten, die Herstellung von Primärkunststoffen zu begrenzen. Sie sprachen sich zudem dafür aus, dass Länder verpflichtet werden sollten, über die Produktion sowie die Ein- und die Ausfuhr von diesen Stoffen Bericht zu erstatten.

Von der Organisation "The Ocean Cleanup" gesammelter Plastikmüll (Archivfoto)Bild: Cover-Images/IMAGO

Im August will die internationale Staatengemeinschaft in Genf in der Schweiz erneut über ein Abkommen gegen die Vermüllung der Ozeane beraten. Ende vergangenen Jahres waren entsprechende Verhandlungen in Südkorea ohne Einigung zu Ende gegangen.

  • "Mission Neptun"

In Nizza wurde zudem ein internationales Ozean-Forschungsprogramm namens "Mission Neptun" beschlossen. "Der Ozean ist bis heute weniger erforscht als der Mond oder der Mars", heißt es im Abschlusstext. Künftig solle jährlich ein Zustandsbericht der Weltmeere vorgelegt werden, um Politiker und Zivilgesellschaft zu informieren.

"Prüfstein" für die Staaten

"Auf der Konferenz war ein ehrliches Bekenntnis der Staaten zum Schutz und zur nachhaltigen Nutzung der Meere zu erkennen", erklärten Umweltschützer in einer gemeinsamen Stellungnahme. Das Ergebnis müsse sich nun daran messen lassen, wie ambitioniert die Mitgliedstaaten die Beschlüsse in nationale Politik umsetzten.

So mahnte etwa "OceanCare"-Geschäftsführerin Fabienne McLellan: UN-Ozeankonferenzen seien Prüfsteine dafür, ob die Staatengemeinschaft die selbst gesetzten Ziele zum Schutz der Meere bis 2030 erreichen könne. "Dazu gehören die messbare Reduktion der Meeresverschmutzung sowie der Übergang zu nachhaltigen Methoden in der Fischerei. Von diesen Zielen sind wir jedoch noch weit entfernt."

Die nächste UN-Ozeankonferenz soll 2028 stattfinden.

wa/AR (dpa, afp)

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